Romantische Liebe als Grundlage von Partnerschaften

von | 21. Oktober 2010

Die romantische Liebe als Basis von Partnerschaften ist das Ideal der Moderne, doch kann sie einen zu hohen Erwartungsdruck an die Beziehung auslösen.

Petra und Christian sind ein Paar. Kaum jemand fragt sich „Warum?”, denn es ist doch klar: sie haben sich ineinander verliebt und daraus ist Liebe entstanden. Was für uns als logische Konsequenz erscheint war nicht immer so, denn die romantische Liebe als Basis einer Paarbeziehung ist eine Entdeckung der Moderne. Vorher heiratete man standesgemäß und Gefühle waren nicht so wichtig, das romantische Eheleben eher die Ausnahme. Dieses Modell ist heute genauso verpönt wie eine Eheschließung aus rein finanziellen oder Statusgründen, eines Namens oder Titels wegen oder auf Grund anderer Vorteile. Nur die Liebe zählt…

Romantische Liebe und Eheschließung

Aber ist es eigentlich nicht leichtsinnig, ein stürmisches, spontanes und unberechenbares Gefühl wie die Liebe zur Grundlage von dauerhaften Partnerschaften zu machen? Bürgerliche Liebesehen standen schon seit jeher auf wackligeren Beinen als arrangierte Standesehen. Jetzt ist die Heirat ein Verstärker für das potenziell zerbrechliche Liebesglück, denn die Ehe hat einen Bedeutungswandel erlebt. Sie dient weniger der Versorgung der Frau und der Aufzucht von Kindern, sondern befriedigt emotionale Bedürfnisse. In einer Ehe sind Nähe, Zusammengehörigkeitsgefühle, Intimität, Wärme und Geborgenheit zwischen den Partnern wichtig.

Im Zuge der historischen Freiheitsbewegung wurden Ehen aus romantischen Gründen geschlossen, was aber zugleich mehr Anfälligkeit bedeutete. Die emotionalen Anforderungen an die Ehe sind größer, da die glückliche Liebesbeziehung nun zu einem sinnerfüllten Leben gehört. Schwierig wird es dann, wenn die Partner „Liebe“ anders definieren. Es gibt unendlich viele Bücher und Theorien über dieses Gefühl. Dabei ist gar nicht klar, ob Liebe überhaupt ein Gefühl ist, denn die Wissenschaftler Andreas Bartels und Samir Zeki kamen bei einer neurologischen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Liebe vielmehr ein Euphoriezustand ähnlich dem des Drogenrausches ist. Dabei wird Sucht erzeugt und die Liebe soll sogar körperlich abhängig machen.

Sucht und Sehnsucht nach Liebe

Den Eindruck gewinnt man auch bei so manchen historischen Liebesdramen. Uns erscheinen die alles verzehrende Sehnsucht nacheinander, die Überwindung von Widerständen, das Arrangieren geheimer Rendezvous und die langen Zeiten der Verehrung romantisch, aber nicht selten verloren die Liebenden dabei ihren Verstand und die Liebesgeschichten endeten in (tödlichen) Tragödien. Obwohl es heute auch noch Beziehungsdramen gibt, ist es ganz so anstrengend nicht mehr. Dennoch ist es für jedes Paar wichtig, eine eigene Erfolgsgeschichte zu haben, die ausgeschmückt und immer wieder erzählt werden kann. Auch Petra und Christian werden sich bei Kerzenschein und einem Glas Wein sagen: „Weißt Du noch, wie das alles mit uns begann?“ Das ist romantisch!

Beziehungsarbeit statt Romantik

Wie wird es weitergehen und was taugt die romantische Liebe als Basis für Petras und Christians junges Glück? Fragt man den Soziologen Niklas Luhmann, dann malt der erst einmal schwarz, denn er spricht vom Verschwinden der Liebe als Grundlage für Partnerschaften. Die Liebe lasse sich schwerer unter eine „Leitformel“ bringen. Die Paare beschäftigen sich heute mehr mit Problemen und es gehe um „Beziehungsarbeit“, was die Liebe in den Hintergrund drängt.

Es gibt sogar die These, romantisch – verklärte Ehen seien scheidungsanfälliger. Setzt das Paar nämlich zu hohe Erwartungen in eine Verbindung, dann ist die Enttäuschung umso höher wenn diese nicht erfüllt werden (können). Besser ist oftmals eine etwas pragmatischere Haltung. Je leidenschaftlicher die Gefühle und die Verliebtheit sind, desto schwieriger ist es oft, diese als Basis für eine dauerhafte Bindung aufrecht zu halten. Womit wir wieder am Anfang wären.

Trotz allem ist es nur schwer vorstellbar, eine Partnerschaft ohne Liebe zu führen. Die Liebe ist schließlich ein Bedürfnis und zugleich das schönste und erfüllendste Gefühl, das die Menschen miteinander teilen. Gegenseitige Liebe erfüllt uns mit Wärme und Geborgenheit und sie hält uns zusammen. Es ist die Sehnsucht danach, warum Singles auf Partnersuche gehen – der Wunsch nach der ganz großen Liebe.

Quellen:
Bartels, Andreas / Zeki, Semir (2000): The Neural Basis of Romantic Love. In: Neuroreport 11, S. 3829-3834
Luhmann, Niklas (1982): Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität. Frankfurt am Main

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