Scheidungsgründe und Risiken

von | 7. Juni 2011

Wer sich das Ja-Wort gibt, denkt nicht an Scheidung, doch die Zahl der Scheidungen nimmt stetig zu. Die häufigsten Scheidungsgründe und Risiken finden Sie hier.

EhescheidungSeit Mitte des 18. Jahrhunderts kann ein linearer Anstieg der Scheidungszahlen verzeichnet werden. Historische Gründe wie Industrialisierung, Urbanisierung und Säkularisierung haben Druck auf die gesellschaftlichen Institutionen ausgeübt und zu einer Liberalisierung der Ehescheidungsgesetze geführt.

Parallel dazu erhöhte sich die gesellschaftliche Akzeptanz Geschiedener. Die Bildungsrevolution und der Wandel der Frauenrolle ermöglichten Frauen den Zugang zu Bildung und somit die Ausübung besser bezahlter Berufe. Frauen sind heute in der Regel erwerbstätig und ökonomisch eigenständig, brauchen keinen Mann als Versorger. Die gestiegenen Scheidungszahlen der letzten 40 Jahre führten zu einer Intensivierung der Scheidungsforschung. Eine Scheidung ist ein multikausales Geschehen, ein kompliziertes Zusammenspiel individueller Aspekte. Es gibt allerdings Scheidungsgründe und -risiken, die vermehrt vorkommen.

Scheidung wegen Liebesmangel

Diente die Ehe einst als Versorgungs- und Erziehungsgemeinschaft der Kinder, so hat sie heute andere Ansprüche zu erfüllen. Die Ehe wurde emotionalisiert, psychische und affektiv-emotionale Ansprüche an die Ehe sind gestiegen und deren Grundlage wurde die Liebe. Ist die Liebe zu argen Belastungen ausgesetzt oder schwindet gar ganz, dann geht meist auch die Ehe in die Brüche.

Ehe-Aus durch Berufsstress

Die beruflichen Anforderungen steigen und in Zeiten der Globalisierung müssen Arbeitnehmer ständig mit beruflichen und räumlichen Wechseln rechnen. Das Eheleben findet dort statt, wo die Arbeit ist oder man findet sich in einer Fernbeziehung wieder. Diese Unsicherheiten belasten das Privatleben.

Scheidung im Ruhestand

In letzter Zeit werden immer mehr sog. „Alt-Ehen“ geschieden. Ehepaare, die bereits silberne oder goldene Hochzeit gefeiert haben entscheiden sich, im Alter getrennte Wege zu gehen. Oft steckt die Pensionierung der Ehepartner als kritischer Wendepunkt im Leben dahinter. In der Pension haben die Partner viel Zeit, in der sie sich miteinander auseinandersetzen und stellen dann erst fest, wie sie jetzt zueinander stehen.

Subjektive Scheidungsgründe

Alkohol- und Drogenmissbrauch, physische und psychische Gewalt oder finanzielle Schwierigkeiten sind wiederholte Scheidungsgründe. Untreue oder andere Vertrauensbrüche rauben der Ehe die Basis. Oder die Partner haben sich unterschiedlich entwickelt, stellen Kompetenzdefizite und emotionale Distanzierung fest oder haben enttäuschte Erwartungen. Gleichgültigkeit des Partners und Mangel an Respekt und Leidenschaft können ebenfalls zu Scheidungsgründen werden, genauso wie Stress mit der Ursprungs- oder Schwiegerfamilie oder mit den Kindern. Scheidungserleichternd kann unbefriedigende Sexualität, hohes Autonomiestreben, positive Reaktion der Familienmitglieder auf die Scheidungsabsicht, geringer moralischer Druck und die Hoffnung auf einen neuen Partner bzw. bereits vorhandene Alternativen zum Ehepartner sein.

Die Hausfrauenehe hat ein geringeres Scheidungsrisiko

Wenn Ehepaare in Großstädten leben, beide erwerbstätig sind und eine wenig traditionelle Grundhaltung haben, jung geheiratet oder schon Scheidungserfahrung haben, sind sie einem erhöhten Scheidungsrisiko ausgesetzt. Vor allem wenn sie wenig religiös und kinderlos sind. Geschiedene kommen oft aus Scheidungsfamilien.

Die Mehrheit der Scheidungen reichen Frauen ein

Obwohl Frauen meist nach einer Scheidung materiell schlechter gestellt sind, sie möglicherweise alleinerziehend sind, der Alltagsstress steigt und sie mehr Verantwortung tragen müssen, drängen meistens sie auf die Trennung. Männer sind nicht mehr (nur) die Ernährer der Familie, sondern der Vater soll sich einbringen. Viele Männer werden von den Scheidungsabsichten überrascht, weil sie die Entwicklung ihrer Frau nicht bemerkt haben.

Es ist gut, die Ehe regelmäßig zu reflektieren und viel miteinander zu reden, um Scheidungsrisiken im Vorfeld abzuschwächen. Je eher Sie Probleme besprechen, desto leichter lassen sie sich lösen. Diese gilt natürlich generell für Beziehungen und nicht nur in der Ehe.

Foto: M. Schuppich – Fotolia.com

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