Wie geht es den Kindern von Alleinerziehenden?
von Dr. phil. Sonja Deml | 9. April 2018
Kindern von Alleinerziehenden fehlt ein Elternteil im Alltag. Welche Auswirkungen hat das auf ihr Wohlbefinden – erhalten sie trotzdem genug Fürsorge?
Alleinerziehende Mütter schaffen es hierzulande ganz gut, die alltäglichen Herausforderungen auch ohne Partner zu bewältigen. Ihr Selbstbild ist überwiegend positiv und das können sie offensichtlich ganz gut auf ihre Kinder übertragen. Das ist enorm wichtig fürs Aufwachsen und für das Wohlbefinden der Kids von Alleinerziehenden. Kinder von Singlemamas erhalten in der Regel genauso viel Fürsorge und Zuwendung wie Kinder, deren Eltern nicht getrennt sind. Geht es ihnen also genauso gut?
Das Wohlbefinden von Kindern Alleinerziehender
Zunächst scheint es Kindern von Alleinerziehenden körperlich gut zu gehen. Allerdings wissen wir bereits, dass das körperliche Wohlbefinden von Kindern mit der finanziellen Situation zusammenhängen kann. Kinder, die von Kinderarmut bedroht sind, haben meist auch ein schlechteres körperliches Wohlbefinden. Insgesamt betrachtet zeigen sich aber kaum Unterschiede zwischen Kindern von Singlemamas und Kindern, die in Paarhaushalten aufwachsen. Das gilt auch für das soziale Wohlbefinden. Die meisten Kinder fühlen sich mit ihrer Singlemama wohl und sind gerne mit ihrer kleinen Familie zusammen.
Kinder von Singlemamas und ihr Alltag
Die Alltagssituationen unterschieden sich kaum nach der Familienform. In der Freizeit- und Feriengestaltung gibt es beispielsweise keine bedeutsamen Unterschiede, denn die Kinder von Singlemamas übernachten genauso oft bei Freunden, nehmen gleich häufig an Kinder- und Jugendfreizeiten teil und verbringen ihren Urlaub gleichermaßen bei Bekannten oder Verwandten. Ihre freie Zeit verbringen Kinder von Singlemüttern auch nicht öfter vor der Glotze als Kinder in Paarfamilien. In ihrer Freizeit lesen die Kinder von Alleinerziehenden allerdings seltener und sie sind auch seltener in einem Verein aktiv. Gründe hierfür könnte eine schlechtere finanzielle Situation sein, aber auch ein knapperes Zeitbudget der Singlemamas, wenn es ums Bringen zu und Holen vom Verein geht. Vielleicht sind die Kinder aber auch stärker in den Alltag zuhause (Hausarbeit, kurzfristiges Aufpassen auf kleinere Geschwister, Kümmern um Haustiere etc.) eingespannt…
Singlemütter kümmern sich gut um ihre Kinder
Alleinerziehende Mütter vernachlässigen ihre Kinder nicht – im Gegenteil: Sie verwenden durchschnittlich fast genauso viel Zeit für die Kinderbetreuung wie Mütter in Paarfamilien. Singlemamas betreuen ihre Kinder durchschnittlich 6,3 Stunden tagsüber und Mütter aus Paarfamilien betreuen ihre Kinder durchschnittlich 6,9 Stunden. Dass sich Singlemütter auf den ersten Blick weniger um ihre Kinder kümmern liegt daran, dass sie etwas umfangreicher erwerbstätig sind. Ferner können sich vielleicht nicht alle Singlemamas ein Auto leisten, sondern müssen mit langsameren öffentlichen Verkehrsmitteln den Arbeitsweg bewältigen. Leider wird bei der Berechnung die Betreuung der Kinder in der Nacht außen vor gelassen: Kinder können nicht durchschlafen, werden krank, wollen kuscheln etc. – diese Zeit kommt noch auf das Konto all der Mamas, die sich nachts alleine um ihre Kinder kümmern.
Für das Kindeswohl ist also weniger die Familienform als vielmehr die sozioökonomische Lage entscheidend. Kinder brauchen eine liebevolle Unterstützung beim Aufwachsen und zur Chancengleichheit eine gewisse finanzielle Absicherung durch ein gutes Einkommen ihrer Mutter, ausreichend Kindergeld vom Staat und regelmäßige Unterhaltszahlungen vom Vater. Den Kindern von alleinerziehenden Mamas geht es also ziemlich gut, wenn wir ihnen diese Rahmenbedingungen geben.
Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Alleinerziehende in Deutschland – Lebenssituationen und Lebenswirklichkeiten von Müttern und Kindern. Monitor Familienforschung. Beiträge aus Forschung, Statistik und Familienpolitik, Ausgabe 28
Foto: nd3000 – Fotolia.com
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