Alleinerziehende Mütter und ihr Familienstand

von | 25. Juli 2011

Alleinerziehende Mütter leben anders. Christina Bylow malt ein eher düsteres Bild der alleinerziehenden Mutter in unserer Gesellschaft, doch sie hat Vorschläge.

Die meisten Eltern trennen sich, wenn das jüngste Kind ca. fünf Jahre alt ist. Der nächste Trennungsschub setzt mit der Pubertät ein. Alleinerziehende Mütter lassen meistens ein Leben zurück, das ihnen und den Kindern geschadet hat. Wie geht es ihnen danach – finanziell und psychisch, welche Rolle haben alleinerziehende Mütter in der Gesellschaft? Unsere Autorin Dr. Sonja Deml fasst das Buch “Familienstand: Alleinerziehend. Pladoyer für eine starke Lebensform” von Christina Bylow knapp zusammen.

Trennungsgründe alleinerziehender Mütter

Es gibt zig Trennungsgründe, doch diese werden von alleinerziehenden Müttern wiederholt genannt:  Manche Männer stehlen sich schon während der Schwangerschaft aus der Verantwortung, können mit den Veränderungen des weiblichen Körpers nach der Geburt nicht umgehen – Christina Bylow nennt dieses Phänomen „Mutterekel“ – oder verlieben sich in eine Jüngere. Manchmal ergreifen Frauen die Flucht, wenn Männer gewalttätig werden.

Gewalt gegen Frauen und Kinder

Leider machen viele Kinder Gewalterfahrungen. Die Hirn- und Traumaforschung hat herausgefunden, dass das Erleben von Gewalt gegen eine Bezugsperson etwa denselben Schädigungsgrad verursacht, wie wenn gegen das Kind Gewalt ausgeübt wird. Frauen leben nie so gefährlich wie unmittelbar nach einer Trennung, sagt die von Bylow zitierte Rechtswissenschaftlerin Sibylla Flügge, denn jede Zehnte erfährt dann Gewaltandrohung oder Übergriffe.

Ich  rate den Frauen den sofortigen Gang zur (Frauenbeauftragten der) Polizei. Ein im Buch befragter Anwalt und Rechtswissenschaftler, Prof. Dr. Ludwig Salgo, rät: Kommt ein Kind mit blauen Flecken vom Wochenendbesuch zurück, muss es sofort bei einem Arzt vorgestellt werden. Ich füge hinzu: Bei Verdacht auf sexuelle Gewaltausübung bitte direkt und ungeduscht (!) zur Gynäkologie. Gewalt muss sanktioniert werden, sonst lernt die nachfolgende Generation, dass sich Gewalt durchsetzt.

Finanzielle Lage alleinerziehender Mütter

60% alleinerziehender Mütter können für sich und die Kinder sorgen, wenngleich unter großen Anstrengungen. Die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Kindererziehung sind mangelhaft. Eine halbe Million alleinerziehender Mütter in Deutschland war 2008 auf Unterhalt vom Staat in Höhe von 846 Mio. Euro angewiesen, da die Väter verschwunden waren oder eine finanzielle Unterstützung verweigerten, so die Statistiken.

Wohnsituation Alleinerziehender

Die Wohnsituation ist entscheidend dafür, wie es Alleinerziehenden und ihren Kindern geht. Christina Bylow stellt in ihrem Buch ein gelungenes Wohnprojekt in Berlin vor, in dem mehrere Generationen, darunter Ein-Elternfamilien, Singles und Paare unter einem Dach leben. Dadurch wird die Isolaltion von Alleinerziehenden verhindert. Zu den Eltern zurückzuziehen hält Christina Bylow für keine gute Alternative. Wichtig ist ein tragfähiges Netzwerk, das kann auch eine gute Hausgemeinschaft oder eine Wohngemeinschaft sein. Dabei können allerdings unterschiedliche Altersstufen der Kinder zum Problem werden.

Das Liebesleben alleinerziehender Mütter

„Alleinerziehende Frauen müssen sich nicht selbst um die Liebe bringen, in dem sie glauben, damit wäre es nun vorbei“, schreibt Christina Bylow  , aber natürlich ist klar: Die Möglichkeiten auf dem Singlemarkt sind eingeschränkt, allein deswegen, weil alleinerziehenden Müttern die Zeit zur Partnersuche fehlt. Zudem kann man in Bekanntschaftsannoncen immer noch die Ausschlusskriterien „ohne Anhang“ bzw. „ohne Altlasten“ lesen.  Viele Frauen  geben ihren Kindern Vorrang vor einer neuen Partnerschaft, möchten ihnen Enttäuschungen ersparen. Nichtsdestoweniger haben alleinerziehende Mütter ein Liebesleben. Und „die Liebe“, schreibt Christina Bylow, „hat für viele alleinerziehende Mütter, einen höheren Stellenwert als eine Versorgungsgemeinschaft. Nicht weil, sie glauben, dafür fände sich sowieso keiner mehr, sondern weil sie sich nicht in ein neues Geflecht aus zusätzlichen Pflichten einbinden wollen. Wenn sie wieder mit jemandem zusammen leben, dann nur, wenn sich das alte Muster nicht wiederholt. Zwei getrennte Wohnungen, Fernbeziehungen, Wochenenend-Familien: In solchen Lebensformen fühlen sich viele Frauen wohler.“

Verbesserungsvorschläge für Alleinerziehende

Christina Bylow malt ein eher düsteres . Bild von einer Gesellschaft, die Alleinerziehende immer noch vielfältig diskriminiert, doch  Bylow hat Verbesserungsvorschläge: eine Kindergrundsicherung, die Förderung von durchdachtem Wohnraum für Alleinerziehende, Unterstützung von ehrenamtlichem Engagement wie Großelterndienste, wirksamere Verfolgung unterhaltssäumiger Väter, eine neue Regelung von Sorgerechts- und Umgangsstreitigkeiten, z. B. den Verzicht auf Zwangsmaßnahmen gegen Kinder wie Heimeinweisungen gegen ihren Willen, nur weil sich die Eltern nicht einigen können.

„Sich mit der eigenen Situation zu versöhnen“, schreibt Christina Bylow, „ist der beste Schutz gegen Mitleid, Herablassung und falsche Bewunderung. Denn das ist das letzte, was Alleinerziehende brauchen: Sie sind eine Familie, und Familie ist, was man daraus macht.“

Buchtipp: : Bylow, Christina (2011): Familienstand: Alleinerziehend. Plädoyer für eine starke Lebensform. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011

 

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