Wie kann ich mein Kind vor Drogen schützen?
von Dr. phil. Sonja Deml | 3. Februar 2015
Sein Kind vor Drogen zu schützen ist nur bedingt möglich. Zu verstehen, warum ein Teenager Drogen nimmt, auch. Tipps für Eltern und Buchempfehlungen.
Viele Eltern machen sich Gedanken, wie sie ihre Kinder vor Drogen schützen können. Es gibt Präventionsprogramme an Schulen und Bücher, die über Drogenmissbrauch aufklären. Die Jugendlichen wissen in der Regel um die Gefahren und die Suchtproblematik und dennoch probiert fast jeder Teenager mal Drogen aus.
Sein Kind schon im Mutterleib vor Drogen schützen
Bereits ein ungeborenes Kind kann drogenabhängig sein, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Drogen nimmt. Dazu gehören Alkohol, Zigaretten und alle Arten von süchtig machenden Substanzen. Nach der Geburt steht dem kleinen Kind ein qualvoller Entzug bevor und manche Babys bekommen sogar Methadon. Dem französischen Arzt und Geburtshelfer Michel Odent nach, haben Kinder, deren Müttern während der Geburt bestimmte Schmerzmittel verabreicht wurden, eine erhöhte Gefahr, an Drogenabhängigkeit zu erkranken. Michel Odent bezieht sich dabei auf Studien, die in Schweden und den USA durchgeführt wurden. Diese Tatsache ist umso bedenklicher, als die Medikamentengabe während der Wehen heutzutage sehr großzügig geschieht!
Quelle: Odent, Michel (2013): Im Einklang mit der Natur. Neue Ansätze der sanften Geburt Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main
Warum nehmen Jugendliche Drogen?
Jugendliche, die Drogen konsumieren, tun dies aus unterschiedlichen Gründen. Einige sind neugierig, manchen ist einfach langweilig und andere können sich dem Gruppendruck nicht widersetzen. Es gibt auch Jugendliche, die durch die Drogen ihre Probleme vergessen möchten: Mobbing, Leistungsdruck, Konflikte zwischen den Eltern, präkere Verhältnisse, suchtkranke oder gewalttätige Eltern, einschneidende Erlebnisse wie beispielsweise die Trennung der Eltern, Liebeskummer, eine innere Leere, Perspektivlosigkeit usw. Drogen sollen Freiheit, Stärke und inneren Frieden suggerieren und oftmals auch Nähe zu anderen Menschen bzw. zu einer bestimmten Gruppe herstellen. Drogen sollen manche Dinge auch einfach vergessen lassen…
Selbstbewusste Kinder nehmen weniger oft Drogen
Drogenkonsumierende Jugendliche leiden häufig unter einer Ich-Schwäche. Das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl sind weniger stark ausgeprägt. Das kann unterschiedliche Gründe haben, die oftmals im sozialen Umfeld zu finden sind. Fühlt sich ein Kind geliebt und angenommen, hat es genug vertrauensvolle Bezugspersonen, kennt es seine Grenzen und hat es das nötige Selbstbewusstsein, um auch mal Nein sagen zu können, ist die Gefahr geringer, dass es sich zu Drogen hingezogen fühlt. Auch aufgeklärte Jugendliche, die um die Wirkung von Drogen und deren Langzeitfolgen wissen, sind oftmals stärker vor Drogenmissbrauch gefeit. Es gibt zwar keinen 100%igen Schutz vor Drogen, aber Eltern können die Risiken minimieren, wenn sie ihr Kind zu einem vernünftigen, reflektierenden Menschen erziehen, der sich mit den Auswirkungen von Drogen am besten vor dem ersten Konsum beschäftigt.
Wenn das Kind Drogen nimmt…
Drogen zu konsumieren kann ein Hilfeschrei sein und auf andere Probleme hindeuten, die ihr Kind mit sich herumträgt. Es ist also ratsam, den Fokus nicht in erster Linie auf die Drogen zu richten, sondern auch „hinter die Kulissen zu schauen“. Schimpfen Sie Ihr Kind nicht, weil es Drogen nimmt, sondern fragen Sie Ihr Kind, wie Sie ihm bei seinen Problemen helfen können. Wenn Ihr Kind mit Ihnen gesprochen hat, nehmen Sie es in den Arm und sagen sie ihm, wie froh sie sind, dass es Ihnen davon erzählt hat. Eltern sollten immer ein verlässlicher Ansprechpartner für ihr Kind sein und mit ihm gemeinsam nach Lösungen suchen. Falls Sie selbst Erfahrungen mit Drogen gemacht haben, erzählen sie das Ihrem Kind und beschreiben Sie, wie es Ihnen in dieser Zeit ging. Bieten Sie Ihrem Kind auch an, (gemeinsam) zu einer Drogenberatung zu gehen. Zeigen Sie Ihrem Kind immer Ihre Liebe, vor allem wenn alles gerade ganz schwierig ist…
Wie schnell man ungewollt in die Drogenszene rutschen kann, zeigt der Roman „High Love“ von Madlen Ottenschläger: Manja verliebt sich in Moritz. Moritz kifft und Manja schließlich auch. Doch dann passieren immer gefährlichere Situationen, die den Betroffenen fast das Leben kosten… Ein Buch zum Nachdenken – nicht nur für Jugendliche!
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