Die Auswirkungen von Stress auf unseren Körper
von Dr. phil. Sonja Deml | 3. Dezember 2021
In Stresssituationen arbeitet der Körper auf Hochtouren, um den Druck zu bewältigen. Doch dauerhafter Stress schadet uns psychisch und physisch.
Stress fängt schon bei den Kleinsten an, steigert sich mit dem Schuleintritt, bei der Ausbildung und im Studium immer mehr. Auch im Berufseinstieg, in Zeiten der Familiengründung, bei der (Un-)Vereinbarkeit von Erziehung und Job geraten wir häufig in Stresssituationen. Die Corona-Krise hat den Druck und somit den Stress deutlich verstärkt. Wenn wir Stress haben, reagiert unser Körper, denn er möchte die Ausnahmesituation kompensieren. Doch wenn der Druck besonders stark oder sogar dauerhaft ist, schadet das unserer Gesundheit.
Auslöser von Stress
Jeder kennt unterschiedliche Auslöser von Stress. Ob uns eine Situation stresst oder nicht, hängt von unserer psychischen Verfassung ab, von der Tagesform, von Stressbewältigungsstrategien und von den Lebensumständen. Den einen bringt bereits eine rote Ampel auf der Fahrt zur Arbeit in Rage, der andere bleibt hier völlig cool. Grundsätzlich versetzen uns Situationen in Stress, in denen wir nicht mehr selbstbestimmt leben können, die Anforderungen und Erwartungshaltungen an uns zu hoch sind oder es zur dauerhaften Überbelastung kommt. Stress erfahren wir auch in Situationen, in denen einfach Zeitnot herrscht. Alles, was in uns Angst, Traurigkeit oder Wut auslöst, versetzt unseren Körper ebenfalls in einen Stresszustand. Dazu zählen einschneidende Erlebnisse wie Trennung, Jobverlust und Tod. Aber es gibt auch körperliche Auslöser wie Mangelernährung, zu wenig Schlaf oder Schmerzen.
Die Rolle von Stresshormonen
Stress setzt im Körper sogenannte Stresshormone frei, die den Organismus aktivieren. Die bekanntesten sind Adrenalin und Kortisol. Der Körper stellt sich auf einen höheren Energieverbrauch ein und gibt mehr Zucker ins Blut ab. Wenn wir Stress haben, atmen wir schneller und flacher, der Herzschlag beschleunigt sich und der Puls steigt. Unser Körper ist besser durchblutet, die Muskelspannung steigt und wir verspüren oftmals ungeahnte Kräfte. Das ist zunächst gut, denn wir sind dadurch in Alarmbereitschaft, aufmerksamer, entschlossener und können schneller reagieren. Wenn die Stresssituation vorbei ist, nimmt die Hormonproduktion ab und der Körper kommt zur Ruhe. Sind die Stresshormone wieder im Gleichgewicht, setzt die Regenerationsphase ein. Befinden wir uns allerdings im Dauerstress, entstehen verschiedene Probleme.
Dauerstress und seine Folgen
Anhaltender Stress hat körperliche, seelische und geistige Folgen. Körperlich können wir in länger andauernden Stressphasen eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Magengeschwüre, Zyklusstörungen, erhöhte Infektanfälligkeit, Hautausschläge usw. verspüren. Dauerstress bemerken wir auch in den Ohren in Form von Tinnitus oder einem Hörsturz. Menschen, die unter Stress stehen, leiden oft unter
Schlafstörungen, Stoffwechselerkrankungen wie z.B. Diabetes Typ2 oder sexueller Unlust – die Bandbreite ist wirklich groß. Häufig wirkt sich Dauerstress negativ auf das Herz-Kreislaufsystem aus und endet nicht selten mit einem Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Anhaltender Stress belastet unsere Psyche, wir fühlen uns erschöpft, werden antriebslos und depressiv bis hin zum Burnout. Viele flüchten sich in Süchte, um den Stress vermeintlich auszuschalten. Soziale Bindungen leiden darunter und eine Spirale abwärts setzt sich in Gang. Aber gerade in Stresssituationen brauchen wir besonders viel Zuspruch und feste soziale Bindungen.
Stress in großem Maße wirkt sich auch negativ auf unsere geistige Leistungsfähigkeit aus. Dauerstress beeinträchtigt die Aufmerksamkeit, die Konzentrations- und Lernfähigkeit sowie die Gedächtnisleistung. Wir werden vergesslicher, bringen mehr durcheinander und es fällt uns schwer, uns auf Wesentliches zu konzentrieren.
Tipps bei anhaltendem Stress
Zunächst solltest du herausfinden, was dich stresst: Ist es eine bestimmte Situation oder die Art, wie du damit umgehst? Dann kannst du versuchen, die Stressoren auszuschalten oder abzumildern? Wer oft unter Stress gerät, braucht Auszeiten. Diese müssen sich die meisten selbst zugestehen oder beim Partner einfordern. Erholung in der Natur, Entspannungstrainings, Ablenkung, ein langes Bad, ruhige Musik, mehr Schlaf sowie gute Gespräche und Bücher können hilfreich sein. Hier findest du weitere Stresskiller.
Eine psychologische Beratung kann ebenfalls sehr hilfreich sein. Wie du schnell einen passenden Therapeuten findest, erfährst hier
Foto: Canva.com
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