Partnerschaft: Wenig Sex und trotzdem glücklich?
von Dr. phil. Sonja Deml | 23. Oktober 2017
Es ist völlig normal, wenn die sexuelle Lust im Laufe der Partnerschaft abnimmt. Wenig Sex kann sogar auf eine stabile Beziehung hindeuten…
Kaum ist die Zeit der ersten Verliebtheit vorbei und die Liebe hat sich eingestellt, verflüchtigt sich oft schon der leidenschaftliche Sex. Sexflauten und die rasch abnehmende Lust auf Sex sind in vielen Partnerschaften ein Problem. Dabei ist das alles völlig normal und es kann sogar ein Indiz für eine stabile Partnerschaft sein.
Wie oft haben Paare Sex?
Das ist ganz unterschiedlich. Manche haben oder hätten am liebsten mehrmals täglich Sex, anderen hingegen reicht es deutlich seltener. Nach einer aktuellen Studie von ForscherInnen des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften in Mannheim und der Ludwig-Maximilians-Universität in München (veröffentlicht im Fachblatt Social Science Research) lässt die Leidenschaft deutscher Paare nach den ersten gemeinsamen Wochen bereits deutlich nach. Danach geht es immer weiter abwärts bis der Tiefpunkt nach sechs bis acht Jahren erreicht ist. Die Professorin Kirsten von Sydow befragte Paare im Rahmen einer eigenen Studie zu diesem Thema: Im Schnitt haben Paare sieben Jahre nach der Geburt ihres ersten Kindes ein bis zwei Mal pro Monat Sex (Quelle: Apotheken Umschau).
Seltener bzw. langweiliger Sex
Eine erfüllte Partnerschaft entsteht nicht allein durch Sex. Paare schweißen mehrere andere Faktoren wie zum Beispiel die 5:1-Regel zusammen. Aus Sicht von Sexualwissenschaftlern wie der Paartherapeutin Kirsten von Sydow kann seltener und langweiliger Sex sogar ein Indiz für eine stabile Partnerschaft sein. Man ist im Bett quasi ein eingespieltes Team. Routinen können für Sicherheit sorgen, man muss nicht mehr den leidenschaftlichen Liebhaber geben und kann ganz man selbst sein. Doch viele Paare sind verunsichert und haben Zweifel, ob der Partner einen überhaupt noch liebt bei so wenig und so eingespieltem Sex. Die Medien vermitteln schließlich ein anderes Bild von leidenschaftlichem Sex. Ob der Partner vielleicht jemand anderen hat, der ihm mehr im Bett bietet? Solche Zweifel oder das Gefühl, dass einer mehr oder anderen Sex will, können zu Problemen werden.
Über das Thema Sexualität mit dem Partner sprechen
Es ist gar nicht so einfach, mit dem Partner über sexuelle Themen zu sprechen, schließlich zeigen wir uns hier von unserer intimsten und zugleich sehr verletzlichen Seite. Dabei ist es enorm wichtig, seine sexuellen Wünsche und Vorlieben, Ängste und Sorgen diesbezüglich zu kommunizieren. So lässt sich viel sexueller Frust vermeiden. Das Gespräch sollte in einem ruhigen Moment und in einer entspannten Atmosphäre stattfinden, wenn das Paar ungestört und der Partner dazu bereit ist. Damit der Einstieg gelingt, kann man zunächst sagen, was einem gut gefällt und dann negativere Aspekte ansprechen. Es ist aber auch möglich, den Partner eingangs zu fragen, wie zufrieden er überhaupt im Bett ist, ob ihm sexuell etwas fehlt usw. Kann man es dem Partner einfach nicht sagen, so bietet sich auch ein Brief an, in dem man über seine Gefühlslage schreibt. Paarberatung oder Paartherapie als professionelle Unterstützung kann genauso hilfreich sein, damit aus Frust bald wieder Lust wird.
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