Problem: Stiefgeschwister mögen sich nicht
von Dr. phil. Sonja Deml | 8. April 2013
In Patchworkfamilien kann es vorkommen, dass sich Stiefgeschwister nicht mögen, insbesondere, wenn ein Stiefkind nur zu Besuch kommt...
Aufgrund von Scheidung und Wiederverheiratung bzw. dem Eingehen neuer Partnerschaften gibt es viele Stiefgeschwister. So glücklich die Eltern mit der neuen Liebe auch sind, so unglücklich können manchmal deren Kinder sein, wenn sie ihre Stiefgeschwister einfach nicht mögen. Hier finden Sie einige Tipps, wie Stiefgeschwister in der Patchworkfamilie dennoch gut miteinander leben können.
Spannungen zwischen Stiefgeschwistern
Kinder, die eine schwierige Trennung der Eltern erlebt haben, können sich schwerer tun, einen guten Kontakt zu ihren Stiefgeschwistern herzustellen. Die Stiefgeschwister haben auch Trennungserfahrung und somit ihre eigenen Probleme. Das kann verbinden, aber auch trennen. Die Kinder müssen sich erst an die neuen Familienmitglieder gewöhnen und neue Rollen müssen erprobt werden. Deshalb kann es gerade während der Anpassungsphase zu Spannungen kommen. Es kann einige Jahre dauern, bis die Patchworkfamilie richtig zusammengewachsen ist. In dieser Zeit müssen sich die Kinder erst näher kennenlernen und wenn verschiedene Biographien, Charaktere, Vorstellungen und Altersstufen aufeinanderprallen, kann das Zündstoff geben. Der stolze Erstgeborene ist in der Patchworkfamilie vielleicht ein Sandwichkind und das Nesthäkchen bangt um seinen Platz weil sich ein Halbgeschwisterchen ankündigt.
Beziehungen von Stiefgeschwistern ändern sich
So wie sich die Kinder entwickeln, entwickelt sich mit ihnen auch die Familie und umgekehrt. Die Beziehungen unter Stiefgeschwistern verändern sich im Laufe der Zeit und das ist völlig normal. Selbst das Verhältnis von biologischen Geschwistern ist nicht immer das Beste. Es kommt zudem auf das Alter der Kinder an und die Zeit, die sie nach der Trennung alleine mit einem Elternteil verbracht haben. Da entstehen natürlich auch Gewohnheiten, die in der Patchworkfamilie nicht mehr so fortgeführt werden können. Da die Bindung an Mama oder Papa natürlich sehr stark ist, spielen Eifersucht und Verlustängste bei Kindern eine Rolle. Es ist für die Kleinen vielleicht nicht einfach mit anzusehen, wie die kleinere Stiefschwester jetzt von Mama betüddelt wird oder wie Papa euphorisch mit dem jugendlichen Stiefbruder dessen Roller ausprobiert. In der Regel wird das Verhältnis zwischen den Stiefgeschwistern nach der Anpassungsphase harmonischer, denn die Familienmitglieder verstehen einander besser.
Stiefgeschwister in getrennten Haushalten
Leben die Stiefgeschwister nicht ständig zusammen, ist es schwieriger, eine enge Geschwisterbeziehung aufzubauen. Ferner hat das Kind, das die Familie nach der Besuchszeit wieder verlassen muss, möglicherweise das Gefühl, nicht voll akzeptiert zu sein. Es spielt eher die Rolle eines Gastes als eines voll dazugehörigen Familienmitgliedes. Differenzen können womöglich nicht ganz ausgetragen werden, da die Zeit begrenzt ist und die Kinder sie nicht mit Streit verbringen möchten. Dabei ist es wichtig, Kindern genug Zeit zu geben, um zu diskutieren, Kompromisse zu finden und sich wieder zu versöhnen.
Tipps für Patchworkeltern
Versuchen Sie, einige Rituale, die Sie mit Ihrem Kind vor der neuen Partnerschaft hatten, aufrecht zu erhalten. Das zeigt Ihrem Kind, dass Sie immer noch der/die Alte sind. Jedes Kind sollte Zeit mit dem leiblichen Elternteil und dem Bonuselternteil alleine verbringen dürfen. Vielleicht helfen hier Wunschkärtchen, auf die jedes Kind schreiben darf, was es gerne alleine mit den Erwachsenen unternehmen möchte. Je nach Alter können die Kinder auch Zeit alleine miteinander verbringen. Verständnisvolle, einfühlsame Eltern tragen zu einer positiven Entwicklung der Geschwisterbeziehung bei. Eltern können nicht erzwingen, dass sich die Kinder auf Anhieb mögen. Doch sie können etwas dafür tun, dass sich die Kinder in Ruhe aneinander gewöhnen können. Besonders wichtig ist, kein Kind zu benachteiligen, zu bevorzugen oder zurückzusetzen. Das Kind würde sich von seinen Stiefgeschwistern abgrenzen und Aggressionen sind vorprogrammiert. Geben Sie sich und den Kinder genug Zeit, um sich in aller Ruhe kennenzulernen und freuen Sie sich über die zarten Bande, die sich entwickeln.
Foto: prudkov – Fotolia.com
Kommentar verfassen