Begünstigt der Lockdown Kurzsichtigkeit bei Kindern?
von Dr. phil. Sonja Deml | 24. Februar 2021
Durch den Lockdown werden viele junge Mensch zu Stubenhockern. Sie verbringen mehr Zeit mit Bildschirmgeräten und Büchern. Das schadet den Augen.
Die Zahl der von Kurzsichtigkeit betroffenen Kinder und Jugendlichen stieg in den letzten Jahren weltweit – schon lange vor der Corona-Pandemie. Einige Augenärzte befürchten nun, dass der Lockdown dieses Problem verschärfen könnte. Kurzsichtigkeit entsteht unter Beteiligung der Gene und zu einem ebenso großen Anteil durch den Lebensstil. Die immer umfangreicherer Nutzung von Fernsehern, Computern, Tablets, Smartphones, Spielkonsolen und Büchern wirkt sich negativ auf die Augengesundheit aus.
Kurzsichtigkeit durch den Lockdown
Zum einen schadet der Bildschirm an sich dem Augenlicht, zum anderen ein zu geringer Abstand zu diesem. Auch das fehlende Tageslicht spielt eine entscheidende Rolle. In Innenräumen wird lediglich eine Lichtstärke von ca. 500 Lux erreicht, im Freien entlasten mehrere tausend Lux die Augen.
Kinder verbringen viel mehr Zeit vor strahlenden Geräten, weil ihre Freizeit-, Kontakt- und Beschäftigungsmöglichkeiten in der aktuellen Situation reduziert sind. Ferner haben die Kinder zum Teil ein enormes Pensum an Unterrichtsstoff online zu erledigen. Lernvideos, Padlets, Live-Streams aus dem Klassenzimmer, Online-Prüfungen und Videokonferenzen nehmen viel Zeit in Anspruch. Distanzunterricht ist schließlich verpflichtend.
Digitale Spiele als Zeitvertreib im Lockdown
Besonders Familien mit mehreren Kindern, Alleinerziehende, Eltern im Homeoffice, Familien in kleinen Wohnungen ohne eigenen Garten und ohne Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind im Lockdown besonders belastet. Eltern wissen sich oftmals nicht anders zu helfen, als schon ihre Kleinkinder mit dem TV, Smartphone oder Tablet zu beschäftigen. Eine Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit zusammen mit Forschern des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des UKE Hamburg-Eppendorf fand heraus, dass Kinder im September 2019 im Durchschnitt 79 Minuten täglich mit digitalen Spielen verbrachten. Im April 2020 waren es 139 Minuten!
Augenschäden durch Lockdown als bleibende Erkrankung
Bei Lichtmangel wächst der Augapfel zu sehr in die Länge, dadurch entsteht Kurzsichtigkeit. Diese kann sich auch nicht mehr zurückbilden. Kurzsichtigkeit lässt sich zwar durch eine Brille oder Kontaktlinsen korrigieren, aber die Behinderung des Augenlichts bleibt sowie die langfristige Gefahr einer Netzhautablösung. Diese kann schlimmstenfalls zur Erblindung führen.
Tipps gegen Kurzsichtigkeit wegen des Lockdowns
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- Mit den Kindern so viel wie möglich rausgehen. Die Natur genießen, natürliche Farben und Dinge wahrnehmen. Tageslicht ist das Beste für die Augen!
- Kindern und Jugendlichen den Zusammenhang zwischen Bildschirmstarren und Kurzsichtigkeit sowie deren Folgen erklären, damit sie begrenzte Bildschirmzeiten nicht als Strafe verstehen, sondern im besten Fall ihre Augen selbst schützen möchten.
- Nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten zuhause suchen und für gute Lichtbedingungen sorgen
- Zuhause online-freie Zeiten einführen. Jugendliche, die weniger Zeit vor dem Gerät verbringen, sind außerdem glücklicher
- Die Sehleistung regelmäßig beim Augenarzt kontrollieren lassen
- Wenn nötig und möglich, einen privaten Kinderbetreuer engagieren
Zum Weiterlesen: Gefahren der Handynutzung für Kinder und Jugendliche
Foto: Canva.com
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