Trennungsgrund Kind
von Dr. phil. Sonja Deml | 11. Juli 2016
Viele Paare trennen sich, wenn sie ein Kind bekommen. Die Familie wird ihnen zu stressig. Warum ist das eigentlich so und was können Eltern dagegen tun?
Ein Kind kann als Bereicherung oder als Einschränkung des bisherigen Lebens empfunden werden. Natürlich steht ein junges Elternpaar vor vielen neuen Herausforderungen, die es gemeinsam meistern soll. Das schweißt einige Paare zusammen, wiederum andere scheitern an ihrer neuen Aufgabe und trennen sich. Doch was genau sind die Probleme frisch gebackener Eltern und wie kann man verhindern, dass das Familienleben zur Trennung führt.
Mangelnde Vorbereitung auf die Elternrolle
Viele Eltern bereiten sich auf ihre Elternrolle nicht gut genug vor. Sie wissen zwar, wie man das Baby erziehen, ernähren und pflegen soll. Das alles kann man in Kursen lernen. Man lernt dort aber nicht, wie man sich gegenseitig stützt bei der dritten durchwachten Nacht, wie man nicht ungewollt in tradierte Rollenmuster zurückfällt oder wie man die Partnerschaft im Auge behält. Vielen werdenden Mamas und Papas ist nicht klar, dass ein Kind das Leben total umkrempelt und auch die Partnerschaft verändert. Eher denken sie, alles bleibt so wie es war und mit Kind wird alles noch schöner! Das kann durchaus sein und viele Paare sind glücklicher und zufriedener seit sie ein Kind haben. Es lohnt sich aber, vor der Geburt über die Herausforderungen, die ein Baby mit sich bringt, zu sprechen und Plan A sowie Plan B für diverse familiäre Misslichkeiten bereit zu haben.
Unzufriedenheit mit der Mutter- oder Vaterrolle
Wenn sich ein Paar einig ist, dass er das Geld nachhause bringt und sie sich um das Baby kümmert und glücklich dabei ist – wunderbar! Oder sie geht arbeiten und er nimmt Elternzeit. Oder beide bleiben zuhause, arbeiten stundenweise oder Teilzeit und kümmern sich gleichberechtigt um Haushalt und Erziehung. Es gibt viele Modelle, welche die Eltern praktizieren können. Wichtig ist nur, dass die Aufgaben klar verteilt sind und sich die Eltern und das Kind dabei wohlfühlen. Mütter und Väter sind schneller unzufrieden, wenn sie sich in Rollenmustern wiederfinden, die sie nicht gut finden. Unzufriedenheit entsteht auch, wenn sie sich in der Mutter- oder Vaterrolle nicht anerkannt genug fühlen. Dann versuchen sie womöglich, der Rolle zu entfliehen und trennen sich von ihrer Rolle und damit auch von der Familie.
Entfremdung des Paares
Wenn sich das Paar entfremdet, ist das eine große Gefahr für die Beziehung. Zur Entfremdung kann es kommen, wenn die Kommunikation und der Austausch von Zärtlichkeiten auf der Strecke bleiben. Das Paar nimmt sich zu wenig Zeit für Gespräche über Gefühle, Träume, Ängste und Zukunftsvorstellungen. Die Interessen gehen auseinander und man entwickelt sich voneinander weg. Oder sie fühlen sich aus der innigen Mutter-Kind-Beziehung oder Vater-Kind-Beziehung ausgegrenzt und betrachten die Trennung als logische Konsequenz. Viele haben das Gefühl, von ihrem Partner nicht mehr wahrgenommen zu werden. Sie wünschen sich mehr Aufmerksamkeit und leider suchen dann einige Mamas oder Papas Aufmerksamkeit bei anderen Partnern. Doch so weit muss es nicht kommen.
Tipps für Eltern, damit Kinder nicht zum Trennungsgrund werden
– Elternzeit nehmen, um als Familie zusammenzuwachsen
– Faire Arbeits- bzw. Aufgabenteilung, die Rollen klar verteilen
– Sich helfen lassen (Haushaltshilfe organisieren, Essen liefern lassen etc.)
– Freiräume und Rückzugsmöglichkeiten schaffen, wenn es einem mal zu stressig wird
– Sich Zeit für den Partner nehmen, z. B. wenn das Kind schläft
– Über die Partnerschaft sprechen
– Den Partner loben für das, was er leistet
– Zärtlichkeiten austauschen, ein Küsschen oder ein Streicheln tun einfach gut
– Entspannung (Bad nehmen, Meditation, Massage, Sex etc.)
– Sich eine Paarberatung gönnen
– Den Fernseher wegstellen und die gewonnene Zeit als Familie genießen
– Rituale (gemeinsame Mahlzeiten, Ereignisse feiern, Zubettgehrituale etc.) kräftigen die Familienbande
– Sich immer wieder an die schönen Momente der Schwangerschaft und Geburt erinnern
– Sich an seinem Kind erfreuen und an einer starken Bindung zum Kind arbeiten
– Die positiven Seiten des Familienlebens in den Vordergrund stellen
Foto: mizina – Fotolia.com
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