Online-Spielsucht: Ist mein Kind süchtig?

von | 9. September 2018

Online-Spielsucht ist gesundheitlich schädlich. Deshalb ist die Sucht inzwischen als Krankheit anerkannt. Doch woran erkennt man, ob das Kind süchtig ist?

GamerImmer wieder brechen Kinder und Jugendliche vor dem Computer zusammen weil sie zu lange – viel zu lange! – online waren und sich nicht von ihrem Spiel lösen konnten. Für einige von ihnen endet ihre Sucht sogar tödlich. Experten der WHO warnen vor den Computerspielen, da es immer mehr spielsüchtige Kinder und Jugendliche gibt. Im ICD-11, dem Katalog zur internationalen Klassifikation von Krankheiten, erscheint Online-Spielsucht als eigenständige Erkrankung.

Online-Spielsucht: Erste Warnzeichen

Eltern sind besorgt, wenn ihr Kind immer mehr Zeit vor seinen Online-Spielen verbringt. Das Kind distanziert sich immer weiter von seinen Eltern und seinen Freunden, zieht sich in die virtuelle Welt zurück, wirkt apathisch und gereizt, wenn es am sozialen bzw. Familienleben teilnehmen soll. Das Kind wird blasser, mag nicht mehr so viel essen bzw. nicht am Familientisch mitessen, sondern sich lieber schnell mal was vor dem Bildschirm „reinziehen“. Außerdem können die Kinder dehydrieren, weil sie zu wenig trinken. Einige spielsüchtige Kinder vernachlässigen sogar ihre Körperhygiene. Sämtliche Interessen scheinen nicht mehr zu existieren und auch die schulischen Leistungen können nachlassen. Eltern sollten diese Warnzeichen ernst nehmen, denn schnell können Online-Spiele von einer Leidenschaft zu einer Sucht werden.

Kriterien und Gefahren der Online-Spielsucht

Neben oben genannten Problemen besteht der Verdacht auf eine Online-Spielsucht, wenn das Kind ohne Maß und regelmäßig mehrere Stunden spielt, das Spielen zwanghaft ist und seine Gedanken nahezu ständig um Online-Spiele kreisen. Ferner ordnet das Kind sämtliche Aspekte des Lebens dem Spielen unter und spielt trotz negativer Konsequenzen weiter.
Online-Spielsucht kann dem Kind wichtigen Schlaf rauben, wenn es bis spät in die Nacht spielt, geistig nicht abschalten kann und keinen erholsamen Schlaf findet. Das Kind kann seine Spiel-Zeit nicht einschränken und zeigt in spielfreien Zeiten Entzugserscheinungen wie Unruhe, Gereiztheit, Niedergeschlagenheit, Aggressivität usw. Die Augen nehmen Schaden, schädliche Strahlen dringen in das Gehirn ein und kognitive Schäden bleiben nicht aus.
Wenn mehrere dieser Symptome über Wochen oder Monate hinweg anhalten, sollten sich die betroffenen Familien Hilfe suchen.

Hilfe für betroffene Kinder und Jugendliche

Zunächst sollten Eltern das Problem und ihre Einschätzung offen ansprechen. Ihnen muss aber auch klar sein, dass ihr Kind das Problem aufgrund seiner Erkrankung möglicherweise gar nicht mehr erkennen kann und sich weigert, Hilfe anzunehmen. Die Angehörigen können sich zum Beispiel bei Sucht-Hotlines ihrer Stadt beraten lassen. Diese bieten in der Regel auch persönliche Gespräche an. Aber auch Kinder- und Jugendpsychologen oder –psychiater sind Ansprechpartner bei Verdacht auf Online-Spielsucht. Eltern können sich auch an eine Spezialambulanz für Computerspiel- und Internetsucht wenden.

Die Therapie von Online-Spielsucht

Bei der Therapie von Online-Spielsucht gilt es auch herauszufinden, warum das Kind spielsüchtig wurde: Dient das exzessive Spielen als Stressbewältigung? Soll damit Frust abreagiert werden? Will das Kind aus einer unschönen Realität fliehen? Ängste und Unsicherheiten ausgleichen? Kontakte knüpfen und in erstrebenswerte, Erfolg versprechende Rollen schlüpfen?
Wenn die Ursache(n) herausgefunden wurden, kann bereits therapeutisch an diesen Problemen gearbeitet werden. Und das Kind lernt in der Therapie, in die Realität zurückzufinden. Dabei muss ein kontrollierter Umgang mit den digitalen Medien geübt werden. Völlige Abstinenz auf Dauer ist kein Ziel der Therapie, da digitale Kommunikationsmittel eine wichtige Qualifikation sind und das Kind darauf kaum mehr in der Schule, in der Ausbildung oder im Berufsleben verzichten kann. Es geht vielmehr darum, die Balance zu finden und wieder Freude am realen Leben zu haben. Kinder und Jugendliche, die wenig Zeit online verbringen, sind gesünder und glücklicher, wie bereits die Smartphone-Studie zeigte…

Foto: lassedesignen – Fotolia.com

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