Sind genaue Vorstellungen bei der Partnersuche sinnvoll?
von Dr. phil. Sonja Deml | 12. Juni 2014
Genaue Vorstellungen vom zukünftigen Partner können die Partnersuche zur unlöslichen Aufgabe machen. Zu hohe Ansprüche und falsche Selbstwahrnehmung...
Jeder Mensch hat Vorstellungen, wie sein Traumpartner aussehen oder sein soll. Wir alle wünschen uns einen ehrlichen, liebevollen und humorvollen Partner an unserer Seite. Die meisten Männer möchten eine Partnerin, die etwas kleiner und jünger ist und Frauen träumen von einem Mann, der größer als sie ist und fest im Leben steht. Manche Singles gehen bei ihren Vorstellungen noch mehr ins Detail und wissen, welche Körbchengröße ihre Traumfrau haben soll oder wie viel der Traummann verdienen muss. Es ist zunächst gut, wenn man weiß, was man möchte und wer zu einem passt. Allerdings können zu genaue Vorstellungen auch dazu führen, dass es gar niemanden gibt, der diesem Bild entspricht.
Hohe Ansprüche bei der Partnersuche
Es ist ganz normal und auch wichtig, dass wir bestimmte Ansprüche bei der Suche nach einem passenden Partner haben. Denn wir sehnen uns häufig nach Eigenschaften, die wir selbst gerne besäßen und die uns vervollständigen würden. Ein Hitzkopf wünscht sich einen ruhigeren Partner und das ist auch sinnvoll. Der Hitzkopf wird durch den Ruhigen besänftigt und der Ruhige erfährt etwas mehr Action mithilfe des Hitzkopfs in seinem Leben. Dann gibt es Ansprüche, die kein Partner erfüllen kann und auch nicht soll. Wünscht sich jemand einen starken Partner weil er selbst sehr schwach ist, dann gerät die Partnerschaft schnell aus dem Gleichgewicht. Niemand kann einen anderen auf Dauer psychisch stützen ohne selbst darunter zu leiden. Abhängigkeiten entstehen und die Paarbeziehung wird zur Belastungsprobe. Wer keinen Partner findet, weil seine Ansprüche zu hoch sind, sollte sich durchaus mal fragen, ob er selbst diesen Ansprüchen überhaupt genügen kann. Ein gemächlicher Kegelbruder mit Plauze und Halbglatze in den besten Jahren wird kaum Glück haben, wenn er nur nach den supersportlichen Studentinnen mit langen blonden Haaren schielt, die nebenher sogar noch modeln. Natürlich kommt es in erster Linie auf die inneren Werte an, doch dazu gehört auch eine gesunde Selbstwahrnehmung, die einem signalisiert, wer vom Lebensstil her zu einem passt und einigermaßen „standesgemäß“ ist.
Genaue Vorstellungen vom Traumpartner hinterfragen
Gerade Singles, die schon Partnerschaftserfahrung haben, wissen häufig genauer, wer zu einem passt und wer gar nicht zu ihnen gehört. Einige grundlegende Kriterien bei der Partnersuche anzulegen ist sehr sinnvoll. Doch die Kriterien müssen immer wieder hinterfragt werden. Möchte jemand zum Beispiel keine Singlemama weil er negative Erfahrungen mit pubertierenden Teenies und einem eifersüchtigen Ex-Mann gemacht hat, vergibt er sich damit auch die Chance auf eine harmonische Partnerschaft mit einer Frau, die in der Schwangerschaft verlassen wurde und für deren Baby er ein liebevoller Bonus-Papa sein könnte. Deshalb ist es wichtig, sich ab und an zu fragen, warum man dieses oder jenes ausschließt und was das in der Konsequenz bedeutet.
Zweite Wahl
Wenn die Vorstellungen vom Traumpartner zu genau sind, merkt man recht schnell, wie schwer es ist, diesen Menschen zu finden. Dann besteht die Gefahr, sich irgendwann mit einem Partner einzulassen, der nur einen Teil der Suchkriterien erfüllt. Dieser wird dann nicht selten als zweite Wahl betrachtet und die Beziehung ist durchtränkt von grundsätzlicher Unzufriedenheit. Dabei stehen leider die nicht erfüllten Vorstellungen so stark im Vordergrund, dass der Mensch nicht so wahrgenommen wird, wie er tatsächlich ist – nämlich jemand, der einen liebt und der es wert ist, geschätzt zu werden.
Manchmal stellt sich im Nachhinein heraus, dass die zweite Wahl die allerbeste Wahl ist! Also lieber mal einige Suchkriterien hinterfragen bzw. erweitern und gucken, was für interessante Menschen sich dahinter verbergen.
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