Mein Partner will keinen Sex mehr!
von Dr. phil. Sonja Deml | 19. Juli 2022
Wenn ein Partner keinen Sex mehr haben möchte, kann die Beziehung darunter leiden. Hier finden Paare Infos über die Hintergründe und Tipps…
Manche Paare entscheiden sich bewusst gegen Sex und oftmals erreicht die Partnerschaft dadurch für sie eine höhere Qualität. Wenn jedoch nur ein Partner keinen Sex mehr möchte, kann das die Paarbeziehung belasten, denn der andere fühlt sich vielleicht abgelehnt und sucht die Gründe für den Sexverzicht bei sich. Doch es gibt viele Ursachen, warum ein Partner keine Lust mehr auf Sex hat.
Sexuelle Appetenzstörung
Mit sexueller Appetenzstörung ist die unwillentliche Abnahme bzw. der Mangel von sexuellem Verlangen gemeint. Dieses ist nicht pathologisch, allerdings tragen somatische und psychische Prozesse dazu bei und der daraus resultierende Leidensdruck kann krank machen.
Sexuelle Unlust bei Männern
Hat ein Mann keine Lust auf Sex, kann das körperliche Ursachen haben. Womöglich ist sein Hormonhaushalt im Ungleichgewicht, er hat Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder er ist zu erschöpft. Sexuelle Unlust kann auch psychische Ursachen haben wie Minderwertigkeitskomplexe, Traumata oder Depressionen. Auch verschiedene pharmazeutische Produkte, Alkohol oder Drogen können sich negativ auf die männliche Libido auswirken. Das betrifft auch Frauen.
Manche Männer haben keine Lust auf Sex während der Schwangerschaft ihrer Partnerin. Plötzlich scheuen sie Geschlechtsverkehr, weil sie zum Beispiel das Ungeborene nicht gefährden wollen (die Fruchtblase könnte platzen, Keime könnten eindringen usw.) oder sie die Vorstellung, ihr Kind bekommt ihren Penis zu spüren, abschreckt.
Stress ist ein häufiger Grund für sexuelle Unlust bei Männern. Allerdings können manche Männer beim Sex Stress abbauen. Wiederum kann das bei ihren Partnerinnen Unlust erzeugen.
Die Gründe für Lustlosigkeit bei Frauen
Bei Frauen liegt dem Problem häufig Überforderung durch die Mehrfachbelastung des Alltags zugrunde. Sie fühlen sich ausgelaugt und möchten abends nur noch schlafen. Manchmal gibt es auch gesundheitliche Gründe wie Schmerzen, Hormonchaos oder Libidoverlust nach einer traumatischen Geburt. Zu den psychischen Ursachen zählen depressive Verstimmungen, posttraumatische Belastungsstörung, Trauer oder zu viel Druck des Partners. Manchmal mögen Frauen auch die Sexpraktiken ihres Partners nicht. Für einige ist es leichter zu sagen: „Ich will keinen Sex“ als „Ich mag deinen Sex nicht“, um den Partner nicht zu verletzen. Umgekehrt können auch Männer dieses Problem haben.
Tipps für Paare
Zunächst sollte niemand seinem Partner Vorwürfe machen oder ihn unter Druck setzen. Das bewirkt genau das Gegenteil. Trotzdem sollte jeder offen über seine Gefühle sprechen ohne dafür bewertet zu werden. Dann kann das Paar versuchen, die wahren Ursachen der Lustlosigkeit herauszufinden und überlegen, wie es damit umgehen will. Oftmals kann es helfen, aus dem Alltag auszubrechen und so für neue Impulse zu sorgen. Stellt sich der Sex wieder ein, ist das erfreulich, doch niemand sollte Sex aus Mitleid mit dem Partner haben oder gar zum Sex gezwungen werden. Statt sich auf das Sexproblem zu fokussieren, sollte das Paar die Aufmerksamkeit lieber auf die Dinge lenken, die gut funktionieren.
Ist der Leidensdruck allerdings hoch, kann eine Paarberatung oder -therapie helfen. Denn oft resultieren aus dem Problem weitere Schwierigkeiten, wenn sich der Partner abgelehnt, unattraktiv, nicht mehr begehrenswert fühlt und dadurch den Sex überbewertet. Aber auch Angst vor Fremdgehen, Trennung oder Scheidung können die Beziehung gefährden. Durch professionelle Hilfe lernt ein Paar auch zu akzeptieren, dass sich das Sexleben ständig den Lebensumständen anpassen muss und das gelingt in den wenigsten Fällen reibungslos. Außerdem ändert sich unser Verlangen nach Sex im Laufe des Lebens. In jüngeren Jahren sind oftmals die Männer fordernder, später eher die Frauen. Grundsätzlich können Paare aber wieder zu einer befriedigenden Sexualität finden.
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Foto: Womanizer Toys – Unsplash
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