Die schöne Welt modischer Mütter
von Ligia D. Tudorica | 17. Februar 2012
The Glow zeigt modische Mamas und ihre Kinder. Die porträtierten Mütter sind in der Welt der schönen Dinge zu Hause und meistern stilvoll Karriere und Familie.
Während in Berlin Prenzlauer Berg die dort allgegenwärtige Mütter-Armada Mode vorwiegend über Zopfgummis, Schlabberlook und einen Bugaboo Frog als wichtigstes Accessoire definiert, zeigt ein Blog aus New York seit Januar 2011, dass es auch anders gehen kann. „The Glow“ von Violet Gaynor und Kelly Stuart porträtiert „fashionable moms“ – also Mütter, deren Sinn für gutes Aussehen und Stil nicht durch Schwangerschaftshormone oder den Milcheinschuss getrübt worden ist.
Es ist ein Mikrokosmos, durch den man sich klickt. Sowohl die Macherinnen, als auch die Frauen, die vorgestellt werden, sind in der Welt der schönen Dinge zuhause. Sie arbeiten hauptsächlich in der Mode als Unternehmerinnen, Designerinnen, Innenarchitektinnen oder Künstlerinnen. Von schönen Dingen umgeben zu sein und sich mit ihnen zu beschäftigen, sind sie also gewohnt. Trotzdem gewinnt man nicht den Eindruck, dass es sich dabei um eine oberflächliche Welt handelt.
Die modischen Mamis sehen auf den Fotos nicht unnatürlich oder gestellt aus. Die Bilder sind mit kleinen Interview-Zitaten untermalt. Beim Betrachten und Lesen fühlt es sich an, als würde man diesen Müttern und ihren Kindern einen Kurzbesuch abstatten. Freundlich laden sie in ihr Heim. Erzählen von der Geburt, den Besonderheiten ihrer Babies, ihrer Familie – und ihrem Beruf. Diese puzzleartigen O-Töne, gepaart mit den entzückenden Fotos von ihnen mit ihrem Nachwuchs, vermitteln einen Einblick in ihr Leben und definieren sie als Frau – und Mutter.
Dadurch wird die Welt, in der sie leben, kreiert und die Fotos bekommen Tiefe; man kann sich leicht mit diesen Frauen identifizieren. Selbst Mütter, die nicht in Manhattan oder Brooklyn wohnen, können Gemeinsamkeiten mit diesen modischen Mamis entdecken. Zumindest teilen sie dieselben Sorgen, wenn schon nicht die Designer-Wohnung oder den mit Designer-Teilen gefüllten begehbaren Kleiderschrank. Ob man dem Kind, dem Mann, sich selbst gerecht werden kann. Ob das, was man macht, wirklich richtig ist. Die Rolle der schönsten Mutter der Welt beherrschen sie jedenfalls perfekt.
Einer Single-Mutter hingegen, die Karriere und Familie zugleich handeln muss und die 14, 15 Stunden auf Trab ist, werden die Porträts mitunter etwas zu blitzeblank aufpoliert daherkommen. Sie wird froh sein, wenn sie für einen Moment die Beine hochlegen kann. Grundsätzliche Gedanken um sich selbst oder das persönliche Styling müssen oftmals praktischen Fragen weichen: Wann hat das Kind den nächsten Zahnarzttermin, Elternabend, Judo- oder Gitarrenkurs? Und wie schaffe ich meine Verpflichtungen als Mutter mit meiner Karriere unter einen Hut zu bringen?
Ein kleiner Trost bleibt. Spätestens, wenn „fashionable moms“ Designer-Shirt vom Nachwuchs mit Karottenbrei beschmiert wird, kann auch die Prenzlauer Berg-Mutti aufatmen. Das Fleckenmonster ist nämlich der natürliche Feind für geschmackvolles Styling und Interieur. Was wiederum für den Schlabberlook spricht.
Quelle: The Glow, 14.02.2012
Kommentar verfassen