Kinder kommen immer früher in die Pubertät
von Dr. phil. Sonja Deml | 22. Januar 2019
Die Pubertät setzt heutzutage früher ein. Ursachen dafür können Körpergewicht und Hormonstatus der Kinder sein. Alles über die frühe Pubertät liest du hier…
Viele Eltern sind besorgt wenn ihrer Tochter im Grundschulalter schon Brüste wachsen oder der Sohn mit 10 Jahren bereits einen Stimmbruch hat. Dass die Pubertät so früh beginnt, ist inzwischen keine Seltenheit mehr. Vielmehr ist dieses Phänomen immer öfter zu beobachten und es gibt inzwischen Hinweise auf die möglichen Ursachen der frühen Pubertät.
Pubertät beginnt immer früher
Laut dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts lag das Durchschnittsalter für die erste Periode 2007 bei Mädchen in Deutschland bei 12,8 Jahren. Vor rund hundert Jahren setzte die erste Periode 2 bis 3 Jahre später ein. Ähnlich könnte es sich mit dem Stimmbruch verhalten. Warum das so ist, können Wissenschaftler noch nicht eindeutig erklären, denn dazu wären Langzeitstudien nötig. Doch es gibt einige Erklärungsversuche.
Gewichtszunahme bei Kindern als Grund für eine frühe Pubertät
Eine mögliche Ursache für den vorgeschobenen Beginn der Pubertät könnte in der Gewichtszunahme der Kinder liegen: Das Hormonsystem im Körper verändert sich und das Gehirn schüttet Hormone aus, die für die Bildung der Sexualhormone in den Eierstöcken und in den Hoden verantwortlich sind. Viel Fettgewebe führt zur früheren Reifung und wenn Kinder aufgrund einer schlechten Ernährung, Schlaf- und Bewegungsmangel, aber auch wegen langen Bildschirm- bzw. Online-Spielzeiten an Gewicht zulegen, wird die Pubertät schneller angekurbelt. Der gegenteilige Effekt zeigt sich übrigens bei magersüchtigen Kindern. Bei ihnen setzt die Pubertät spät ein bzw. die Monatsblutung bleibt sogar aus.
Hormonaktive Substanzen führen zur frühen Pubertät
Bereits in der Schwangerschaft ist das ungeborene Kind mit endokrinen Disruptoren belastet. Das sind hormonaktive Substanzen, die sich in Kunststoffen und Kosmetikprodukten finden. Die Belastung geht nach der Geburt weiter, wenn bestimmte Schnuller, Zahnbürstchen usw. verwendet werden. Es sind in Deutschland extrem viele Plastik- bzw. Babyprodukte schadstoffbelastet! Durch die hormonaktiven Substanzen werden mehr Fettzellen produziert. Dafür geht die Produktion der Muskel- und Knochenzellen zurück, so der Endokrinologe Josef Köhrle. Der Körper ist im Ungleichgewicht und die Pubertät wird früher angekurbelt.
Probleme mit der frühen Pubertät
Bei vielen Kindern ist die Pubertät mit enormen Problemen verbunden: Gefühls- bzw. Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression und körperliche Schmerzen belasten die Kinder. Hänseleien, sexistische Bemerkungen oder gar Mobbing belasten die Pubertierenden. Außerdem kann es mit dem Ende der Pubertät zu einem Wachstumsstillstand beim Kind kommen. Setzt die Pubertät also früh ein, endet das körperliche Größenwachstum entsprechend eher. Früh-, aber auch Spätentwickler leiden besonders darunter und haben ein erhöhtes Risiko für soziale und emotionale Anpassungsstörungen laut der Entwicklungspsychologin Michaela Riediger. In extremen Fällen werden die Kinder von Selbstmordgedanken geplagt oder setzen diese sogar um!
Fazit: Am besten für das gesunde Wachstum der Kinder und Jugendlichen ist eine ausgewogene Ernährung, Bewegung an der frischen Luft und ausreichend Schlaf. Die Zeit am Smartphone oder anderen Online-Medien sollte so kurz wie möglich sein und Plastik sollte vermieden werden. All das macht Kinder gesünder und glücklicher!
Zum Weiterlesen: Kluge Eltern, gesunde Kinder
Quelle: Metz, Elena/Réthy, Laura (2018): Die frühe Pubertät. In: Ostthüringer Zeitung vom 16.8.2018, S. 19
Foto: stockaboo – Fotolia.com
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