Lernstörungen: Hilfe, mein Kind tut sich schwer in der Schule!

von | 22. August 2019

Schwierigkeiten beim Lernen betrifft nicht nur die Schule, sondern das Kind nimmt die Probleme mit nachhause. Lernstörungen belasten die Familie.

LernstoerungenWenn sich ein Kind bereits in der Grundschule schwer tut, lesen, schreiben und rechnen zu lernen, stehen viele Eltern kurz vorm Verzweifeln. Eltern werden zu Hilfslehrern, an Nachmittagen, Wochenenden und in den Ferien wird gebüffelt, Nachhilfestunden werden gebucht, das Kind strengt sich enorm an und dennoch fällt die nächste Bewertung wieder nur mittelmäßig oder sogar schlecht aus. Das Kind ist frustriert und der Schulstress belastet die gesamte Familie. Das Kind ist doch schließlich nicht dumm, aber warum kann es sich so viel nicht merken oder wiedergeben? Private Belastungen wie ein neues Geschwisterchen, Streit mit der besten Freundin, der Umzug in eine fremde Stadt, Trennung der Eltern oder der Tod eines geliebten Menschen können zu vorübergehenden Lernproblemen führen. Aber auch Schulangst oder Mobbing belasten die Kinder so sehr, dass ihnen das Lernen extrem schwer fällt. Es gibt aber auch noch andere Gründe, warum sich ein Kind in der Schule schwer tut: Lernstörungen.

Was sind Lernstörungen?

Bei Kindern mit Lernstörungen zeigt sich eine Diskrepanz zwischen den möglichen und den tatsächlichen intellektuellen Leistungen, welche aufgrund der intellektuellen Fähigkeiten des Kindes erwartet werden. Lernstörungen können sich auf vielfältige Weise zeigen, wie beispielsweise Konzentrationsprobleme, Schwierigkeiten in der Aufmerksamkeit oder der Sprachentwicklung. Aber auch Probleme bei der visuellen oder auditiven Informationsverarbeitung können eine Rolle spielen. Um Lernstörungen diagnostizieren zu können, gibt es verschiedene Tests, bei denen der Intellekt, das Verhalten, das Sprechen und die Sprache untersucht werden. Daneben gibt es eine medizinische und eine psychologische Untersuchung. Lernstörungen können zum Teil sehr gut therapiert werden, wenn pädagogische Konzepte mit einfließen. Oftmals wird auch zu einer Verhaltenstherapie geraten. Daneben gibt es medizinische und psychologische Therapien.

Legasthenie bzw. Leserechtschreibstörung LRS

Eine der häufigsten Lernstörungen ist die Legasthenie, auch Leserechtschreibstörung (LRS) genannt. LRS ist eine schwere Störung des Erwerbs des Lesens und Schreibens. Betroffene Kinder haben Schwierigkeiten, die Schriftsprache zu erlernen. Kinder mit LRS lesen sehr langsam, stockend, vertauschen Wörter, lassen Wörter aus oder fügen andere Wörter hinzu. Beim Schreiben findet man viele Fehler, wobei ein Wort in einem Text oft in unterschiedlichen Schreibweisen geschrieben wird. Die Kinder können Wahrnehmungsfehler haben und vertauschen häufig d und t oder b und p.
Gut und schnell lesen zu können ist nicht nur in Deutsch, sondern in anderen Fächern wichtig. Wenn ein Kind lange braucht, um die Sachaufgabe in Mathe zu lesen, hat es weniger Zeit zum Rechnen und kassiert in Tests oft schlechte Noten, obwohl das Kind eigentlich ein Zahlenkönig ist.

Die Rechenschwäche Dyskalkulie

Dyskalulie ist eine verzögerte Entwicklung des mathematischen Denkens. Kinder mit Dyskalkulie sind in anderen Fächern oft gute Schüler und Dyskalulie wird deshalb als Teilleistungsschwäche definiert. Kinder mit Dyskalulie rechnen zu lange mit Hilfsmitteln wie zum Beispiel den Fingern. Sie erfassen die Grundregeln des Rechnens nicht gut und haben Probleme beim Lesen von Tabellen und bei der Erfassung unterschiedlicher Größen, Formen, Längen usw. Außerdem können Kinder mit einer Rechenschwäche Textaufgaben schlecht in eine Rechenaufgabe umsetzen.

Dyspraxie

Kinder, die von Dyspraxie betroffen sind, haben eine grob- und feinmototische Störung der Koordination. Diese Kinder lassen häufig Dinge fallen, können ihre Kraft schlecht dosieren, haben Probleme bei der Einschätzung räumlicher Vorgaben, leiden unter der Links-Rechts-Problematik usw. Sie können ihre Handlungen nicht planen und es fällt ihnen schwer, ein Buch aufzuschlagen, den Stift richtig zu halten, etwas zu unterstreichen. Sämtliche handwerkliche Aufgaben in der Schule bereiten ihnen Probleme. Diese Kinder sind nicht tollpatschig, sondern ihre Finger machen nicht das, was sie gerade sollen.

Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung

Diese beiden Lernstörungen werden unter der Kurzbezeichnung AD(H)S zusammengefasst. Kinder mit AD(H)S haben eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne, dafür eine großen Bewegungsdrang und sie sind sehr impulsiv. AD(H)S-Kinder sind reizbar, sprunghaft und ihre Stimmung kann schnell umschlagen. Kinder mit dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom sind weniger hyperaktiv, dafür verträumt, lassen sich leicht ablenken und sie können sich schlecht konzentrieren. Diese Kinder leiden nicht nur unter dem schulischen Misserfolg, sondern sie finden nur schwer Freunde und können sich in der Klassengemeinschaft ausgegrenzt fühlen.

Es gibt noch mehr Lernstörungen wie Hyperlexie, Autismus, Dysgraphie usw. Wurde eine Lernstörung diagnostiziert, kann man daran arbeiten. Der Schulerfolg kann sich auf jeden Fall noch einstellen. Und dass auch Kinder, die sich bereits in der Grundschule sehr schwer tun, trotzdem einen super Abschluss machen können, erzählt Anke Willers in ihrem Buch „Geht’s dir gut oder hast du Kinder in der Schule?“, erschienen 2019 im Heyne Verlag. Die ganze Familie Willers litt unter den Schulschwierigkeiten ihrer beiden Töchter. Was die Familie durchgemacht hat und wie die zwei Mädels doch noch ihr Happy-End feiern konnten, solltest du unbedingt lesen.

Foto: Daniel Ernst – Fotolia.com
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