Affäre, Seitensprung und Dreiecksbeziehung
von Dr. phil. Sonja Deml | 19. Februar 2011
In eine Affäre schlittert man nicht einfach hinein, doch sollte man eine Affäre beenden oder zugeben? Einen Seitensprung verheimlichen oder besser gestehen?
Egal, aus welchen Gründen jemand untreu wird, ob bewusst nach einer Geliebten bzw. einem Geliebten gesucht wurde, es aus einer zufälligen Begegnung entstand und daraus Liebe wurde oder ob aus sexuellen Gründen – spätestens wenn sich das schlechte Gewissen meldet, stellt sich die Frage, wie man damit umgehen soll: Die Affäre verschweigen, gestehen, abbrechen oder aufrechterhalten und dem Partner bzw. der Partnerin das gleiche zugestehen? Schauen wir uns diese oft verzweifelten Lösungsversuche und ihre jeweiligen Konsequenzen genauer an.
Affäre verschweigen oder gestehen?
Aus Angst vor dem, was passieren könnte, wenn der Partner bzw. die Partnerin von der dritten Person erfährt, wird die Affäre oft verheimlicht. Es kommt zu einem Doppelleben, was zeitlich, organisatorisch und auch psychisch auf Dauer belastend ist, auch wenn die Spannung anfangs genau der Reiz gewesen sein mag. Je länger die heimliche Affäre dauert, desto schwieriger wird es, wieder ins vorherige Leben ohne Schaden auf allen drei Seiten zurückzukehren. Eine Erschütterung des Vertrauensverhältnisses lässt sich sowieso nicht vermeiden, aber für einige Paare mag es ein Erlebnis sein, um über die Probleme in der Partnerschaft zu sprechen und diese wieder zu beleben. Viele Paarpsychologen raten, ein kurzes oder einmaliges Verhältnis zu verschweigen, wenn dies unbedeutend war, bereits beendet ist und dem Partner bzw. der Partnerin so nur unnötig Schmerz zugefügt wird.
Affäre abbrechen
Meistens werden Außenbeziehungen abgebrochen, wenn diese zu kompliziert werden, keinen Reiz mehr haben oder keine emotionale Bindung zustande kam. Problematisch ist es, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Je früher eine Affäre beendet werden soll, desto leichter fällt dies und je intensiver die emotionale Bindung an die dritte Person wird, desto schwieriger ist es, diese zu verlassen. Vor allem Männer haben Angst vor dem Schlussmachen mit der Geliebten, da diese aus Rache das Verhältnis der Ehefrau erzählen könnte. Aber selbst wenn man einen sauberen Schlussstrich ziehen kann, kann man es nicht mehr rückgängig machen und das schlechte Gewissen bleibt.
Affäre tolerieren
Es gibt Menschen, die bereit sind, eine Außenbeziehung zu tolerieren, oft aus Angst vor dem Verlassenwerden. Einige sagen sogar, es mache ihnen nichts aus, wenn der Partner bzw. die Partnerin fremdgeht, weil es beispielsweise doch „nur“ um Sex ginge. Das ist meistens jedoch nur eine Illusion, denn selbst wenn die Partnerschaft nur platonisch ist, wird deren Basis angegriffen. Dem untreuen Partner hingegen schmeichelt es, von zwei Menschen gleichzeitig begehrt zu werden. Es gibt solche offenen Beziehungen, die über eine gewisse Zeit funktionieren, doch meistens kommen irgendwann unerfüllte Bedürfnisse, Enttäuschung und Eifersucht zum Vorschein. Der oder die Treue kann sein Selbstbewusstsein verlieren und sogar mit einer psychischen Krankheit (Depression, Sucht etc.) reagieren.
Offene Beziehung
Wie Du mir, so ich Dir: Geht auch der oder die Betrogene aus Rache, als Trost oder um eigene Untreuewünsche zu erfüllen ebenfalls fremd, dann sind doch alle quitt könnte man meinen. Solche offenen Beziehungen, die von allen Seiten legitimiert sind, können ebenfalls problematisch werden. Sie sind in der Regel oberflächlicher, da man merkt, man hat den anderen bzw. die andere nie für sich ganz alleine und eine innige Beziehung kann nur schwer gelebt werden.
Untreue vermeiden
Niemand schlittert einfach so in eine Affäre hinein, sondern sucht mehr oder weniger bewusst danach oder lässt es einfach zu. „Es ist einfach so passiert“ ist keine Entschuldigung oder Begründung, sondern eher eine Ausrede. Selbst wenn bei exzessivem Alkoholgenuss die Hemmschwelle sinkt, man sich aber an die Affäre erinnern kann, weiß der Verstand, dass man jetzt untreu ist.
Bevor sich jemand ein Verhältnis sucht, sollte man einen Moment überlegen, warum man dies macht, was einem in der Paarbeziehung fehlt und wie sich partnerschaftliche Probleme lösen lassen ohne jemanden so massiv zu verletzen und sich selbst neue Probleme aufzuhalsen, die man vorher nicht hatte. In vielen Fällen kann eine Paarberatung sinnvoll sein, um Ausrutscher zu vermeiden.
Interessant ist auch, was die Uni Göttingen in diesem Zusammenhang herausgefunden hat – nämlich, dass betrogene Partner unter ähnlichen Symptomen wie bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Ich finde, auch unter diesem Aspekt sollte man sich gut überlegen fremzugehen.
LlG