Trennungskind

von | 12. August 2010

Die Trennung der Eltern ist für viele Kinder ein schmerzhaftes Erlebnis. Die meisten Trennungskinder wünschen sich, dass ihre Eltern wieder zusammenziehen.

Heute möchte ich Euch die Geschichte von Toby und seinen Eltern erzählen. Toby ist ein süßer, blonder und aufgeweckter Junge, 5 Jahre alt. Er war ein Wunschkind, doch seine Eltern sind seit anderthalb Jahren getrennt.

Neulich fragte Toby seinen Vater: „Papa, warum bin ich mehr bei Mama als bei dir?“
Papas Antwort: „Na bei Mama wohnst du fest und zu mir kommst du zu Besuch.“
Toby: „Aber ich hab dich doch viel lieber als Mama?!“

Ob Toby seinen Papa (Ralf, 34 Jahre) tatsächlich lieber hat, oder ob es nur ein Mittel war, um mehr Zeit mit ihm verbringen zu können, sei dahin gestellt. Fakt ist, unendlich viele Kinder leben in der gleichen Situation, die Eltern sind getrennt und ob nun gerade bei Mama oder Papa, der andere Elternteil wird schrecklich vermisst. In den meisten Fällen wünschen sich die Kinder, dass die Eltern wieder zusammen kommen.

Papa Ralf wohnt nun ein paar Straßen weiter, wo Toby ebenso ein Kinderzimmer hat. Seine Mama hatte ihm die Trennung so erklärt: „es kribbelt nicht mehr im Bauch“. Eine Erklärung, mit der Toby wohl kaum etwas anfangen konnte.

Die Wahrheit ist, dass es sehr wohl in ihrem Bauch kribbelte, bloß dass das Kribbeln durch einen anderen Mann ausgelöst wurde. Mit diesem verheirateten Mann bahnte sich eine Affäre an. Als Ralf dies zum 8-jährigen Jubiläum bemerkte, bekam er, trotz genauerem Nachfragen zum abendlichen Verbleib der Partnerin, die Wahrheit nicht gesagt. Erst als er sein Wissen über die Liaison bekannte, bekam Ralf alles auf den Tisch gepackt; und zwar alles, was sie störte und was er falsch gemacht hatte… und dass eben Schluss sei.

Ralf war zutiefst verletzt, auch wenn er selbst schon lange nicht mehr glücklich war und im Bett schon ewig Funkstille herrschte. Dennoch versuchte er die Beziehung zu retten, daran zu arbeiten, aber es hatte keinen Zweck. Die Mutter seines Kindes hatte Besseres zu tun, nämlich diesen neuen Mann zu treffen.

Schweren Herzens hatte sich Ralf das ganze Spektakel angesehen und nach anfänglichem Kampfwillen – schon des Kindes wegen – eingesehen, dass er mit dieser Frau eigentlich gar nicht mehr zusammen sein will. Vor allem das Leugnen der Affäre – eiskalt, ohne ein Wimperzucken – war für Ihn ein unverzeihbarer Fakt.

Als seine Ex ihrem Liebhaber eröffnete, dass sie quasi den ersten Schritt gemacht hat und sich von Ralf getrennt hat, bekam es der Ehebetrüger mit der Angst zu tun und entschied sich ganz klar für seine Frau und Familie. Und Ralf, der sein Leben neu plante, durfte sich nun vorwerfen lassen, dass er nicht richtig um sie gekämpft hätte.

Auch staunte Ralf nicht schlecht, als er seinen Sohn zu einem Kindergarten-Freund sagen hörte: „Meine Eltern trennen sich auch.“ Der Freund, dessen Eltern geschieden sind, antwortete: „Meine Eltern haben sich immer gestritten.“ Darauf Toby: „Nein, meine haben sich nicht gestritten.“

Und in diesem Satz lag das ganze Beziehungsproblem seiner Eltern: Sie haben sich nicht streiten können, weil keine wirkliche Kommunikation stattgefunden hat. Was gestört hat am anderen, wurde nicht angesprochen und konnte somit auch nicht geändert werden. Wer Probleme und Störfaktoren über Jahre in sich hinein frisst, um sie eines Tages allesamt auf den Tisch zu spucken, der hat am anderen vorbei gelebt, sich selbst betrogen, um die Möglichkeit einer wirklich harmonischen Beziehung. Denn Harmonie bedeutet nicht, sich nicht zu streiten. Harmonie entsteht durch Kommunikation, durch das Balancieren von Wünschen und Vorstellungen und dem Willen, an sich selbst und der Beziehung zu arbeiten. Dabei kann ein Streit der Erneuerung der Liebe dienen.

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