Helikopter-Eltern: Erziehung, die Kindern schadet

von | 24. April 2014

Helikopter-Eltern kreisen ständig um ihre Kinder und fördern sie im Übermaß. Dadurch wird eine gesunde Entwicklung und Entfaltung der Kinder verhindert...

Helikopter-elternHelikopter-Eltern können einem wie eine militärische Eingreiftruppe vorkommen. Sie schweben ständig wie Beobachtungsdrohnen über ihren Kindern und geleiten ihre Kinder an der elektronischen Nabelschnur des Mobiltelefons durchs Leben, so Josef Kraus, Pädagoge und Vorstand des Deutschen Lehrerverbandes.

Helikopter-Eltern schaden Kindern

Kinder können nichts für ihre Helikopter- oder Airbag-Eltern, unter denen sie ganz schön leiden. Die Eltern meinen es zwar nur gut, indem sie die Kinder fördern und beschützen. Allerdings nehmen sie ihnen den Freiraum zur eigenen Entwicklung, so Josef Kraus, der so wichtig ist. Helikopter-Eltern laufen Gefahr, ihren Kindern die Grundausstattung, um ihre Zukunft zu gestalten oder zu bewältigen, vorzuenthalten. Der Förderwahn bedroht die Kindheit, wenn nur noch die Zukunft zählt und die Gegenwart gar nicht mehr gelebt werden darf. Kinder, die nur von ihren Eltern umkreist werden, können keine Selbständigkeit entwickeln. Helikopter-Eltern möchten das Beste für ihr Kind, aber das Beste ist nicht, ihnen Frustrationen und negative Ereignisse vorzuenthalten. So können Kinder nicht lernen, damit umzugehen. Ebenso wenig erleben Kinder, deren Weg bereits vorgezeichnet ist, sich glückliche Momente selbst zu erschaffen. Eigeninitiative und Eigenverantwortung sind Fremdworte für Kinder von Helikopter-Eltern.

Kindern eigene Erfahrungen ermöglichen

Für ein gesundes kindliches Wachstum sind positive und negative Erfahrungen, die Kinder selbst herbeiführen, sehr wichtig. An ihnen können sie wachsen. Der Kinderarzt Herbert Renz-Polster und der Hirnforscher Gerald Hüther betonen, dass Kinder keineswegs blind in die Fußstapfen der Eltern treten, sondern gerne beobachten und sich ihren eigenen Reim machen. Sie ziehen dann ihrer eigenen Nase nach los, welche nicht immer in die gleiche Richtung wie die Nase der Eltern zeigt. Kinder möchten selbst der Welt begegnen und Erfahrungen unter Gleichaltrigen machen. Dabei möchten sie ihre Kindergruppen selbst gestalten und erleben, was ihnen wichtig ist und nicht das, was Erwachsene für wichtig erachten!

Weniger Kinder – mehr Helikopter-Eltern

Die Familienstruktur hat sich verändert. Kinder bekommen einen anderen Stellenwert und Paare haben auch immer weniger Kinder. Manchmal nur eines, auf das sich der gesamte elterliche Ehrgeiz projiziert. Ich wunder mich oft über Einzelkinder, die das Freizeit- und Förderprogramm von vier Kindern absolvieren (müssen?)! Früher gab es mehrere Kinder innerhalb einer Großfamilie, die freier aufwachsen konnten, weil unter den acht Kindern sicherlich eines war, das die elterliche Bäckerei oder die Landwirtschaft fortführte. Eltern und Kinder konnten sich diesbezüglich mehr entspannen und die Kinder konnten freier aufwachsen. Außerdem hatten Kinder auch ohne Abitur oder Studium gute Chancen, sich beruflich und gesellschaftlich zu etablieren. Der Leistungsdruck nahm keine so großen Ausmaße an, was Kindern und Eltern gut tat.

Liebevolle Erziehung statt Förderwahn

Wenn Eltern ihren Kindern einen sicheren Hafen bieten, ihnen genug Freiraum in der Entwicklung geben und bei der Erziehung auf ihr liebendes Elternherz hören, dann profitieren Kinder und Eltern mehr davon, als vom besten ausgeklügelten Förderprogramm. Kinder werden sich nicht an die pädagogisch anspruchsvollen Kurse oder an die ständigen nervigen Anrufe von Mama in der großen Pause zurückerinnern, sondern an viel kleinere, manchmal unbedeutend anmutende Begebenheiten wie das stundenlange Treibenlassen eines Holzschiffchens im Bach oder all die unbeobachteten Momente, die geradezu zu Unsinn einluden… Das macht Kinder zu glücklichen Menschen, die Gutes und Schlechtes erfahren und davon lernen durften!

Quelle:

Kraus, Josef (2013): Helikopter-Eltern. Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung. Rowohlt Verlag, Reinbek
Renz-Polster, Herbert/Hüther, Gerald (2013): Wie Kinder heute wachsen. Natur als Entwicklungsraum. Ein neuer Blick auf das kindliche Lernen, Denken und Fühlen. Beltz Verlag, Weinheim und Basel

Foto: © Miredi – Fotolia.comblank

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