Teenager: Grenzen setzen in der Pubertät
von Dr. phil. Sonja Deml | 4. September 2017
Die Pubertät bedeutet manchmal Konflikte zwischen Eltern und Kind. Doch wie setzt man Teenagern Grenzen, damit der Familienfrieden sichergestellt ist?
Leider kursieren über das Thema Grenzen setzen einige Irrtümer, denn oft wird es mit autoritärem Machtgebaren gleichgestellt. Jeder Mensch braucht seine Freiheit, aber auch eine Grenze, innerhalb derer er sich möglichst individuell entwickeln kann. Je nach Alter und Entwicklungsgrad der Kinder werden die Grenzen immer weiter gesteckt. In der Pubertät muss nochmal neu über die Grenzen verhandelt werden, vor allem wenn es darum geht, die Kinder vor Gefahren zu schützen und den Familienfrieden zu gewährleisten.
Brauchen Kinder Grenzen?
Diese Frage wird heiß diskutiert. Kinder brauchen auf jeden Fall einen Raum für ihre persönliche Entwicklung. Je älter und selbständiger die Kinder werden, desto größer wird dieser Freiraum auch, den die Eltern ihrem Kind geben. Aber: Eltern müssen Grenzen setzen, wenn das Kindeswohl gefährdet ist und Jugendliche Gefahren, die z.B. von Alkohol oder Drogen ausgehen, noch nicht richtig einschätzen können. Jugendliche möchten bei der Grenzziehung gerne ein Mitspracherecht haben und versuchen, darüber zu verhandeln. Leider artet das manchmal in Machtkämpfen zwischen Eltern und Kindern aus und es fallen unschöne Wörter. Solche verbalen Entgleisungen verletzten sehr und da ist natürlich eine Grenze überschritten worden.
Grenzen und Regeln für Teenager
Damit das Zusammenleben als Familie gut funktioniert, sollten die Familienregeln von allen eingehalten werden. Das klappt am besten, wenn den Kindern vermittelt wurde, wozu bestimmte Regeln und Grenzen da sind. Beispiel: Ein Teenager soll um samstags um 22h zuhause sein. Der eine empfindet das als willkürlich und ist sauer, weil ihm die Eltern den Spaß an der Party verderben. Die Situation eskaliert, er rastet aus… Einem anderen Jugendlichen haben die Eltern erklärt, dass es ein Jugendschutzgesetz gibt und die Hintergründe erläutert. Er fühlt sich von den Eltern beschützt und akzeptiert die Regel im Wissen, dass sie ausgeweitet werden kann, wenn er älter wird und die Zeiten immer zuverlässig einhält.
Wenn Jugendliche ausrasten
In der Pubertät spielen die Hormone verrückt, der Körper verändert sich, die Teenies sind enormem Leistungsdruck ausgesetzt, sie haben Liebeskummer usw. Das kann ihnen schon mal zu viel werden und dann flippen sie bei irgendeiner Kleinigkeit aus – weil’s einfach mal raus muss! Aber auch vermeintlich harmlose Diskussionen können dazu führen, dass die Situation eskaliert. Ein Wort ergibt das andere und schon befindet man sich in einem heftigen Streit, der unter die Gürtellinie geht. Dann hilft Eltern oft nur eins: Toleriere so etwas nicht, sondern verlasse den Ring! Warte, bis sich dein Kind beruhigt hat, dann hörst du ihm zu. Sprich über seine Probleme und überlegt gemeinsam, wie ihr solche Entgleisungen vermeiden könnt. Dein Kind weiß wahrscheinlich schon, was ihm dabei hilft.
Grenzen setzen in der Pubertät: Tipps für Eltern
- Das Wichtigste ist, positiv an die Pubertät heranzugehen. Es kann manchmal heftig werden, muss aber nicht.
- Grenzen setzen heißt nicht, sich vom Kind abzugrenzen, sondern das Kind in seinem Entwicklungsraum zu begleiten.
- Statt von Grenzen kann auch von Freiräumen gesprochen werden.
- Jugendliche reflektieren die Welt um sich herum und sehen so manches kritisch. Verweigert der Jugendliche z.B. Mamas liebevoll zubereitetes Mittagessen, weil Fleisch drin ist, geht das nicht gegen die Mutter. Es wäre eine falsche Grenze, ihm das Essen aufzuzwängen oder Alternativen zu verweigern. Viele Jugendliche machen sich Gedanken und entscheiden sich, (für einige Zeit) vegetarisch zu leben. Das ist doch ein guter Ansatz!
- Immer fragen, WARUM der Jugendliche dies oder das möchte bzw. ablehnt. Das trägt zu einem besseren Verständnis bei.
Foto: highwaystarz – Fotolia.com
Kommentar verfassen