Fernbeziehung mit Kind
von Dr. phil. Sonja Deml | 4. September 2014
Eine Fernbeziehung zu führen ist nicht einfach, erst recht nicht, wenn Kinder im Spiel sind. So gelingt die Fernbeziehung als Paar und (Patchwork-) Familie.
Fernbeziehungen sind für Familien eine besondere Herausforderung: Egal ob es sich um temporäre Dienstreisen oder Auslandseinsätze eines Elternteils handelt oder ob die Patchworkfamilie an zwei Wohnorten lebt weil jeder Familienteil dort seine Wurzeln hat. Fernbeziehungen können gelingen, wenn Familien mit der räumlichen Trennung gut umzugehen wissen.
Besonderheiten von Fernbeziehungen
Grundsätzlich haben Untersuchungen zufolge Paare, die in einer Distanzbeziehung leben, eine intensivere Beziehung. Sie kommunizieren häufiger miteinander, gehen öfter gemeinsam aus als Paare, die zusammen wohnen und der Sex ist leidenschaftlicher. Allerdings werden Paare, die eine Fernbeziehung führen, öfter von Eifersucht gequält und die Partnerschaft wird als instabiler erlebt. Nicht jeder ist für eine Fernbeziehung geschaffen. Die einen genießen die Freiräume in der Zeit des Getrenntseins, andere brauchen einfach die körperliche Nähe des Partners. Doch auch die Kinder gehen unterschiedlich mit einer Fernbeziehung um.
Kinder in einer Fernbeziehung
Kinder hätten in der Regel am liebsten Mama und Papa immer um sich. Je nach Alter können Kinder eine Trennung nur schwer verstehen bzw. einordnen. Außerdem können sie die Dauer der Trennung noch nicht einschätzen. Familien, die in einem festen Rhythmus getrennt leben, machen es den Kindern sicherlich einfacher, mit der Fernbeziehung umzugehen. Kinder, deren Elternteil in einem unbestimmten Rhythmus für mal längere und mal kürzere Zeit weg ist, können leichter aus der Bahn geworfen werden. Dann gibt es allerdings auch Kinder, die vielleicht sogar froh über die Fernbeziehung sind: Kinder, die sich freuen, wenn sie Mama die ganze Woche über für sich haben, bevor am Wochenende der Bonuspapa zur Familie stößt. Schön, wenn dann etwas Besonderes mit der Patchworkfamilie unternommen wird, so dass sich das Kind auf die Mama-Zeit genauso freuen kann wie auf die Zeit mit dem Bonuselternteil. Allerdings sollte die Fernbeziehung nicht dahin führen, dass mit einem Elternteil öder Alltag und mit dem anderen Elternteil Freizeitspaß assoziiert wird.
Tipps für die Fernbeziehung mit Kind
Wenn Kinder den Zeitpunkt des Wiedersehens kennen, fällt der Abschied leichter und die Verlustangst ist geringer. Die Zeit der Trennung kann durch eine Art Adventskalender symbolisiert werden. Wer anruft, um mit dem Kind zu sprechen, ihm Briefe, Postkarten oder e-Mails schickt, zeigt ebenfalls Präsenz. Auch ein Bonuskind fühlt sich wertgeschätzt, wenn sich der Bonuselternteil bei ihm erkundigt, wie es beim Kindergeburtstag war oder ihm viel Erfolg für die bevorstehende Schwimmprüfung wünscht. Außerdem ist es eine schöne Geste, wenn das Kind etwas vom wegfahrenden Elternteil haben darf. Das schafft Nähe. Ein Kuscheltier oder ein Trösterchen wie das beispielsweise eine mapapu sein kann, unterstützen das Kind. Vielleicht ist auch ein Spontan- oder Überraschungsbesuch beim getrennt wohnenden Elternteil möglich. Das Kind lernt so die Umgebung kennen und kann sich besser vorstellen, was der abwesende Elternteil so macht. Eltern sollten ihrem Kind Zeit für den Abschied genauso wie Zeit fürs Wieder-Aneinander-Gewöhnen beim Wiedersehen geben. Schließlich ist beides ein Umbruch für Kinder in Fernbeziehungen. Wenn das Kind in der Zeit der Trennung einfach nur Kind sein darf ist es glücklicher als wenn es ermuntert wird, einen Elternteil zu vertreten oder auf die Mama gut aufzupassen. Das überfordert ein Kind genauso wie das gut gemeinte Lob, dass es beim Abschied gar nicht geweint hat. Das Kind wird schließlich von Gefühlen übermannt und die müssen raus. Wer als Familie also
– emotionale Nähe trotz räumlicher Trennung herstellt
– dem Kind über die Zeit der Trennung hinweghilft
– Verständnis für das Kind hat und
– den Abschiedszeitpunkt und das Wiedersehen benennt
hat gute Chancen auf eine glückliche Fernbeziehung mit Kind. Weitere Tipps für die Fernbeziehung finden Sie hier.
Foto: © Dmitry Lobanov – Fotolia.com
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