Das Broken-Heart-Syndrom: Wenn Liebeskummer krank macht
von Dr. phil. Sonja Deml | 27. Juni 2014
Wer lange unter einem gebrochenen Herzen leidet, kann am Broken-Heart-Syndrom erkranken. Die Stress-Kardiomyopathie wird oft mit Herzinfarkt verwechselt.
Wenn wir einen nahestehenden Menschen verlieren, dann leiden wir nicht nur psychisch, sondern wir können auch körperliche Symptome entwickeln. Appetitlosigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen oder Verdauungsschwierigkeiten können sich in außerordentlichen emotionalen Stresssituationen einstellen wie das Liebeskummer, eine Trennung oder der Tod unseres Partners sein können. In den 1990er Jahren wurde das Broken-Heart-Syndrom im Zuge dessen als eigenständige Erkrankung beschrieben.
Unter einem gebrochenen Herzen leiden
Das Broken-Heart-Syndrom wird zu Deutsch auch Gebrochenes-Herz-Krankheit oder Stress-Kardiomyopathie genannt . Die Symptome des Broken-Heart-Syndroms sind denen eines Herzinfarktes ähnlich, weshalb die Erkrankung manchmal nicht erkannt bzw. schlichtweg mit einem Herzinfarkt verwechselt wird. Die Betroffenen leiden unter plötzlich eintretenden Brustschmerzen, die sehr heftig sind. Luftnot kommt hinzu. Beide Anzeichen deuten tatsächlich auf einen Herzinfarkt hin. Doch nur ein Kardiologe kann feststellen, ob der Patient unter einem Herzinfarkt leidet oder vom Broken-Heart-Syndrom betroffen ist. Mithilfe eines Herzkatheters oder mit Magnetresonanztomografie (MRT) sieht der Mediziner, dass die Herzkranzgefäße nicht verstopft sind und es auch keine Vernarbung im Herzbereich gibt. Allerdings sind die Werte von Adrenalin, Noradrenalin und anderen Stresshormonen deutlich erhöht. Die Hormonkonzentration ist bis zu vierfach höher als bei Herzinfarktpatienten, was ein wichtiges Kriterium bei der Erkennung des Broken-Heart-Syndroms ist. Mediziner vermuten, dass die starke Erhöhung der Stresshormone zu einer Verkrampfung der Herzkranzgefäßwand bzw. zu einer Überladung mit Kalzium führt. Das Broken-Heart-Syndrom tritt bei fast allen Betroffenen nach einer als außerordentlich erlebten Belastung aus.
Therapie des Broken-Heart-Syndroms
Auch wenn das Broken-Heart-Syndrom zunächst psychische Auslöser hat, muss es dennoch medizinisch beobachtet bzw. in gewisser Weise therapiert werden. Die Krankheit ist heilbar und die meisten gebrochenen Herzen heilen nach mehreren Wochen wieder. Das heißt: Die Herzfunktion normalisiert sich. In den ersten Stunden nach Auftreten der Symptome besteht allerdings die Gefahr von ernsten Komplikationen. Die Sterblichkeitsrate soll bei etwa 3% liegen. Deshalb kommen die Betroffenen in der Regel zunächst auf die Intensivstation. Dort können die Patienten überwacht werden und Ärzte können im Akutfall schnell eingreifen. Weil das Broken-Heart-Syndrom stressbedingt ist, müssen Stress und Stresshormone runtergefahren werden. Je nach gesundheitlichem Zustand des Patienten kann eine weitere Medikamentengabe sinnvoll sein.
Abgrenzung von Liebeskummer zur ernsthaften Erkrankung
Liebeskummer ist grundsätzlich eine gesunde Reaktion auf eine Trennung. Schlimmer wäre es, wenn eine Trennung spurlos an Ihnen vorbeigehen würde. Das wäre pathologisch auffälliger als Heultage, Nicht-Schlafen-Können, Wutanfälle, Appetitlosigkeit etc. Sie haben schließlich etwas Schlimmes erlebt und das muss erst noch verarbeitet werden, damit Sie wieder richtig frei sein können. Nicht verarbeiteter Trennungsschmerz kann sich allerdings in physischen und psychischen Krankheiten manifestieren. Zu häufigen psychischen Erkrankungen im Zusammenhang mit Trennungen zählen Depressionen in unterschiedlichen Varianten. Der Gang zu einem Psychotherapeuten ist dann keine Schmach, sondern die Rettung aus einer schlimmen Lage, in die Sie möglicherweise sogar unverschuldet hineingeraten sind. Wir lassen uns ohne weiteres beruflich coachen und beraten und sollten das auch tun, wenn es um unsere psychische Gesundheit und unser Wohlbefinden geht. Nicht wenige entwickeln eine Depression nach einer Trennung oder Scheidung. Das Broken-Heart-Syndrom kommt hingegen relativ selten vor. Das bedeutet aber nicht, dass man erste Warnzeichen nicht ernst nehmen sollte. Wenn Sie einen plötzlich auftretenden Schmerz im Brustbereich feststellen und nur noch schlecht Luft bekommen, dann sollten Sie schnellstmöglich einen Notarzt rufen und sich ins nächstgelegene Krankenhaus mit einer kardiologischen Abteilung einliefern lassen. Bitte sagen Sie dazu, dass Sie eine außergewöhnliche psychische Belastung erlebt haben. So kann Ihnen entsprechend geholfen werden und Sie können sich beruhigt von diesem Schrecken (und der Trennung) erholen.
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