Nähe in der Partnerschaft macht Lust auf Sex!
von Dr. phil. Sonja Deml | 20. Oktober 2018
Im Laufe einer Partnerschaft kann die sexuelle Lust nachlassen. Schuld daran ist nicht die Nähe, denn diese kann sich positiv aufs Sexleben auswirken.
Es ist völlig natürlich, dass die Erotik und die Sexualität im Laufe einer langjährigen Paarbeziehung nachlassen kann. Das anfängliche Feuer sprüht keine Funken mehr, sondern verbreitet eine gemütliche Wärme. Das Paar kommt sich mit den Jahren immer näher, wird sich vertraut und eine gewisse Routine stellt sich ein. Diese Nähe wird manchmal leider mit Langeweile verwechselt. Stellt sich Langeweile tatsächlich ein, kann leidenschaftlicher Sex schwierig werden. Sind sich die Partner jedoch nah verbunden und erhalten ihre Liebe lebendig, kann diese Nähe sogar ziemlich stimulierend wirken.
Die Phasen der Liebe
Beziehungen entwickeln sich und aus Verliebtheit wird Liebe. Zunächst können die Verliebten kaum von sich lassen, empfinden eine tiefe Sehnsucht nach dem anderen und möchten ihm körperlich nahe sein. Der Partner wird oftmals idealisiert, indem die positivsten Eigenschaften in ihn projiziert werden. Neigt sich die Verliebtheit dem Ende zu, werden diese Projektionen weniger und der Partner wird so wahrgenommen, wie er tatsächlich ist. Dann setzt sich das Paar intensiv auseinander, jeder muss seine Rolle finden, Schattenseiten treten hervor und erste Diskussionen, Streitigkeiten und Verunsicherungen entstehen. In dieser Phase sinkt übrigens die Koitushäufigkeit – anderes ist jetzt wichtiger, man muss sich intensiv auf einer anderen Ebene kennenlernen. Dann wächst die Verbundenheit, indem das Paar vertrauter wird und Gemeinsamkeiten erkennt. Die nächste Phase ist von Ruhe gekennzeichnet. Die Partner können sich entspannen und jetzt kommt eine kritische Phase: Entweder die Partner werden träge und nachlässig, das bedeutet eine langweilige Beziehung und der Alltagsstress bekommt die Chance, ein richtiger Liebeskiller zu werden. Oder die Partner nutzen die Ruhe, die ihnen gut tut, um Vertrautheit – noch mehr Nähe – aufzubauen.
Vertrautheit ist gut fürs Sexleben
Zu viel Nähe gilt als Liebestöter, doch zu wenig davon ist auch nicht gut. Erst wer sich verbunden fühlt, kann sich so richtig nahe kommen und nicht nur oberflächlichen, hemmungslos anmutenden Sex genießen, sondern leidenschaftlichen, tiefen Sex erleben. Das funktioniert dem Paartherapeuten Hans Jellouschek nach am besten durch wechselseitige Hingabe, auch im körperlichen Bereich. Liebe braucht körperliche und seelische Nähe. Wenn sich ein Paar nahe steht und diese Nähe genießt, fällt es den Partnern leichter, sich unverhüllt, also nackt und von seiner intimsten Seite zu zeigen und sich beim Sex gehen zu lassen. Das Gefühl, dass einen der Partner genauso annimmt, begehrt und liebt, wie man ist, birgt eine enorme Erfüllungstiefe, sagt der Sexualpsychologe Christoph Ahlers. Nähe ist also ein guter Indikator für eine tiefe Beziehung und ein erfülltes Sexleben, denn sie vermittelt uns Sicherheit und mit dieser Sicherheit fällt es uns leichter, uns dem Partner hinzugeben. Unsicherheit hingegen erschwert es auf den Partner zuzugehen, ihn zu verführen und ihm seine sexuellen Wünsche mitzuteilen.
Zum Weiterlesen: Mehr Leidenschaft durch Veränderung
Quelle: Krase, Michael (2018): Lust durch Nähe. In: Psychologie heute vom Juli 2018
Foto: frameworks2014 – Fotolia.com
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