Mein Kind wird mir fremd! Tipps für Eltern

von | 12. November 2022

Eltern tun viel für eine gelungene Beziehung zum Kind und diese ist meistens sehr eng. Doch wenn sich Distanz einstellt, wird einem das Kind oftmals fremd.

Teenager Probleme

Gleich nach der Geburt spüren Eltern, wie stark die Bindung zu ihrem Baby ist. Mutter Natur hat das wunderbar eingerichtet, denn eine bindungsorientierte Erziehung kräftigt Kinder. Doch sobald sich Probleme in den Familienalltag einschleichen, Eltern mit den Eigenarten ihrer Kinder nicht zurechtkommen, eine ungute Distanz zwischen Eltern und Kind entsteht, kann einem das eigene Kind fremd werden. Oliver Dierssen ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und kennt diese Problematik.

Die Entstehung von Fremdheitsgefühlen in der Eltern-Kind-Beziehung

Eltern haben bewusst oder unbewusst eine bestimmte Anspruchshaltung an ihr Kind. Die Beziehung zueinander soll möglichst harmonisch und liebevoll sein. Doch Kinder entwickeln sich, zeigen Autonomiebestreben und haben oftmals einen anderen Charakter als sich die Eltern wünschen. Das ist völlig normal, denn alle Menschen unterscheiden sich. Diese Unterschiede sind sogar wertvoll, denn sie sind ein Ausdruck unserer individuellen Persönlichkeit. Doch kann diese Individualität nicht wertgeschätzt werden, können Fremdheitsgefühle, Zurückweisung und Enttäuschung auftreten. Schuldgefühle, Machtkämpfe und Ohnmachtsgefühle belasten die Eltern-Kind-Beziehung dann ebenfalls. Sobald sich mangelnder Respekt zeigt, stellen sich gegenseitige Beleidigungen und Kränkungen ein. Das kann bis hin zu Gewalt führen, denn diese Situation belastet eine Familie enorm.

Machtkämpfe zwischen Eltern und Kindern

Wird Eltern ihr Kind fremd, kommt es häufig zu Machtkämpfen. Diese entstehen oft schon aus Angst der Eltern, ihr Kind könnte sich entfremden und sich negativ entwickeln. Davor möchten Eltern ihr Kind bewahren. Dem gegenüber steht häufig das Bedürfnis des Kindes zur freien Entfaltung, weshalb sich das Kind den Ansichten und Regeln der Eltern widersetzt. In Folge fühlen sich Eltern nicht ernst genommen, oftmals sogar ohnmächtig. Reagieren die Erwachsenen impulsiv oder brechen das Gespräch mit dem Kind ab, fühlt es sich zurückgewiesen. So entsteht ein Teufelskreis.

Tipps zum Umgang mit Fremdheitsgefühlen

  • Eltern und Kinder lieben sich auf ihre eigene Art. Es ist wichtig, eure besondere Beziehung wertzuschätzen.
  • Stellt euch alleine oder gemeinsam die Fragen „Wie geht es meinem Kind wohl gerade mit mir?“ und „Wie geht es mir gerade mit meinem Kind?“. Sprecht über eure Gefühle und nehmt sie ernst.
  • Erkennt eure Ohnmachtszeichen wie Weglaufen, Zimmertür zuhalten, Schreien usw. und reagiert möglichst feinfühlig darauf.
  • Wenn Kinder die Liebe ihrer Eltern zurückweisen und „dicht machen“, ist ihr Liebesbedürfnis oft besonders groß. Durch diese Erkenntnis ergibt problematisches Verhalten plötzlich einen Sinn.
  • Haltet das Familiengefüge beweglich und baut keine Eltern-Kind-Front auf. Manchmal kann ein Elternteil mit dem Kind besser kommunizieren und umgekehrt. So werden Fremdheitsgefühle abgebaut.
  • Wird dir dein jugendliches Kind immer fremder, weil es sich zurückzieht, kann eine ernsthafte Pubertätskrise dahinterstecken. Finde eine Gesprächsebene, in dem die Privatsphäre des Kindes gewahrt wird, aber nimm deinen Schutzauftrag wahr.
  • Schätze dein Kind! Es muss nicht so sein wie du und womöglich hast du den Erwartungen deiner Eltern auch nicht entsprochen.

Möchtest du mehr über das Thema lesen, empfehlen wir das aufschlussreiche Buch „Wenn dir dein eigenes Kind fremd ist und es deinem Kind mit dir genauso geht“ von Oliver Dierssen, erschienen 2022 im Mosaik Verlag.

Foto: depositphotos.com
blank

Jetzt deinen Partner mit Familiensinn finden!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Notwendige Felder sind mit * markiert.