Dating als Bewerbungsmarathon

von | 25. August 2014

Dating gleicht einer Job-Bewerbung: Foto, Schriftverkehr, Telefonat und Bewerbungsgespräch entscheiden, ob wir uns in einen potentiellen Partner verlieben.

Dating PartnersucheViele Singles erleben die Suche nach dem perfekten Partner als sehr frustrierend. Und das ist sie auch, denn kaum jemand ist wirklich perfekt – nicht mal wir selbst. Milosz Matuschek findet sogar, dass die richtige Beziehung zu einem Teil des perfekten eigenen Leistungsprofils wird. Der perfekte Partner soll seine Rolle perfekt beherrschen. Damit werden Menschen entpersonalisiert. Sie werden auf Eigenschaften reduziert und in einen Wettbewerb mit potenziellen anderen – noch perfekteren – Partnern geschickt. Genauso wie bei einer Bewerbung.

Online Dating: Das Foto als Bewerbungsbild

Milosz Matuschek zufolge beginnt die Bewerbungssituation beim Online-Dating schon beim Foto. Wer optisch nicht überzeugen kann ist auch keinen näheren Blick und Klick wert. Das Foto im Internet ist häufig ein erstes Selektionsraster, doch beim real Date kann es positive wie negative Überraschungen geben. Das Profilfoto ist als primäres Selektionskriterium etwas ungeeignet, da Fotos die Optik nicht realistisch wiedergeben können, sondern lediglich einen Eindruck vermitteln.

Die erste Nachricht: Der Bewerbungstext

Die erste Nachricht muss originell sein. Der Verfasser soll sich Mühe geben und darlegen, warum er den anderen Single kennenlernen möchte. Wie im Bewerbungsprozess um einen Job ist es zwar inhaltlich oftmals das Gleiche, aber die Art zu schreiben variiert. Gefällt dem Empfänger die erste Nachricht und ist sein Interesse geweckt, kommt es zu einem Austausch weitere Nachrichten, deren Ziel ein persönliches Kennenlernen ist. Doch davor gilt es noch die Hürde des Telefoninterviews zu meistern.

Das erste Telefonat

Wer sich blitzschnell auf den Erwartungshorizont seines Gesprächspartners einstellen kann, gewinnt bei jeder Art von Telefoninterview. Beim ersten Telefonat muss die Mischung aus Smalltalk in den ersten Minuten und den folgenden feuerwerksartigen Sinneseindrücken stimmen. Verläuft das Telefoninterview gut, kann ein persönliches Kennenlernen vereinbart werden.

Das Date als Bewerbungsgespräch

Das erstes Date gleicht Milosz Matuschek zufolge einem Assessmentcenter. Der Bewerber muss zunächst auf sich selbst achten und Mimik sowie Gestik gezielt einsetzen. Außerdem muss er sein Gegenüber mit den entsprechenden Blicken in den Bann ziehen und einen Draht zueinander aufbauen. Die Fragen müssen zufriedenstellend beantwortet werden. Nicht selten werden Zukunftsszenarien á la „Wo siehst Du Dich in 10 Jahren?“ herbeibeschworen. Zu offensichtliches Zögern oder Nervosität werden als nachteilig empfunden. Das Bewerbungsgespräch beim ersten Date kann in drei Varianten enden: Passt lediglich das Optische, dann reicht es womöglich zum Körperlichen. Passt es lediglich vom Geistigen, kann es zur Freundschaft reichen. Und passt beides, dann geht es in den Re-Call mit der Option auf das Finale. Im Prinzip werden beim ersten Date die Jobs „Liebhaber“, „platonischer Freund“ oder „potenzieller Partner“ verteilt.

Der Beginn einer Partnerschaft als Probezeit

Selbst wenn es nach diesem Bewerbungsmarathon zu einer Partnerschaft kommt, ist da noch die Probezeit. In der Probezeit stehen die Partner Matuschek zufolge ständig unter Beobachtung. Die Partner erwarten, dass der andere den eigenen Vorstellungen entsprechen muss. Er muss seinem Profil treu bleiben. Das führt dazu, dass Unbefangenheit und Lockerheit im Umgang miteinander die unbeschwerte Liebe trüben. Doch auch nach der Probezeit gibt es keinen unkündbaren Vertrag…

Milosz Matuschek plädiert dafür, sich auf die Romantik zu besinnen und die Liebe fernab vom Perfektionswahn und Kalkül neu zu erfinden. Wer sich einfach nur verliebt, statt hinter dem nächsten Klick einen noch perfekteren Partner zu vermuten, könnte wesentlich glücklicher sein. Partnerschaften wären entspannter und die Liebe hätte eine viel größere Chance, dauerhaft zu sein.

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Quelle: Matuschek, Milosz (2014): Das romantische Manifest. Schluss mit der Suche nach der perfekten Liebe. Ch. Links Verlag, Berlin

Foto: © ryanking999 – Fotolia.com

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