Gaslighting in der Partnerschaft
von Dr. phil. Sonja Deml | 4. August 2024
Gaslighting ist eine emotionale Manipulation, die das Selbstwertgefühl eines Menschen untergräbt. Wichtiges über Anzeichen, Auswirkungen und Selbstschutz
Gaslighting ist ein schleichender Prozess und die Betroffenen merken oftmals zu spät, dass sie Opfer dieser Manipulationstaktik wurden. Vor allem in Partnerschaften, die auf Vertrauen basieren, ist es schwierig, die negative Beeinflussung zu erkennen und sich der Manipulation zu entziehen.
Was bedeutet Gaslighting?
Der Begriff und das damit einhergehende Phänomen wird abgeleitet vom Theaterstück „Gas Light“ des britischen Dramatikers Patrick Hamilton von 1938, in dem ein Ehemann systematisch versucht, seine Frau in den Wahnsinn zu treiben. Gaslighting ist eine emotionale Missbrauchstaktik, mit der das Opfer dazu gebracht wird, seine Realitätswahrnehmung anzuzweifeln und sich psychisch krank zu fühlen. Die Person soll zunächst verwirrt, verunsichert und eingeschüchtert werden. Die Beeinflussung erfolgt durch gezielte Falschaussagen sowie Verhaltensweisen wie Lügen, Leugnen und Einschüchtern. Dadurch werden die Betroffenen so manipuliert, dass sie an ihrer Selbstwahrnehmung zweifeln und den eigenen Gefühlen und Gedanken nicht mehr trauen. So gewinnen die Täter Macht und Kontrolle über ihr Opfer.
Wie etabliert sich Gaslighting?
Gaslighting entwickelt sich in engen Beziehungen, da die Grundlage ein Vertrauensverhältnis ist. Dieses erleichtert die Manipulation. Gaslighting beginnt häufig mit vermeintlich harmlosen Lügen oder Verleugnungen, wie zum Beispiel „Das stimmt doch gar nicht“, „Du siehst das zu emotional“, „Du hast es mir versprochen“ oder „Das habe ich nie gesagt“. Dieses Verzerren der Wirklichkeit steigert sich mit der Zeit, die Betroffenen misstrauen ihrer eigenen Wahrnehmung und beginnen die falsche Darstellung der Realität zu akzeptieren. Sie sind verwirrt und emotional erschöpft, was das weitere Gaslighting erleichtert – die Opfer sind ja tatsächlich psychisch bereits angeschlagen. Dann glauben sie auch Sätze wie „Du bist hysterisch“, „Geh mal zum Psychiater“ oder „Niemand sonst liebt dich“. Sind die Opfer zunächst nur verunsichert, versuchen sie ihre eigenen Ansichten noch zu verteidigen. Die Täter reagieren darauf gekränkt bzw. aggressiv. Mit Fortschreiten der psychischen Erschöpfung resignieren ihre Opfer.
Das Profil des Gaslighters
Gaslighting kann unterschiedliche Ursachen haben und passiert nicht immer bewusst. Gaslighter haben oftmals ein sehr geringes Selbstwertgefühl, welches sie durch das Gewinnen von Macht über andere Menschen aufwerten möchten. Zudem kann eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vorliegen. Mangel an Empathie oder negative Erfahrungen jeglicher Art in der Vergangenheit können weitere Gründe sein. Womöglich liegt auch eine Bindungsstörung vor und die Täter möchten ihre Partner durch emotionale Abhängigkeit eng an sich binden. Manchmal sind Gaslighter schlichtweg Sadisten und verspüren Lust, andere zu quälen.
Folgen emotionaler Manipulation
Dieser ständige emotionale Missbrauch hat schlimme Folgen für die Opfer. Sie verlieren ihr Selbstvertrauen und ihre Lebensfreude, werden ängstlich und depressiv bis hin zum völligen Zusammenbruch. Zwischenmenschliche Beziehungen gestalten sich immer schwieriger und sie fühlen sich emotional abhängig vom Täter. Sogar wenn die Situation aufgelöst wurde, können Betroffene nach der Trennung unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, die möglicherweise jahrelange psychologische Behandlungen nach sich ziehen.
Schutz vor Gaslighting
Ein wirksamer Schutz vor Gaslighting ist, auf sein eigenes Bauchgefühl zu hören, sich selbst mit gesundem Menschenverstand zu betrachten und klare Grenzen zu setzen. Distanziere dich von toxischen Beziehungen und gewinne möglichst rasch Abstand, bevor sich die Abwärtsspirale in Bewegung setzt. Doch auch dann kannst du immer noch die Reißleine ziehen, indem du dich trennst, dir Unterstützung von Freunden, Familienmitgliedern oder in einer Beratungsstelle holst. Traue deiner eigenen Wahrnehmung und erkenne, dass das Problem nicht bei dir liegt!
Foto: depositphotos.com
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