Tipps zur Existenzgründung für Mütter

von | 30. November 2015

  Gerade für Mütter hat eine selbständige Tätigkeit von zuhause aus viele Vorteile. Die Existenzgründung muss allerdings wohl überlegt sein. Hier einige Tipps

Existenzgründung Mutter Wer sich als Mutter selbständig machen möchte bzw. von zuhause aus freiberuflich arbeiten will, sollte einiges berücksichtigen. Es geht nicht nur um rechtliche und steuerliche Dinge, die im Vorfeld geklärt werden müssen, sondern auch darum, wie „frau“ ihre Tätigkeit mit der Familie vereinbaren kann Beim BPW Regensburg gibt Karin Schnappauf dazu wertvolle Tipps. Intensiv und persönlich begleitet sie Frauen im Rahmen von staatlich geförderten Coachings.

Frau Schnappauf, welche Vorteile hat selbständiges bzw. freiberufliches Arbeiten für Mütter?

Karin Schnappauf: Die flexible Zeiteinteilung und das Arbeiten im Homeoffice natürlich. Gerade in der Elternzeit lässt sich eine Selbständigkeit allmählich aufbauen. Auf den ersten Blick wirkt das auch bequemer, denn frau muss so ihr Recht auf Teilzeit unter Umständen nicht mühevoll durchsetzen beziehungsweise kann einer „unguten“ Unternehmenskultur den Rücken kehren.

Für die Kinder ist es meiner Erfahrung nach ein Sicherheit vermittelndes Gefühl, wenn die Mama zu Hause arbeitet. Wie sehen Sie das?

Karin Schnappauf: Das ist durchaus richtig. Allerdings erschwert das Arbeiten zuhause für alle Beteiligten die Abgrenzung zwischen „verfügbar“ und „nicht stören!“. Das ist je nach Art der Arbeit beziehungsweise Alter und Temperament des Kindes mehr oder weniger problematisch. Ich kenne Mütter, die klare Absprachen getroffen haben, diese durchhalten und glücklich arbeiten. Ich kenne Mütter, die nicht wirklich produktiv sein können und Mütter, die niemals zuhause arbeiten würden, sondern zum Beispiel einen Coworking Space nutzen.

Welche Berufe oder Branchen eignen sich zur Existenzgründung für Mütter besonders?

Karin Schnappauf: In der Regel haben Mütter ja einen Beruf und Erfahrung in der einen oder anderen Branche. Die Kunst in der Konzeptentwicklung ist dann, das, was frau tun will und zeitlich organisiert bekommt, mit dem zu verbinden, was Menschen brauchen und bereit sind, zu bezahlen. Oft wird das Konzept erst rund durch eine Fähigkeit, die frau früher beruflich oder ehrenamtlich erworben hat und die neu kombiniert besonders nützlich wird.

Woher bekommen Gründerinnen eigentlich Startkapital und was ist zu beachten?

Karin Schnappauf: Erstmal eine Warnung: Frauen neigen eher dazu, zu klein zu planen, um dann hinterher festzustellen, dass ein größeres Budget angemessen gewesen wäre. Sehr beliebt ist bei ihnen die (Teil-)Finanzierung durch “friends&family“, eventuell auch als Möglichkeit, um die nötigen Eigenmittel in ausreichender Höhe zur Verfügung zu haben. Der Klassiker der Fremdfinanzierung ist das KfW-Startgeld, das von den Konditionen her sehr auf GründerInnen zugeschnitten ist und über die Hausbank abgewickelt wird. Dann gibt es unter Umständen interessante regionale Förderprogramme wie zum Beispiel das Regensburger Startkapital. Für all das braucht frau einen Businessplan, der auch Banker überzeugt. Eine neue Möglichkeit bietet Crowdfunding, dafür sollte frau zusätzlich Bild- und Videomaterial vorbereiten. Für all das empfehle ich dringend, Beratung in Anspruch zu nehmen, zumal es dafür auf Landesebene Förderprogramme gibt. Frauen, die aus dem Bezug von ALG I gründen und noch mindestens 150 Tage Restanspruch haben, können zur Absicherung des Lebensunterhalts in den ersten sechs Monaten den Gründungszuschuss beantragen. Der ist mittlerweile eine Ermessensleistung, deshalb lohnt es sich auch bei dieser Beantragung, jemanden zuzuziehen, der weiß, worauf dabei zu achten ist.

Unsere Leserinnen würden sich bestimmt über mehr Tipps zur Existenzgründung freuen…

Karin Schnappauf: Gerne!

  • Aufgaben klar delegieren! Der Tipp einer seit 25 Jahren selbständig tätigen Frau lautet: erst eine Haushälterin einstellen, dann die Gründung angehen.
  • Familienangehörige angemessen und konstant in Betreuungs- wie Hausarbeit einbinden.
  • Bereits vor der Gründung klare Arbeitszeiten definieren – und einhalten.
  • Danach: Zeit für die Arbeit „am Unternehmen“ einplanen.
  • Systematisch ein Netzwerk aufbauen und pflegen, auch online, zum Beispiel via Xing oder MomPreneurs
  • Die Idee testen.
  • Sich mit (Selbst-)Marketing anfreunden.
  • Immer wieder die Komfortzone – auch das Haus – verlassen.
  • Fördermöglichkeiten schon vor der Gründung nutzen, in Bayern insbesondere das „Vorgründungscoaching Bayern“.
  • Nicht alles alleine machen wollen.
  • Angemessene Honorare ansetzen, der eigenen Branche zuliebe und weil Preiserhöhungen immer schwierig sind.
  • Ordentlich Puffer einplanen, denn der Aufwand für eine Gründung wird meist unterschätzt.

Und wie helfen Sie vom BPW Frauen, die gerne selbständig arbeiten möchten?

Karin Schnappauf: Wir sind regional, bundesweit und international gut vernetzt. Wir kennen viele Akteure, wissen von interessanten Veranstaltungen und können gezielt Kontakte herstellen. Bei uns gibt es Frauen, die aus eigener Erfahrung Tipps geben können und Frauen, die Gründerinnen professionell unterstützen. Wir bieten viele Möglichkeiten, die Sichtbarkeit zu verbessern und zu trainieren. In Regensburg beispielsweise haben Clubfrauen im „Power Circle“ die Möglichkeit, sich zu ihrem Thema konzentriert und wertschätzend Impulse von den anderen zu holen.

Und was raten Sie, wenn es mal nicht so gut läuft?

Karin Schnappauf: Wie immer im Leben gilt auch hier: Mit kühlem Kopf und Abstand Ursachen und Zusammenhänge wahrnehmen. Die gute Laune bewahren. Einen Plan aufstellen, ihn umsetzen und sich Hilfe holen.

Vielen Dank!

Karin Schnappauf ist in den 1970er Jahren aufgewachsen als Kind gleichermaßen berufstätiger Eltern. Mitte der 1990er Jahre Aufbau des Familienservice-Standorts Ingolstadt. Seit 10 Jahren unterstützt sie Gründerinnen und (Solo-)Unternehmerinnen in puncto Strategie, Kommunikation und Energie. Seit 2010 im Vorstand des BPW Germany, Club Regensburg e.V.

Foto: Monkey Business – Fotolia.com

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