Erziehung von Jungs: Klare Ansagen sind wichtig

von | 15. Mai 2014

Jungs brauchen eine andere Erziehung als Mädchen, vor allem brauchen Jungen klare und feste Regeln, Respekt, Präsenz und Nähe. Das Männer - und Vaterbild...

Jungs ErziehungJungs hinken Mädchen bei den schulischen Leistungen hinterher. Sie verbringen mehr Zeit vor dem Bildschirm, sind häufiger in Gewalthandlungen verstrickt und gehen mehr körperliche Risiken ein. Jungen brauchen eine andere Erziehung als Mädchen sagt der Jungenexperte Reinhard Winter. Ihm fällt in seiner langen Beratungs- und Forschungszeit auf, dass Eltern ihren Töchtern engere Grenzen stecken. Mädchen werden mehr behütet und dadurch mit mehr Halt versorgt. Jungen suchen deshalb nach Orientierung und Sicherheit. Allerdings können sie ihr Anliegen naturgemäß noch nicht formulieren und die Gründe für möglicherweise schwieriges Verhalten bleiben verborgen.

Verunsicherte Eltern – verunsicherte Jungs

Reinhard Winter beklagt, dass es ansonsten patenten Frauen und Männern bezüglich ihrer Mutter- und Vaterrolle oft an Selbstvertrauen mangelt. Dann erkennen Jungs bei ihnen auch nur wenig Stabilität in ihrer Rolle als Erziehende. Eltern fragen sich, inwiefern sie sich überhaupt durchsetzen können ohne autoritär zu wirken. Da sich die meisten Eltern mal strenger, mal nachgiebiger verhalten, können Jungen nicht erkennen, wann eine Grenze erreicht ist und wann die Stimmung kippt. Häufig teilen sich die Eltern ihre Führungsrichtungen auf und einer wird in die Rolle des guten Cops und der andere in die Rolle des bösen Cops gedrängt. In Trennungssituationen obliegt es oft der Mutter, im Alltag für Struktur zu sorgen während der Vater beim Wochenendbesuch und in den Ferien Großzügigkeit und Grenzenlosigkeit walten lässt. Der Junge soll sich bei ihm schließlich wohl fühlen und gerne wiederkommen.

Der Psychoanalytiker Hans-Geert Metzger weist auf den Zusammenbruch des traditionellen Männer- und Vaterbildes hin. Viele Männer fühlen sich zu unmännlich, zu schwach, zu weich oder sogar körperlich zu schmal. Sie ziehen sich vor Konflikten zurück und können ihre Männlichkeit nicht ausreichend besetzen weil sie unter einem gleichgültigen Vater litten. Welche Leitfigur sollen sie für ihre Söhne sein, an der sich Jungs orientieren möchten?

Liebevolle und kräftige Erziehung für Jungen

Ohne Liebe kann sich kein Kind gesund entwickeln, doch viele Eltern verwechseln Liebe mit Gewähren lassen und dem Verzicht auf Struktur. Damit sind Kinder überfordert, denn Eltern muten ihnen Entscheidungen zu, die sie noch nicht bewältigen können. Manchmal erlauben Eltern aus falsch verstandener Liebe, dass ihre Söhne Grenzen missachten. Das tut ihnen gar nicht gut und Konflikte sind vorprogrammiert. Eltern und Kinder sind überfordert. Überforderte Eltern üben Gewalt an Jungen übrigens doppelt so oft wie an Mädchen aus. Reinhard Winter rät in Konfliktsituationen und wenn Jungs Regeln missachten: „Nicht weniger, sondern mehr von etwas Gutem, mehr von dem, was Jungen wirklich brauchen: Mehr Klarheit! Mehr Beziehung! Klare Ansagen, mehr Nähe und Präsenz, mehr Respekt!“ Das zeigt sich bereits in der Sprache und in der Körperhaltung der Eltern. Jungen müssen die Botschaften verstehen können und das Jungengehirn braucht Zeit, um die Informationen auch verarbeiten zu können. Starke Eltern machen klare Ansagen und gehen dabei auf Augenhöhe. Ich finde es wichtig, Sätze nicht mit Ausrufezeichen zu versehen, sondern sanft, aber deutlich zu sprechen. Und zu erklären, warum etwas wichtig ist. Dabei muss sich der Junge respektiert fühlen, denn nur so kann er andere respektieren.

Helikoptereltern mit ihren starren Vorstellungen machen einem Kind genauso zu schaffen wie Eltern, die Kinder nur gewähren lassen. Kinder möchten ihre Eltern spüren und sie sehnen sich nach einem verlässlichen Rahmen und Abmachungen, die für sie nachvollziehbar sind.
Jungs, die tagsüber wild mit Stöcken schlagen, möchten abends in den Schlaf gestreichelt werden. Sie wirken so groß und so klein gleichzeitig. Sich auf ihre Bedürfnisse einzulassen ist wichtig und auch mal die Regeln Regeln sein lassen…

Quelle:

Metzger, Hans-Geert (2013): Fragmentierte Vaterschaften. Über die Liebe und die Aggression der Väter. Brandes&Apsel, Frankfurt am Main
Winter, Reinhard (2014): Jungen brauchen klare Ansagen. Ein Ratgeber für Kindheit, Schule und die wilden Jahre. Beltz Verlag, Weinheim

Foto: © kids.4pictures – Fotolia.com/em>blank

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