Gender Care Gap: Wer kümmert sich mehr um Haushalt und Kindererziehung?

von | 29. Januar 2020

Gender Care Gap geht der Frage nach, wer sich in Paarbeziehungen wie stark um Haushalt und Kinder kümmert. Frauen leisten immer noch die Mehrarbeit.

Gender Care GapTrotz der Gleichberechtigung von Mann und Frau ist die Rollenverteilung bezüglich der Hausarbeit und der Kindererziehung immer noch als eher klassisch zu betrachten. Zwar engagieren sich Männer insgesamt mehr für die Familie, dennoch investieren Frauen immer noch mehr Zeit in diese unbezahlten Tätigkeiten. Wie unterschiedlich die Aufteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung zwischen Männern und Frauen tatsächlich ist, bringt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ans Licht.

Erwerbstätigkeit von Männern und Frauen

Zunächst nähern sich Männer und Frauen immer mehr an, was den zeitlichen Umfang ihrer Erwerbstätigkeit betrifft. Das bedeutet: Die Erwerbsbeteiligung von Frauen steigt. 1992 lag die Beschäftigungsquote von Frauen, die in einer Paarbeziehung lebten, bei etwas über 60%. Eine Generation später lag sie 2016 bei fast 80%. Frauen gehen also häufiger in die Arbeit und gleichzeitig gehen sie zuhause ihren unbezahlten Tätigkeiten nach – wie der Haushaltsführung, Gartenarbeit, Versorgung der Familienmitglieder, Pflege bedürftiger Verwandter usw.

Verteilung der Hausarbeit und Kindererziehung

Insgesamt ist der Anteil von bezahlter und unbezahlter Arbeit an Wochentagen bei Männern und Frauen mit etwa 11 Stunden täglich annähernd gleich hoch. Frauen gehen wochentags im Durchschnitt 5 Stunden und 26 Minuten ihrer bezahlten Tätigkeit nach, Männer 8 Stunden und 38 Minuten. Väter kümmern sich wochentags durchschnittlich 50 Minuten um die Kinder, Frauen hingegen 2 Stunden. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede zeigen sich allerdings in diesen Bereichen: Bezahlte und unbezahlte Arbeit ist hierzulande immer noch sehr ungleich zwischen Männern und Frauen verteilt.
Zwar nimmt das Engagement der Männer an unbezahlten Familienarbeiten zu, aber offensichtlich machen Männer immer noch verhältnismäßig wenig. 1992 erledigten Männer in Paarbeziehungen durchschnittlich 31% der Hausarbeit und Kinderbetreuung. 2016 stieg ihr Anteil auf 37%.
Männer widmen sich eher bezahlten Tätigkeiten, Frauen verrichten mehr unbezahlte Arbeit. Das bezieht sich nicht nur auf die Wochen- bzw. Arbeitstage, sondern es gilt auch für die Freizeit. Werktags wird die mangelnde Beteiligung der Männer an der Hausarbeit und an der Kindererziehung mit ihrem höheren Erwerbsumfang begründet. An Sonn- und Feiertagen ist dieses Argument natürlich wenig plausibel. An erwerbsfreien Tagen übernehmen Frauen einen Großteil der Hausarbeit und Kinderbetreuung. Frauen leisten sonntags durchschnittlich 1,5 Stunden mehr unbezahlte Arbeit und in Haushalten mit überwiegend jüngeren Kindern sind die Unterschiede hinsichtlich des Gender Care Gap besonders stark ausgeprägt.

Verteilung der Hausarbeit in einer Paarbeziehung

Grundsätzlich sind Frauen überwiegend für Arbeiten im Haushalt zuständig, die häufig erledigt werden müssen und zeitlich wenig flexibel sind. Die Wäsche muss regelmäßig gewaschen werden, Schulmaterial muss zuverlässig besorgt werden, Pausenboxen müssen gefüllt werden, das Frühstück muss morgens, das Mittagessen mittags und das Abendessen abends auf dem Tisch stehen. Frauen verwenden zudem auf Besorgungen und administrative Tätigkeiten mit mehr als 1 Stunde pro Tag mehr Zeit als Männer mit 40 Minuten.
Männer hingegen widmen sich eher Tätigkeiten, die seltener anfallen und zu selbst bestimmten Zeitpunkten ausgeführt werden können. Der Rasen wird nur im Sommer gemäht und eher dann, wenn nichts anderes ansteht. Die Autoreifen müssen auch nur im Sommer und im Winter gewechselt werden. Tag und Uhrzeit können selbst bestimmt werden. Allerdings verbringen Männer mit durchschnittlich 37 Minuten täglich mehr Zeit mit Gartenarbeit und Reparaturen als Frauen mit 28 Minuten.

Vorschläge zur Verbesserung des Gender Care Gap

Die ungleiche Verteilung der Hausarbeit und der Kinderbetreuung führt in vielen Partnerschaften zu Dauerstreits. Unzufriedenheit (bei Männern und Frauen) sowie ständige Diskussionen und die Anforderungshaltung an den Partner belasten Familien und können zum Beziehungs-Burnout und sogar zur Trennung führen. Hier einige Tipps, wie sich die Situation entspannen lässt:

  • Elternzeit nehmen und Partnermonate beim Elterngeld nutzen
  • Erwerbsarbeit reduzieren um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen (z.B. Brückenteilzeit)
  • Homeoffice in Erwägung ziehen
  • Zeitrahmen der unbezahlten Tätigkeiten erfassen und auf deren Grundlage die Aufgaben verteilen
  • Arbeiten abgeben und Hilfe annehmen (Haushaltshilfe engagieren, Nachbarschaftshilfe organisieren, Großeltern einbeziehen usw.)
  • Am wichtigsten ist es, als Paar im Dialog zu bleiben, Probleme und Unzufriedenheit rechtzeitig anzusprechen und nach Lösungen zu suchen.

Quelle: DIW Wochenbericht 10/2019

Zum Weiterlesen: Die Realität von Müttern in Deutschland

Foto: goodluz – Fotolia.com

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