COVID-19: Kinder sind keine Infektionstreiber

von | 24. November 2020

Kinder müssen alle Hygienemaßnahmen mittragen, aber sie haben kein erhöhtes Infektionsrisiko. Vielmehr können Kinder sogar vor Corona schützen.

Corona KinderZum Weltkindertag haben die Schweizer Kinderärzte Prof. Roger Lauener, Dr. Anita Niederer-Loher und Dr. Christian Kahlert eine Replik verfasst, in der sie internationale Studien zur Situation und der Rolle von Kindern in Zusammenhang mit COVID-19 analysierten: Kinder haben kein erhöhtes Infektionsrisiko, sondern wer mit Kindern zusammenlebt, könnte sogar von einer Schutzwirkung profitieren.

Kinder als Infektionstreiber

Immer wieder tauchen Untersuchungen auf, die Kinder zu heimlichen Pandemietreibern erklären. Jedes zweite mit Corona infizierte Kind soll laut einer amerikanischen
Studie sogar die Familie anstecken. Die Schweizer Kinderärzte haben exemplarisch diese Studie analysiert und fanden heraus, dass die Stichprobe von 101 Indexpersonen viel zu gering ist. Außerdem waren von diesen lediglich fünf Kinder unter 12 Jahre alt. In den Familien dieser fünf Kinder gab es neun weitere Infektionen. Die eigentliche Botschaft dieser Studie sollte also sein, dass Infektionen durch Kinder im gleichen Haushalt zwar möglich, aber sehr selten sind. Untersucht man auch andere Studien genauer, so zeigt sich immer, dass Falschinformationen an die Öffentlichkeit gelangt sind und Kinder zu Unrecht beschuldigt wurden, Infektionstreiber zu sein.

Schulschließungen und Kinder unter Generalverdacht

Pandemiepläne sehen Schulschließungen vor, da Kinder zunächst genauso wie Erwachsene unter Generalverdacht stehen, die Infektionsausbreitung zu beschleunigen. Erfahrungen aus Asien zu Beginn der Corona-Zeit zeigten bereits keinen relevanten Anteil der Schulschließungen an der Bekämpfung des Virus. Dennoch wurden in Europa die Schulen geschlossen. Nach der Wiedereröffnung wurden diverse Untersuchungen in Schulen durchgeführt: Es gab nur wenige symptomatische Kinder und die Indexpatienten waren fast ausschließlich Lehrer. Ferner gab es wenig Hinweise auf eine Weitergabe von Infektionen. In einer Studie mit 10.000 zufällig ausgewählten Schulkindern und Lehrern waren 40 positive Testergebnisse dabei. Andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Vorsicht ist gut, aber die Ärzte finden es erschreckend, dass trotz all dieser Erkenntnisse Kinder nicht endlich vom Generalverdacht befreit werden und weltweit die Schule für über 200 Millionen Schüler immer noch nicht oder nur teilweise begonnen hat.

Schutzwirkung vor COVID-19 durch Kinder

Neue Studien deuten auf eine mögliche Schutzwirkung vor Corona durch Kinder hin. Bei diversen Untersuchungen mit mehreren Tausend Mitarbeitern von Gesundheitsinstitutionen in der Schweiz, einer großen Haushaltsstudie aus Schottland oder einer Studie von über 9 Millionen Personen in England, zeichnet sich ab, dass ein Zusammenleben mit Kindern, die jünger als 12 Jahre sind, ein niedrigeres Infektionsrisiko bedeutet. Die England-Studie ergab sogar, dass in Haushalten, in denen Kinder leben, weniger Todesfälle durch COVID-19 auftreten. Die Gründe hierfür sind zwar noch unklar, aber im Interesse der Kinder sollten solche Ergebnisse Beachtung verdienen.

Kinder sind nicht gefährdet, müssen aber alle Maßnahmen mittragen

Vor diesen Hintergründen ist es nicht gerechtfertigt, weiterhin Angst vor Ansteckungen durch Kinder zu schüren, so die Schweizer Ärzte. Die Kinder waren nie gefährdet. Sie mussten und müssen noch immer alle Maßnahmen mittragen. Und diese haben Nebenwirkungen für Kinder – physisch und psychisch. Die Folgen werden die Kinder noch jahrelang spüren. Zudem ziehen Schulschließungen Einbußen in der Bildung nach sich, davon sind Kinder aus einkommensschwachen Familien und solchen mit Migrationshintergrund sowie Kinder Alleinerziehender besonders betroffen. Und die Angst vor Krankheit, unsichtbaren Viren, die Sorge um Verwandte sowie Zukunftsängste prägen diese Generation von Kindern.

Den vollständigen Artikel kannst du hier nachlesen

Foto: Canva.com

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