Die vier Liebestypen
von Dr. phil. Sonja Deml | 19. Oktober 2012
Die Anthropologin Helen Fisher hat vier Liebestypen eruiert: den Entdecker, Wegbereiter, Gründer und Diplomaten. Finden Sie heraus, wer zu Ihnen passt.
Ziehen sich Gegensätze eigentlich an? Auf diese Frage der aktuellen Psychologie Heute antwortet die amerikanische Anthropologin Helen Fisher: „Es kommt darauf an, wer man ist, welches Temperament man hat.” Helen Fisher hat nämlich vier Liebestypen eruiert. Diese bringt sie mit verschiedenen biochemischen Botenstoffen in Verbindung.
Botenstoffe und Persönlichkeit
Es gibt einen Zusammenhang mit dem Temperament eines Menschen und biochemischen Botenstoffen. Dopamin, Noradrenalin, Serotonin, Testosteron, Östrogen und Oxytocin sind in Synthese und Wirkung verbunden und jeder Mensch wird von diesen Stoffen in unterschiedlichem Ausmaß beeinflusst. Sie bestimmen unsere Persönlichkeit und letztendlich auch die Partnersuche genauso wie die Qualität einer Paarbeziehung.
Typen der Liebe
Helen Fisher kann mithilfe eines Fragebogens herausfinden, in welchem Ausmaß ein Mensch die Eigenschaften eines Entdeckers, Wegbereiters, Gründers oder Diplomaten zeigt. Der Entdecker wird vom Dopaminsystem beeinflusst. Er lebt mach dem Motto „Lasst uns das Leben bis zur Neige trinken“, hasst Routine, ist neugierig, impulsiv, kreativ, sucht nach Abenteuern und ist bereit, dafür Risiken einzugehen. Das kann sich in ständigen sexuellen Affären äußern. Die Anthropologin vermutet zudem, dass Entdecker im Laufe ihres Lebens mehrere langfristige Liebesbeziehungen und Kinder mit unterschiedlichen Partnern haben. Der Gründer hingegen steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Gründer sind die Stützen der Gesellschaft, stets ruhig, vorsichtig, ordnungsliebend und ausdauernd. Bei ihnen ist das Serotoninsystem recht aktiv. Deswegen mag der Gründer Rituale, Familientreffen und Traditionen. Das Motto des Wegbereiters ist „Auf zu den Sternen“. Der Wegbereiter ist vom Testosteron geprägt. Das macht ihn analytisch, bestimmt und direkt. Er liebt die Unabhängigkeit und seine Emotionen sind kontrolliert. Dies kann sich jedoch in Wutanfällen entladen. Der Diplomat, der König der Philosophen, wird vom Östrogen stark gesteuert und er ist liebenswürdig und gefühlsbetont. Emotionen empfindet der Diplomat stärker als andere Persönlichkeitstypen. Er drückt diese auch massiver aus und beschäftigt sich grundsätzlich gerne mit Themen wie Seele oder Intuition. Der Diplomat mag enge Beziehungen und versucht, die Gefühle seiner Mitmenschen zu ergründen.
Welcher Liebestyp passt zu wem?
Helen Fisher weiß zudem, wer von wem angezogen wird und kennt drei Idealkombinationen. Entdecker und Entdeckerin geben ein gutes Paar ab, denn sie werden sich begeistert gemeinsamen Aktivitäten hingeben, einem geregeltem Familienleben oder tiefergehenden Gesprächen weniger Bedeutung zumessen und ihr Zuhause eher chaotisch gestalten. Gründer und Gründerin werden sich hingegen ein gemütliches Heim mit klaren Regeln schaffen. Beide verbindet zudem Sparsamkeit und Ordnung. Doch es gibt auch eine typenübergreifende Idealkonstellation, denn Wegbereiter und Diplomat geben auch ein gutes Paar ab. Der Wegbereiter gleicht nämlich mit seiner Entscheidungsfreude und Konzentrationsfähigkeit diese Schwächen des Diplomaten aus. Der Diplomat wiederum ergänzt die Partnerschaft um Freundlichkeit, Wärme und soziale Kompetenz. Die Wissenschaftlerin räumt übrigens ein, dass alle Kombinationen Vor- und Nachteile haben. Dennoch ist sie davon überzeugt, dass die Idealkombinationen mehr Intimität entwickeln.
Wie bei allen Typisierungen handelt es sich bei Helen Fishers Kategorisierung um Idealtypen und nicht jeder Gründer ist haargenau so wie ein anderer Gründer – nur als Beispiel. Sie haben zwar grundlegende Gemeinsamkeiten, jedoch auch viele Facetten. Insofern lassen sich Untertypen finden und sicherlich gibt es ruhige und laute Gründer, vorsichtige und risikobereite sowie traditionsbewusste und traditionsbrechende.
Das Interview können Sie hier nachlesen:
Schäfer, Annette (2012): Wer passt zu wem? In: Psychologie Heute compact Nr. 31: Wir zwei! Das Abenteuer Partnerschaft – und wie es gelingen kann. S. 20-23
Und die gesamte Studie ist hier veröffentlicht:
Fisher, Helen (2011): Warum es funkt – und wenn ja, bei wem. Wie die Persönlichkeit unsere Partnerwahl beeinflusst. Knaur Verlag, München
Foto: Annika Loewe – Fotolia.com
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