Wohnungsnot bei Alleinerziehenden

von | 23. Juni 2019

Alleinerziehende haben oft Schwierigkeiten, eine passende und bezahlbare Wohnung zu finden. Hier einige Tipps für Alleinerziehende auf Wohnungssuche.

Alleinerziehende sind überdurchschnittlich häufig von Armut betroffen, viele leben unter dem Existenzminimum und deshalb können sie sich kaum eine passende Wohnung leisten. Außerdem kämpfen Alleinerziehende mit vielen Vorurteilen. Alleinerziehend zu sein, kleine Kinder zu haben, vielleicht noch ein Tröste-Haustier im Schlepptau und ein geringes Einkommen – all das sind schlechte Voraussetzungen bei der Wohnungssuche. Die Wohnungsnot macht Vermieter wählerisch, können sie sich doch für das kinderlose Akademiker-Ehepaar entscheiden. Doch Alleinerziehende sollten nicht verzagen und vielleicht auch mal ungewöhnliche Wege bei der Wohnungssuche gehen.

Die Situation von Alleinerziehenden auf dem Wohnungsmarkt

Laut dem Armutsbericht der Stadt München ist Wohnungsnot eine extreme und sichtbare Form der Armut. Vor allem junge Alleinerziehende sind von Armut und Wohnungslosigkeit betroffen. In der Altersgruppe der Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren leben 43% unter der Münchner Armutsschwelle. Von den Alleinerziehenden bezieht dort mehr als jeder Vierte Hartz-IV-Leistungen. In anderen Städten dürfte es sich ähnlich oder noch katastrophaler verhalten. Von Armut betroffene Alleinerziehende werden bei der Vermittlung einer Sozialwohnung mit höchster Dringlichkeit eingestuft. Das bedeutet aber nicht, dass sie schnell eine Sozialwohnung bekommen. In München warten fast 17500 Haushalte auf eine Sozialwohnung. Allerdings konnte München im Jahr 2017 nur 3830 Sozialwohnungen vergeben. Es gibt schlichtweg keinen Wohnraum! Um Alleinerziehende mit Kindern vor der Obdachlosigkeit zu schützen, werden ihnen Zimmer in städtischen Unterkünften für Wohnungslose zugewiesen, sie kommen in Pensionen, Clearinghäusern oder Notunterkünften unter. Natürlich ist es besser, hier zu wohnen als auf der Straße zu leben, aber wie mag das auf die Alleinerziehenden und ihre Kinder wirken? Was macht es mit ihrer Entwicklung, mit ihrem Selbstbild und fühlen sie sich dadurch nicht stigmatisiert? An den Rand der Gesellschaft gedrängt?

Zufriedenheit der Alleinerziehenden mit ihrer Wohnsituation

Die Wohnung hat eine besondere Bedeutung für die Entwicklung der Kinder. Am besten ist es, sie wohnen in einer ausreichend großen, bedarfsgerecht geschnittenen und ausgestatteten Wohnung mit Zugang zum Freien und mit sicheren Spielmöglichkeiten in der Nähe. Kurze Wege zu Kita, Schule und Ärzten sowie Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe sind ebenfalls wichtig. Das alles spiegelt sich neben dem Mietpreis in der Zufriedenheit mit der Wohnsituation wider.
Relativ glücklich können sich alleinerziehende Mütter und Väter schätzen, die ein Eigenheim bewohnen. Allerdings wohnt laut dem ZEFIR-Forschungsbericht: Band 6: Alleinerziehende in Nordrhein-Westfalen nur jeder fünfte alleinerziehende Elternteil im Eigentum. Im Durchschnitt lebt eine Familie übrigens auf 113 Quadratmetern und jedem Familienangehörigen stehen 32 Quadratmeter zur Verfügung. Davon können Alleinerziehende in einer Notunterkunft nur träumen! Sie bewohnen kleinere Wohnungen, falls sie überhaupt eine Familienwohnung haben und zahlen dafür einen durchschnittlich höheren Quadratmetermietpreis. Da ihr Einkommen geringer ist, als das in Paarfamilien, geht prozentual betrachtet auch noch mehr Geld für die schlechtere Wohnung drauf. Kein Wunder, dass Alleinerziehende mit ihrer Wohnsituation dreimal unzufriedener sind als die klassische Paarfamilie.

Alternative Wohnkonzepte für Alleinerziehende

Die Wohnungsnot macht zuweilen erfinderisch. Das zeigt sich in der immer größer werdenden Beliebtheit von alternativen Wohnkonzepten wie Tiny-Houses, Mehrgenerationenhäusern oder Bauwagensiedlungen. Größere und bezahlbarere Wohnungen liegen oft in weniger beliebten Orten, kleineren Städten oder in Randlagen. Dort zu wohnen muss nicht unbedingt von Nachteil sein. Oftmals ist es hier idyllischer und kinderfreundlicher! Ein Umzug aufs Land? Warum nicht! Alleinerziehende sollten sich außerdem über Projekte zum Thema „Wohnen gegen Mithilfe“ informieren. Oftmals reizende Seniorinnen und Senioren wohnen in inzwischen viel zu großen Häusern und bieten Wohnraum gegen (kleinere) Hilfsarbeiten an. Wer kein passendes Angebot findet, könnte eine Wohngemeinschaft gründen. Vor allem andere Alleinerziehende könnten Interesse haben und zusammen lässt sich der Alltag und auch die Miete viel besser stemmen. Wer einfach mal seine Gedanken schweifen lässt, kommt womöglich auf tolle Einfälle. Das passierte zumindest Jill und Ole Grigoleit. Sie sind zwar nicht alleinerziehend, aber waren von der Wohnungsnot ebenso betroffen. Die beiden kehrten den klassischen Wohnungen den Rücken und leben auf einem Hausboot! Wer alles über ihre verzweifelte Wohnungssuche und den Weg hin vom Land aufs Wasser nachlesen möchte, dem sei ihr Buch „Heimathafen“ empfohlen.

Quelle der Münchner Zahlen: Süddeutsche Zeitung

Foto: Jürgen Fälchle – Fotolia.com
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