Unglücklich in der Beziehung

von Dr. phil. Sonja Deml | 27. September 2013

Wer unglücklich in der Beziehung ist, könnte seine Ansprüche an den Partner und die Beziehung zu hoch geschraubt haben. Jede Beziehung braucht Hochs und Tiefs.

Bereits in der Pubertät nimmt unsere romantische Vorstellung von Liebe und einer glücklichen Partnerschaft konkretere Formen an, so der Paartherapeut Arnold Retzer. Märchen, Bücher, Liedtexte und Filme über die Liebe beeindrucken junge Menschen und die Phantasie beginnt zu blühen. Einige dieser Vorstellungen sind Arnold Retzer zufolge gut geeignet, um mit dem Partner unglücklich zu werden.

Zu hohe Forderungen an die Beziehung stellen

Wer zu hohe Anforderungen an den Partner und die Beziehung stellt, kann stark enttäuscht werden. Arnold Retzer findet es unvernünftig, ganz klare Vorstellungen über das Ziel der Paarbeziehung und den Weg dorthin zu haben. Genuss kann sich dann erst einstellen, wenn das ferne Ziel erreicht wurde, denn die Ausgangslage ist Unzufriedenheit. Das Paar bzw. ein Partner kann sich nicht mit dem momentan Gegebenen zufrieden geben, sondern die Partnerschaft wird zu einer anstrengenden Aufgabe. Manchmal wird vom Partner auch eine Befreiung vom bisherigen Leben erhofft und in der Beziehung soll alles verwirklicht werden, was nicht zum bisherigen Leben gehörte.

Neue Beziehung: Bloß keine Veränderung!

Das Gegenteil wäre zu wenig oder gar keine Veränderung – wenn die Vorstellung einer perfekten Partnerschaft darin besteht, lediglich das vorher gelebte Leben nun mit dem Partner fortzusetzen. Die Paarbeziehung erlangt so keine Eigenberechtigung oder Substanz und die Entwicklung stagniert.

Der Traumpartner

Wenn der Traumpartner jetzt und sofort alles für einen sein soll, kann man ganz schön unglücklich werden. Welcher Partner kann schon sofort alle Wünsche verwirklichen? In so manch eine Partnerschaftsanzeige wird schlichtweg Superman oder Superwoman gesucht, aber kein Mensch mit Stärken und Schwächen – der viel besser zu einem unvollkommenen Menschen wie der Partnersuchende selbst ist, passen würde. Einige Singles scheinen nach dem absolut treuen Casanova oder der sexuell erfahrenen Jungfrau zu suchen, so der Paartherapeut. Und es geht nicht gut, wenn totale Verschmelzung ohne Beeinträchtigung der Autonomie gewünscht wird. Es ist einfach unmöglich, Sich-Ausschließendes gleichzeitig zu haben. Wer hingegen lediglich aus Prestigegründen einen Partner sucht, um Miete zu sparen oder weil er bekocht oder gepflegt werden will, kann ebenso unglücklich werden.

Beziehung mit dem falschen Partner

Wer im Laufe der Beziehung feststellt, dass er mit dem falschen Partner zusammen ist, ist sicherlich sehr unglücklich. Manchmal bahnt sich das Unglück bereits bei der Partnersuche an, wenn die Lebensentwürfe stark auseinander gehen. Jemand, der gerne eine Familie gründen möchte, sollte sich also auf einen Menschen mit dem gleichen Wunsch und den biologischen Voraussetzungen einlassen. Doch so einfach ist es nicht immer, wenn die Wünsche an den Partner abstrakter sind. Dann macht der eigene Maßstab der Erwartungen einen Menschen zum falschen Partner. Je genauer die Vorstellungen sind, was mit dem Partner erreicht werden soll, desto höher ist die Chance, den falschen Partner zu erwischen. Arnold Retzer rät, die Zielbestimmung der Paarbeziehung grundsätzlich ergebnisoffen zu lassen, denn das ist viel vielversprechender.

Glück und Unglück in der Partnerschaft

Jede Beziehung braucht Glück und Unglück, denn beide bilden einen Spannungsbogen. Ohne diesen wäre das Leben langweilig. Das Hochgefühl des Glücks und der Schmerz des Unglücks haben etwas gemeinsam: Glück und Unglück gehen mit starken Gefühlen einher und die sind wichtig, um intensiv zu leben.

Wie gut Sie als Paar zusammen passen und was die Zukunft für Ihre Beziehung bereithält, kann Ihnen vielleicht das Partnerschaftshoroskop auf Viversum verraten.

Quelle: Retzer, Arnold (2009): Lob der Vernunftehe. Eine Streitschrift für mehr Realismus in der Liebe. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main