Die leidenschaftliche Liebe und die kameradschaftliche Liebe
von Dr. phil. Sonja Deml | 29. November 2013
Der Anfang einer Beziehung ist meist von Leidenschaft geprägt. Doch mit der Zeit nimmt die leidenschaftliche Liebe ab und die kameradschaftliche Liebe zu.
Am Anfang einer Beziehung fühlen sich uns leidenschaftlich voneinander angezogen. Wir denken nur noch an unser „Objekt der Begierde“, wir fühlen uns in Ekstase und erfüllt wenn die Liebe erwidert wird. Kurzum: Wir sind verliebt und schweben auf Wolke sieben! Doch hat die leidenschaftliche Liebe überhaupt Bestand oder ist es vielleicht besser, die Liebe auf ein freundschaftliches Fundament zu bauen? Die Psychologinnen Elaine Hatfield und Megan Forbes wissen mehr darüber.
Leidenschaftliche Liebe und sexuelles Verlangen
Es gab die leidenschaftliche Liebe schon immer, doch unterschiedliche Kulturen haben einen Einfluss darauf, wie Menschen die Liebe betrachten und welchen Stellenwert sie der sexuellen Begierde beimessen. Im Westen und vermutlich in weiteren Teilen der Welt ist die leidenschaftliche Liebe eng an das sexuelle Verlangen gebunden. Ist jemand also verliebt, dann spürt er fast immer auch ein sexuelles Verlangen nach der Person, in die er verliebt ist. Andererseits muss jemand nicht verliebt sein, um ein sexuelles Verlangen beispielsweise bei einem One-Night-Stand zu haben.
Leidenschaft als Sucht
Der Psychologe und Psychometriker Robert Sternberg vergleicht die Leidenschaft mit einer Sucht: Zunächst werden Verliebte bei jeder Begegnung mit intensiven Glücksgefühlen überschwemmt. Sie suchen ständig nach diesem Zustand des „High-seins“. Doch mit der Zeit können die Begegnungen zur Gewöhnung führen und dieses intensive Gefühl lässt sich nicht mehr so leicht herbeiführen. Nach einer gewissen Zeit pendelt sich die Leidenschaft auf einem niedrigeren Niveau ein, das unterhalb des anfänglichen Maximums liegt. Ein weiterer Aspekt, der auf Leidenschaft als Sucht hindeutet, ist, dass es zu regelrechten Entzugserscheinungen kommen kann, wenn man die angebetete Person verliert. Dabei dauert es eine Weile, bis man die Entzugserscheinungen überwunden hat.
Das Dreieck der Liebe
Sternberg betont in seinem „Dreieck der Liebe“, dass Leidenschaft nur ein Bestandteil der Liebe ist. Leidenschaft heißt Aufregung, Begeisterung, Energie und das Gefühl, von seinem Partner magisch angezogen zu werden. Doch Liebe besteht zudem aus Intimität und Verbindlichkeit. Intimität bedeutet dabei nicht automatisch körperliche Intimität, sondern Vertrauen, Anteilnahme, Kommunikation, Fürsorge, Empathie, Verständnis und das Gefühl der Verbundenheit. Verbindlichkeit hingegen umfasst die Entscheidung, eine (lange) Beziehung einzugehen.
Leidenschaftliche Liebe für immer?
Elaine Hatfield und Megan Forbes zufolge ist die leidenschaftliche Liebe offenbar nur ein flüchtiges Gefühl – ein Hochgefühl, das bereits kurz nach der Hochzeit stetig abnimmt. Klingt traurig, oder? Man kann allerdings annehmen, dass die leidenschaftliche Liebe der kameradschaftlichen Liebe weicht. Die kameradschaftliche Liebe ist ein weniger stürmisches, dafür umso sanfteres Gefühl tiefer Zuneigung. Die Partner empfinden eine angenehme Nähe und Verbundenheit. Manche Forscher gehen sogar davon aus, dass die kameradschaftliche Liebe wächst sobald die leidenschaftliche Liebe nachlässt. Doch auch die kameradschaftliche Liebe kann abnehmen. Im Endeffekt garantieren weder die leidenschaftliche Liebe noch die kameradschaftliche Liebe eine gesicherte Zukunft als glückliches Paar.
Soweit die wissenschaftliche Betrachtung… Was denken Sie: Schließen sich die leidenschaftliche und die kameradschaftliche Liebe aus? Und was halten Sie wichtig für eine glückliche gemeinsame Zukunft? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!
Quelle:
Hatfield, Elaine/Forbes, Megan (2013): Leidenschaftliche Liebe für immer? In: Bormans, Leo (Hrsg.): Liebe. The World Book of Love. Das Geheimnis der Liebe. DuMont Buchverlag, Köln
Sternberg, Robert (2013): Was heißt „Ich liebe dich“? In: Bormans, Leo (Hrsg.): Liebe. The World Book of Love. Das Geheimnis der Liebe. DuMont Buchverlag, Köln
Foto: © konradbak – Fotolia.com
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Ich persönliche denke, dass man freilich nach einer gewissen Zeit nicht mehr Tag und Nacht Sex miteinander hat, aber dass Sex in einer langfristigen Partnerschaft trotzdem sehr leidenschaftlich sein kann. Das finde ich auch sehr wichtig… Sex ist schließlich der einzige wahre Grund, warum Mann und Frau einander brauchen, sonst könnten wir ja sexlose gleichgeschlechtliche Partnerschaften vorziehen.
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Solange der Wille da ist Liebe in seinem Leben einen Stellenwert zu geben ist ein bemuehen notwendig damit es aufrecht erhalten bleibt. Egal ob Leidenschaftlich oder kameradenschaftlich. Die Liebe entwickelt sich immer weiter und wenn nicht wird sie zu Hass.