Beziehungskrise: Tipps für Paare
von Dr. phil. Sonja Deml | 17. April 2023
Selbst die besten Partnerschaften durchleben schwierige Phasen. Eine Beziehungskrise muss nicht das Ende der Liebe sein, Paare können sie bewältigen.
Im gemeinsamen Beziehungsalltag kommt die Paarbeziehung oftmals zu kurz. Jeder kämpft mit Stress, die Zeit zu zweit ist knapp und Muße für Beziehungsgespräche fehlt. Dabei ist es ungemein wichtig, über sich selbst sprechen und auszudrücken, wie es einem in der Partnerschaft überhaupt geht. Liebesbeziehungen sind immer im Wandel und möchten gehegt und gepflegt werden.
Den Partner wahrnehmen
Ist die anfängliche Verliebtheit abgeflacht, lässt auch das Buhlen um die Liebe des Partners nach. Das ist zunächst völlig normal, schließlich etabliert das Paar eine gewisse Routine im Zusammenleben und vieles wird selbstverständlicher – auch, dass der Partner einfach immer da ist. Und das sollte nicht so sein. Viele Partner fühlen sich gar nicht mehr richtig wahrgenommen. Ein flüchtiger Kuss, eingefahrene Grußfloskeln, abschweifende Gedanken beim Gespräch, Routine beim Sex – das ist entspannend, aber auch gefährlich, wenn sich einer nicht mehr gesehen und wertgeschätzt fühlt. Hier sollte man auf jeden Fall klar ansprechen, was einem fehlt und was man braucht, um sich wieder geliebt zu fühlen. Denn in den wenigsten Fällen passiert dieses Abdriften absichtlich, sondern mangelndes Engagement für den Partner schleicht sich einfach ein.
Ich-Botschaften
Bei Beziehungsgesprächen sollte man Vorwürfe unbedingt meiden. Statt „Du kümmerst dich ja gar nicht mehr um mich!“ lieber „Ich fühle mich vernachlässigt!“ sagen. Schließlich geht es um die eigenen Gefühle und eine Vorwurfshaltung führt schnell zu einer Abwehrhaltung. Diskussionen und gegenseitige Vorwürfe verstärken die Krise nur. Der Partner sollte bei den Ich-Botschaften gut zuhören und versuchen, sich in den anderen hineinzuversetzen. Es geht bei diesen Gesprächen nicht darum, den Schuldigen zu finden, sondern ein Problem zu erkennen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dabei ist ein ehrliches Interesse an den Gefühlen, Bedürfnissen und Erwartungen des anderen sehr hilfreich.
Humor in der Beziehungskrise
Es ist wichtig, sich mit partnerschaftlichen Problemen auseinanderzusetzen. Allerdings sollten diese nicht die Stimmung dominieren. Sicherlich gibt es noch genügend positive Seiten und Momente der Beziehung. Sich ablenken, die Krise auch mal Krise sein lassen und miteinander lachen entspannt die Lage ungemein. Manche Paare geben ihren Problemen oder ihrem Verhalten witzige Namen. Gemeinsam über sich selbst oder über seine Schwachpunkte zu lachen, ist befreiend, heilsam und baut Spannungen ab.
Außerdem kann es herrlich sein, mit dem Problem anders umzugehen. Statt sich zu ärgern, weil der Partner nie irgendwelche Ideen für die Urlaubsgestaltung hat, kann man sich freuen, seinen eigenen Traumurlaub zu planen. Der Partner nimmt keinen Kochlöffel in die Hand? Bedauerlich, ab jetzt gibt es nur noch das eigene Lieblingsessen.
Systemische Beratung bei Beziehungskrisen
Sitzen die Konflikte tiefer oder gibt es zu wenig Bereitschaft, etwas an der Partnerschaft zu ändern, kann eine systemische Beratung oder eine Paartherapie sehr wirksam sein. Manchmal hilft der Blick von außen, Konfliktherde sehr schnell zu erkennen. Paaren tut es gut, mit einer neutralen Person zu sprechen. Manchmal liegt das Problem nämlich gar nicht da, wo es das Paar vermutet.
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