Weihnachten in der Patchworkfamilie
von Dr. phil. Sonja Deml | 14. Dezember 2017
Weihnachten ist das Fest der Liebe, doch für Patchworkfamilien kann Weihnachten sehr stressig sein. Hier einige Tipps für ein harmonisches Weihnachtsfest…
In vielen Familien wird an Weihnachten so viel gestritten wie das ganze Jahr über nicht. Das Fest der Liebe ist emotional sehr hoch aufgeladen: alles muss perfekt sein, schließlich kostet so ein Weihnachtsfest eine Menge Geld, auch der ganze Vorbereitungsstress soll sich auszahlen und dann liegen am Heiligabend die Nerven blank. Der Stress bei den Weihnachtsvorbereitungen ist in Patchworkfamilien nochmal höher, denn hier muss viel vereinbart, ausgehandelt und organisiert werden. Manchmal feiern Bonuseltern und Bonuskinder das Fest der Liebe auch mit Menschen, die sie gar nicht lieben und das drückt auf die Stimmung. Doch wie gelingt Weihnachten in der Patchworkfamilie?
Patchwork-Weihnachten: Frühzeitig mit der Planung beginnen
Die Planungen für die Weihnachtstage sollten schon deutlich vor dem ersten Advent beginnen. Je früher geplant wird, desto stressfreier lassen sich Fahrten, Essen, Geschenke etc. organisieren. Am besten klappt das, wenn alle Mitglieder der großen Patchworkfamilie ihre Wünsche und Bedürfnisse artikulieren. So können möglichst viele davon berücksichtigt werden und Kompromisse lassen sich eher finden. Außerdem kann bei einer frühzeitigen Planung immer noch in Ruhe umdisponiert werden, wenn etwas dazwischenkommt. Plan B ist oft genauso wichtig wie Plan A!
Weihnachten mit der Patchworkfamilie feiern
Manche getrennte Partner haben klare Regeln, wer Weihnachten mit wem feiert, wiederum andere entscheiden das Jahr für Jahr. Die Kinder können zum Beispiel den Heiligabend bei dem einen Elternteil verbringen und die Feiertage beim anderen. Oder sie feiern Weihnachten in ungeraden Jahren bei Mama, in geraden Jahren bei Papa und den jeweiligen neuen Familien. Bei anderen Familien dürfen die Kinder immer entscheiden. Ein Mitspracherecht sollte den Kindern auf jeden Fall eingeräumt werden, damit Weihnachten eine schöne Kindheitserinnerung ist und sich nicht nur an starre, schriftliche Vereinbarungen gehalten wird. Außerdem sollte es möglich sein, dass die Kinder doch noch zum anderen Elternteil wechseln dürfen, wenn sie sich mit den Bonusgeschwistern oder mit dem neuen Partner nicht verstehen und sich die Konflikte nicht beseitigen lassen. Grundsätzlich sollten Menschen, die sich mögen oder zumindest achten, das Fest der Liebe zusammen feiern. Weihnachten sollte keine Mogelpackung sein, in der Menschen, die sich nicht (mehr) leiden können, gute Miene zum bösen Spiel machen. Die Kinder merken das und werden durch die Schmierenkomödie verunsichert.
Weihnachten der Bonuskinder
Kinder haben ein unendliches Bedürfnis nach familiärem Zusammenhalt, gleichzeitig merken sie beim Fest der Liebe sehr deutlich, wie zersplittert und zerbrochen ihre Familie ist. Vielleicht blicken sie auf all die heilen Familien in ihrem Umfeld, die in trauter Harmonie Weihnachten feiern. Das kann Kinder sehnsüchtig, eifersüchtig, traurig und wütend machen. Trennungskinder brauchen an Weihnachten besonders viel Aufmerksamkeit, damit sie in ihrem Gefühlschaos aufgefangen werden können und sie brauchen Eltern sowie Bonuseltern mit feinen Antennen, die die Gefühle der Kinder wahrnehmen und mögliche Gefühlausbrüche deuten. Statt das Kind bei einem Gefühlsausbruch zurechtzuweisen, nehmen es liebevolle Eltern und Bonuseltern in den Arm. Sie sagen ihrem Kind, dass sich das Familienleben Mama und Papa mal anders vorgestellt haben, aber es ist jetzt eben so und alle wollen das Beste draus machen. An dieser Stelle kann man dem Kind ruhig mal danken, dass es an Weihnachten da ist, ihm sagen, wie sehr es geliebt wird.
Foto: Monkey Business – Fotolia.com
Kommentar verfassen