Das Borderline-Syndrom bei Kindern

von | 13. Juni 2024

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung geht mit starken Stimmungsschwankungen und Selbstverletzung einher. Die Zahl betroffener Kinder steigt.

Die Borderline-Störung als psychische Erkrankung bei Erwachsenen ist bekannt. Doch immer mehr Kinder und Jugendliche sind emotional instabil. Die Stimmungsschwankungen beginnen meist im Jugendalter und werden häufig der Pubertät zugeschrieben. Doch es gibt wichtige Unterschiede.

Definition Borderline

Mit dem Borderline-Syndrom wird eine Persönlichkeitsstörung bezeichnet. Der Begriff „Borderline“ weist auf die Grenze zwischen einer Neurose und einer Psychose hin. Hauptmerkmal des Borderline-Syndroms sind starke Stimmungsschwankungen, die kaum oder gar nicht mehr kontrolliert werden können. Diese emotionale Instabilität weckt das Bedürfnis, den inneren Druck abzulassen. Häufig geschieht dies durch Selbstverletzung wie Ritzen. Durch den körperlichen Schmerz wirkt der Körper von seinem inneren Schmerz befreit. Die Verletzung ist quasi ein Ventil, durch das der emotionale Druck abgelassen wird.

Symptome

Tritt die Borderline-Störung bereits im Kindes- oder Jugendalter auf, ist es nicht einfach, die Symptome von den ganz gewöhnlichen Phänomenen der Entwicklung zu unterscheiden. Schließlich hat jedes Kind Wutanfälle, ist mitunter schlecht gelaunt, hat weinerliche Phasen und muss mit all seinen Problemen der körperlichen und seelischen Entwicklung zurechtkommen. Stimmungsschwankungen sind in gewissem Ausmaß also normal und es ist gesund für Kinder, diese Gefühle zuzulassen.

Zu den Merkmalen der Borderline-Erkrankung zählen jedoch schnell und häufig wechselnde Stimmungen pro Tag, deren Auslöser dem Kind oder Jugendlichen meist nicht klar ist. Dieser emotionale Druck erzeugt Stress, der durch selbstverletzendes Verhalten und den damit verbundenen Schmerzen abgebaut wird. Vor allem die sichtbaren Verletzungen durch Ritzen mit Messern und Rasierklingen, Kratzen oder Schlagen an den Unterarmen, Oberschenkeln und am Bauch sind ein eindeutiger Hilfeschrei der Betroffenen.

Ein weiteres Anzeichen ist eine geringe soziale Kompetenz. Die Kinder haben große Schwierigkeiten mit anderen zu interagieren und Beziehungen aufzubauen, weil sie Emotionen und Gefühle ihrer Mitmenschen nicht erkennen und angemessen darauf reagieren können. Des weiteren können Schlafstörungen, Einnässen, Essstörungen und schulische Probleme auftreten.

Auslöser der Borderline-Erkrankung im Kindesalter

Ursächlich für diese frühe Persönlichkeitsstörung können traumatische Erlebnisse wie Trennung der Eltern, Verlust wichtiger Bezugspersonen (zum Beispiel Tod der Großeltern), Umzug, Mobbing in der Schule oder sexueller Missbrauch sein. Vor allem, wenn Kinder nicht gelernt haben, über Probleme zu sprechen bzw. niemand in ihrem sozialen Umfeld ist, der ihnen zuhört und Verständnis für sie hat, ist die Gefahr für solch eine Erkrankung höher. Aber auch Kinder, deren Elternteil oder enge Bezugsperson an Borderline erkrankt ist und die zu wenig Problembewältigungskompetenzen haben oder sich zu schlecht von negativen Einflüssen abgrenzen können, sind stärker gefährdet.

Therapie bei Kindern und Jugendlichen

Die Diagnose „Borderline“ stellt ein Arzt bzw. ein Psychologe für Kinder und Jugendliche. Je nach Schwere der Erkrankung findet die Behandlung ambulant oder stationär in einer Einrichtung für Kinder- und Jugendpsychiatrie statt. Man unterscheidet grundsätzlich drei Therapieformen:

    • Verhaltenstherapie: sehr praktisch orientiert lernen die Betroffenen individuelle Strategien zur Problembewältigung
    • Tiefenpsychologische Therapie: Suche nach den Ursachen der Erkrankung und Aufarbeitung in Form von Gesprächen
    • Familientherapie: Bearbeitung von innerfamiliären Konflikten,Familienaufstellung

Die Art der Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und es sollten die Wünsche des Kindes berücksichtigt werden. Manche Kinder reden lieber, anderen tut eine Beschäftigungstherapie gut… Wichtiger als die Therapieform kann übrigens das Verhältnis des behandelnden Arztes bzw. Therapeuten zum Kind sein. Fühlt sich ein Kind nicht gut aufgehoben oder verstanden, sollte schnellstmöglich der Therapeut oder die Therapieform gewechselt werden. Ein guter Zugang zum Kind ist essenziell für den Erfolg der Behandlung.

Foto: depositphotos.com

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