Alleinerziehend: Mein neuer Partner ist eifersüchtig auf mein Kind!
von Dr. phil. Sonja Deml | 12. November 2018
Ist der neue Partner auf das Kind aus einer früheren Beziehung eifersüchtig, hat die Patchworkfamilie ein Problem. Wie kann man mit der Eifersucht umgehen?
Je mehr Partnerschaften wir bereits hinter uns haben, desto mehr Beziehungsgeschichten tragen wir in uns und nicht selten werden wir von einem Kind aus einer früheren Paarbeziehung begleitet. Alleinerziehende Mütter und Väter spüren bei der Partnersuche oftmals, dass andere Singles mit ihrem Nachwuchs ein Problem haben. Umso größer ist dann die Freude, wenn man endlich den passenden Partner gefunden hat. Aber leider kann sich beim Zusammenleben als Patchworkfamilie dann doch Eifersucht einstellen.
Die Entstehung von Eifersucht aufs Kind des Ex-Partners
Eifersucht entsteht dann, wenn sich der Betroffene zurückgesetzt fühlt. Je nach Persönlichkeit, Selbstbewusstsein und bisherigen Erfahrungen kann sich bei Eifersüchtigen dieses Gefühl schneller einstellen als bei anderen Menschen. In der Regel steht das Kind an erster Stelle und nicht der neue Partner. Dies zu spüren macht einigen zu schaffen, wollen sie doch die Nummer eins sein.
Gründe für die Eifersucht
Wenn der Partner bereits ein Kind hat, fühlen sich manche, als würden sie ständig mit dem früheren Leben ihres Partners konfrontiert werden. Der abwesende Elternteil ist gleichzeitig der Ex-Partner und scheint irgendwie präsent zu sein. Schließlich sind getrennte Eltern immer noch durch das Kind verbunden und halten in der Regel Absprachen bzgl. Besuchswochenenden, aufzuteilenden Feiertagen und Geburtstagen, Ferienzeiten, Kindergarten- und Schulveranstaltungen, Elterngesprächen mit Lehrern etc. Vielleicht erzählt das Kind (begeistert) von der abwesenden Mama oder dem abwesenden Papa. Der Partner frägt das Kind, wie es mit Mama bzw. Papa auf dem Spielplatz war, wie die Geburtstagsfeier bei Opa lief und was sie im Urlaub so alles erlebt haben. Das kann Eifersucht hervorrufen, wenn der neue Partner nicht mitreden kann. Er fühlt sich ausgeschlossen und manchmal sogar ungeliebt.
So zeigt sich Eifersucht aufs Kind des Partners
Eifersucht kann das logische Denken vernebeln und die Betroffenen können Ereignisse nicht mehr sachlich beurteilen, sondern fühlen sich im fortgeschrittenen Stadium aus nichtigen Anlässen zurückgesetzt. Manchmal intrigieren die Eifersüchtigen gegen das Kind mit dem Ziel, einen Keil zwischen die Eltern-Kind-Beziehung zu treiben. Sie hoffen, der Partner würde sich von seinem Kind abwenden. Die Eifersüchtigen können bzw. wollen keine positive Beziehung zu dem Kind aufbauen, sondern lehnen es völlig ab und betrachten es in schlimmen Fällen als unüberwindbares Problem, das die Partnerschaft gefährdet.
Wie mit Eifersucht aufs Kind umgehen?
Im Anfangsstadium macht es noch Sinn, mit dem eifersüchtigen Partner darüber zu sprechen und seine Gefühle ernst zu nehmen. Man kann zusammen überlegen, welche Situationen die Eifersucht auslösen und ob sich diese entschärfen lassen. Rasches Erkennen der Situation und Handeln ist gefragt, denn je mehr sich die Lage zuspitzt, desto mehr werden die Beziehungen untereinander vergiftet. Ferner sollte man herausfinden, ob die Eifersucht auf das Kind oder auf den Ex-Partner gerichtet ist, der in Form des Kindes indirekt immer präsent ist, wenn das Kind ihm vielleicht ähnlich sieht oder ähnliche Verhaltensweisen zeigt.
Eine Familienberatung oder –therapie kann individuell ganz gut helfen wenn es darum geht, die Gründe für die Eifersucht herauszufinden und daran zu arbeiten. Wenn der neue Partner aber trotz vermehrter Aufmerksamkeit und neuen Regeln nicht zufrieden ist oder sogar die Entscheidung „dein Kind oder ich“ verlangt, wird eine Trennung die Lösung des Problems sein. Dann handelt es sich nicht mehr um eine nachvollziehbare Eifersucht, sondern um krankhafte Eifersucht und so lange diese nicht therapiert ist, müssen alle nur darunter leiden und das unschuldige Kind kann einen enormen psychischen Schaden davontragen.
Foto: Fxquadro – Fotolia.com
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