Eine Trennung als Aufbruch erleben
von Dr. phil. Sonja Deml | 22. Februar 2018
Eine Trennung bedeutet nicht nur das Ende eines Lebensabschnittes, sondern durchaus auch einen Aufbruch in ein neues und spannendes Leben.
Den meisten Menschen bereitet der Gedanke an eine Trennung Angst. Das ist völlig natürlich, denn in uns allen steckt Verlustangst und eine Unsicherheit, was das Neue, Unbekannte uns bringen mag. Die Trennung von einem Partner verletzt außerdem unser Grundbedürfnis nach Bindung und lässt uns erstmals in ein (tiefes) Loch fallen. Wer eine Trennung allerdings als Aufbruch zu neuen Ufern betrachtet, kann sich leichter damit abfinden.
Partnerschaft und Trennung
Eine Partnerschaft befriedigt viele unserer Grundbedürfnisse: Wir fühlen uns an jemanden gebunden, erfahren Unterstützung in sämtlichen Lebenslagen, können uns auf einen anderen Menschen verlassen, mit ihm Sex haben und vielleicht sogar eine Familie gründen. Außerdem bedeutet eine Partnerschaft für viele einen Statusgewinn, vor allem wenn man „eine gute Partie“ heiratet. Man geht nicht mehr alleine durchs Leben, denn es ist immer ein geliebter Mensch zur Seite. Wir können Liebe geben und bekommen Liebe zurück. Schließlich gründen Paarbeziehungen heutzutage auf der romantischen Liebe oder zumindest der Vorstellung von ihr. Umso schlimmer ist es, wenn die Liebe verschwindet oder die Partnerschaft aus anderen Gründen in die Brüche geht. Schon der Gedanke an die bevorstehende Trennung löst Angstgefühle in uns aus.
Gefühle nach einer Trennung
Wenn wir uns trennen oder uns scheiden lassen, haben viele das Gefühl, alleine gar nicht zurecht zu kommen. Wir sind traurig, wütend und verletzt und fühlen uns zurückgewiesen, selbst wenn die Partnerschaft schon länger nicht mehr harmonisch war und eine Trennung eigentlich als Befreiung aus einer unglücklichen Beziehung verstanden werden könnte. Die Gefühle fahren nach einer Trennung Achterbahn und manchmal gibt es auch euphorische Phasen. All die Phasen einer Trennung zuzulassen und zu durchleben, hilft bei der Verarbeitung der Trennung.
Eine Trennung mit Kind löst Angst aus und wirft diese Fragen auf: Wie soll ich den Kindern die Trennung erklären? Wir reagieren sie darauf und wie reagiert unser Umfeld? Wie verarbeiten die Kinder die Trennung? Und wie soll ich das Leben als Alleinerziehende/r überhaupt schaffen?
Eine Trennung bereitet uns Liebeskummer. Wir fühlen uns elend und schauen öfter zurück als nach vorne. Doch der Blickwinkel soll sich mit der Zeit ändern…
Trennung als Neubeginn erleben
Natürlich muss jeder Getrennte die Beziehung erst mal beweinen, betrauern und verarbeiten. Und es ist wichtig, die Partnerschaft zu analysieren und sich seine Fehler einzugestehen. Doch irgendwann muss man mit der Vergangenheit abschließen, sich über das Positive der vergangenen Partnerschaft freuen und so manch Negatives dem Ex-Partner (innerlich) verzeihen, damit man mit ihm nicht noch länger negativ verstrickt ist. Dann schafft man es besser, den Blick wieder nach vorne zu richten und man kann sich auch auf ein neues und spannendes Leben freuen. Eine Trennung ist zwar das Ende eines Lebensabschnittes, aber dafür beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der ganz andere Chancen bereithält. Jetzt kann man sich fragen, was man in der letzten Partnerschaft vermisst hat, wo man zu kurz gekommen ist, was man selbst in seinem Leben und mit dem nächsten Partner anders machen will und eigentlich weiß man jetzt auch, wer besser zu einem passt.
Foto: © Antonioguillem – Fotolia.com
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