Seitensprung für Anfänger – Casual Dating mit Secret.de

von | 2. September 2011

Welche Bedeutung kommt heute dem Eheversprechen zu, wenn Casual Dating Seiten boomen und einen Seitensprung mit wenigen Klicks möglich machen. Secret.de im Test.

Casual DatingIn ihrer ersten Sendung nach der Sommerpause stellte Fernsehtalkerin Sandra Maischberger die Frage nach der Sexualmoral unserer Gesellschaft im Jahre 2011. Untertitel: Kein Anstand, kein Tabu?

Geladen war unter anderem die Autorin Charlotte Roche, die mittlerweile überall als Expertin ran darf, wenn es mehr oder weniger um Sex geht. Kein Wunder, bekommt man von ihr verkaufsträchtige Bonmots geliefert wie, „Bums jeden, den du finden kannst, dann bleibst du in der Übung!“ oder „Guck Dir Pornos an und lerne.“

In Roches zweitem Roman „Schoßgebete“ geht es aber nicht um eine sexuell entfesselte Frau, sondern um eine, die bis zur Selbstverleugnung ihrem Mann alles recht macht. Um ihn zu halten, begleitet sie ihn sogar in den Puff. So weit, so krank.

Nur gut, dass es sich um einen Roman und nicht um einen Lebensratgeber aus der Sachbuchabteilung handelt. Lässt man die Figuren von Frau Roche aber mal beiseite, rührt die Autorin nach Analverkehr erneut an einem Thema, dass in unserer Zeit tabuisiert scheint: Sexualität innerhalb der Institution Ehe. Sagen wir der Einfachheit halber, innerhalb einer treuen, monogamen Beziehung.

Dass Monogamie Quatsch ist, erzählt uns außer Frau Roche jeder Evolutionsbiologe. Oder das Internet. Lust auf Sex? Casual Dating heißt das Prinzip, das der Google-Suchmaschine 21.400.000 Treffer abverlangt. Heutzutage stellt es kein Problem mehr dar, sich einen Online-Lover und einen Seitensprung zu organisieren, denn Erotik-Kontaktbörsen boomen. Mithilfe eines Matchingverfahrens bekommt man auf diesen Seiten die angeblich passenden Sexualpartner angeboten. Ich frage mich, wie viele Verheiratete auf diesen Seiten aktiv sind. Über außerehelichen Sex spricht man bekanntlich nicht, sondern hat ihn im Verborgenen.

Fast eine Woche lang habe ich „meine Phantasie leben lassen“, ganz so wie es der Claim von Secret.de fordert. Die Spontan-Sex-Seite kommt erstmal ganz schick daher. Optisch ein wenig Eyes-wide-shut-Chi-chi. Alles anonymisiert, mit Augen- und Gesichtsmasken und sogenannten Secret-Karten, mit denen man kurze Interessensbekundungen à la „Gute Eheleute kommen in den Himmel – böse zu mir“ oder „Du wärst mir eine Sünde wert“ verschicken kann. Teils recht biblisch, im Wortlaut immer moralisch. Das Verbotene als Kick, darauf legt diese Seite Wert. Der Name ist eben Programm.

Wie viele seiner Geheimnisse man auf seinem Profil preisgeben möchte, bleibt einem jedoch selbst überlassen. Seine sexuellen Vorlieben kann man in einer Skala voreinstellen, die reicht von „unbedingt“ bis „tabu“. In meiner Profilvorschau steht beispielsweise, dass ich auf Küssen großen und auf Analverkehr, Swingerclubs und Gangbang keinen Wert lege. Das finde ich beruhigend, werden mir so unangenehme Angebote von meinem 2.0-Körper ferngehalten. Ich bin halt keine Romanfigur von Charlotte Roche, sondern eine Autorin im Selbstversuch.

Kurz nach Freischaltung meines Profils erhalte ich mit der Begrüßung bereits vier Vorschläge, zwei sogar mit Foto. Nachdem ich mein eigenes – man erkennt meine Haarfarbe und ein Auge – online stelle, werden die Interessenten mehr. Wem soll ich das jetzt vorwerfen? Auch ich schaue mir nur die Profile mit Bild an.

Nach vier Tagen traut Mann sich die Verführungskraft in die eigenen Worte zu legen. Statt wie bisher per bequemer, vorgefertigter Secret-Karte, erreichen mich die Avancen nun per Mail. Bei A. geht’s daneben. Zu schnell, zu viel und deshalb nichts für mich.

M. hingegen finde ich charmant. Er trifft genau den richtigen Ton, flirty ohne aufdringlich zu werden. Und das, obwohl wir uns an einem zweideutigen Ort befinden. Der Mann zeigt Manieren. Ich schreibe eine kurze Nachricht zurück. Er flirtet weiter und macht das gut…Mit M. würde das eine Weile so weiterlaufen und dann würde ich ihn treffen.

Werde ich aber nicht. Ich bin nämlich verheiratet. Aus der Tatsache, dass ich liiert bin, habe ich auf Secret.de übrigens nie ein Geheimnis gemacht, woran sich meine vierzehn Kontakte allerdings nicht störten. Neun von ihnen sind nach eigenen Angaben selbst verheiratet oder gebunden. Drei haben gar keine Aussage über ihren Beziehungsstatus gemacht. So weit, so gut, Frau Roche.

Foto: Bernd Genz / pixelio.de

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