Haben Männer auch einen Zyklus?
von Dr. phil. Sonja Deml | 16. August 2015
Forscher fanden heraus, dass es bei Männern Parallelen zum weiblichen Zyklus gibt. Insbesondere können Männer ihren Zyklus auf den ihrer Partnerin anpassen.
Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Anhänglichkeit, keine Lust auf Sex, große Lust auf Sex – all das wird bei Frauen oftmals auf ihre Tage zurückgeführt. Bei Männern können all diese Symptome auch auftreten. Aber haben Männer deshalb auch einen Zyklus? Ja, sagen Forscher. Männer menstruieren zwar nicht, aber sie haben Hormone, Hormonschwankungen und so etwas wie einen Zyklus. Doch man muss differenzieren: Sämtliche Männer haben einen Tageszyklus und einige Männer haben zusätzlich einen Monatszyklus – für eine gewisse Zeit zumindest. Tja, wenn Männer auch ihren Zyklus haben, kommen sie dann auch mal in die Wechseljahre?
Der männliche Zyklus
Ein Forscherteam um die österreichische Verhaltensbiologin Katharina Hirschenhauser entdeckte vor einigen Jahren Sensationelles: Männer, die in einer innigen Beziehung mit ihrer Partnerin leben und eine Familie gründen möchten, zeigen in ihrem Hormonstatus und in ihrem Sexualverhalten einen ca. 28-tägigen Zyklus, der genau auf den Zyklus ihrer Partnerin abgestimmt ist. Die Testosteronspitzen des männlichen Zyklus fielen in der Untersuchung mit als besonders aufregend beschriebenem Sex zusammen und der Sex fand genau in der fruchtbaren Phase der Partnerin statt. Männer können somit ihre Hormone und ihren Zyklus quasi durch ihre Einstellung und ihr Verhalten beeinflussen. Diese Männer mit Kinderwunsch gehen sehr sensibel auf ihre Partnerin ein, was nicht nur ihren Hormonhaushalt beeinflusst, sondern letztendlich auch der Beziehung gut tut. Sie zeigen Einfühlungsvermögen und das wird mit häufigerem Sex belohnt.
Der Tageszyklus des Mannes
Die hormonelle Lage des Mannes schwankt aber nicht nur innerhalb einiger Wochen sofern ein Kinderwunsch vorhanden ist. Vielmehr unterliegt der männliche Zyklus mehrmals täglich gewissen Schwankungen. Die Testosteronkonzentration des Mannes ändert sich nämlich öfters am Tag. Das wiederum wirkt sich auf seine Stimmung und auf sein Verhalten aus. Gegen 6h morgens steigen der männliche Cortisolspiegel sowie der Testosteronspiegel stark an. Eine frühmorgendliche Erektion ist das Resultat und der schwungvolle Einstieg in den männlichen Tageszyklus. Testosteron und Cortisol aktivieren den Mann insgesamt und er ist bis mittags am leistungsfähigsten. Nachmittags folgt dann die Talfahrt, der Mann wird unkonzentrierter, sanftmütiger und auch freundlicher. Die perfekte Zeit, um beim Chef nach einer Gehaltserhöhung zu fragen! Am Abend sinkt der Testosteronspiegel auf den Tiefstand. Der Mann wird müde und möchte sich entspannen. Johannes Huber ist ein österreichischer Experte für Hormonfragen und ihm zufolge eignet sich der männliche Zyklus am besten für Sex in der Früh. Abends können Paare entspannt miteinander reden und weil der Mann am Abend nicht mehr viel rumdiskutieren möchte, kann die Partnerin ihre Wünsche ab 19h am besten durchsetzen. Dann schläft sie zufrieden ein und er freut sich schon wieder auf den Morgensex…
Quelle: Ohl, Sabeth/Dignös, Eva (2015): Die Zyklusstrategie: Weibliche Power-Potenziale erkennen und Tag für Tag nutzen Piper Verlag, München, Berlin
Die Wechsejlahre des Mannes
Seit einigen Jahren ist bekannt, dass nicht nur Frauen, sondern auch Männer ab ihrem 40. Geburtstag in die Wechseljahre kommen. Die Wechseljahre machen sich auch bei Männern durch Veränderungen im Hormonhaushalt bemerkbar. Hormonveränderungen können sich auf den Körper und auf die Psyche auswirken. Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Antriebslosigkeit, Hitzewallungen, Gereiztheit, Haarausfall, sexuelle Unlust, Erektionsstörungen, aber auch die Suche nach ihrer verlorenen Jugendlichkeit und die Suche nach Bestätigung in Form sexueller Abenteuer können Symptome der männlichen Wechseljahre sein. Mann und Frau sind also doch nicht so verschieden, wie wir oftmals denken…
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Die Zeitschrift MAX berichtete in den 90ern über männliche Zyklen im Laufe eines Monats und unterschied dabei einen sexuellen, einen intelektuellen und einen emotionalen Zyklus. Dabei wurde auch erwähnt, dass es in der Schweiz Kliniken gab, die auf Grund diesbezüglicher Erkenntnisse nicht lebensnotwendige Operationen auf diesen indiduellen Rhythmus abstimmten und gegebenenfalls verschoben, weil die Rekonvaleszenz je nach Zeitpunkt innerhalb des Zyklus besser oder schlechter ist. Meine Selbstbeobachtungen bestätigten diese Erkenntnisse. Ich stellte fest- und das gilt bis heute -, dass es unabhängig von einer Partnerschaft innerhalb eines Monats eine Woche gibt, in der die sexuelle Spannung extrem hoch ist, so daß das Bedürfnis zu einem Orgasmus bis zu drei Mal täglich da ist. Dann gibt es eine Woche, in der Lust völlig inexistent ist. Ebenso ausgeprägt sind innerhalb eines Monats Phasen von Selbstsicherheit und Unsicherheit. In ersterer bewege ich mich gern und mühelos in der Öffentlichkeit, fühle mich jeder Situation gewachsen und “unangreifbar”, bin gelassen, eloquent und kommunikativ, in der “schwachen” Phase bin ich rückzüglerisch, will ich mein Nest nicht verlassen, fühle mich schutz- und zärtlichkeitsbedürftig, unsicher, verletzlich, scheue den Kontakt mit anderen Menschen. Auch die Anfälligkeit fürs Krankwerden ist dementsprechend unterschiedlich. In der “starken” Phase werde ich Symptome einer Erkältung innerhalb weniger Stunden durch Einsatz homöopathischer Mittel wieder los, in der “schwachen” Phase kann es Tage dauern. Empathiefähigkeit und als Gegenpol Egoismus und Rigidität kann ich ebenfalls Zeiten innerhalb eines Monats zuordnen und die negative Wirkung der letzteren beiden durch bewußtes Registrieren abmildern oder sogar verhindern. Ich kann sagen, dass dieser damalige Artikel bahnbrechend war. Durch ihn lernte ich, mich und andere besser zu verstehen und scheinbar Widersprüchliches, erstmal Verwirrendes in der Eigenwahrnehmung und der anderer als dem Menschen geschlechtsunabhängig immanent zu begreifen. Seltsamerweise erreichten diese dem damaligen Artikel zugrunde liegenden Erkenntnisse keine größere Öffentlichkeit, obwohl sie bahnbrechend sind für das Verstehen des Selbst, für das gegenseitige Verstehen von Männern und Frauen und für die Auflösung von Geschlechterklischees.