Tiere an Weihnachten verschenken?

von | 18. November 2020

Jedes Jahr stehen Tiere auf den Wunschzetteln von Kindern. Doch Hunde, Katzen, Kaninchen und andere Tiere sind kein geeignetes Weihnachtsgeschenk.

Haustiere sind niedlich, kuschelig und einfach zum Liebhaben. Tiere können ein treuer Begleiter und eine emotionale Stütze für Kinder sein. Kein Wunder, dass sich viele Kinder ein Haustier wünschen. Diese Sehnsucht nach Hund, Katze oder einem anderen Tier findet sich Jahr für Jahr auf vielen Wunschzetteln. Zoohandlungen, Züchter und private Anbieter haben ein breites Angebot an „lebendigen Weihnachtsgeschenken“ parat. Doch Tiere sollte man an Weihnachten nicht verschenken.

Tiere als Weihnachtsgeschenk

Jedes Jahr werden kurz nach Weihnachten viele Tiere in den Tierheimen abgegeben oder ausgesetzt, wenn das Tier Probleme bereitet oder das Kind sein Interesse an ihm verloren hat. Tierheime und seriöse private Tierhilfeorganisationen pausieren vor Weihnachten bis über die Feiertage häufig mit ihren Vermittlungen, denn sie wissen um die Problematik der „lebenden Weihnachtsgeschenke“. Ein Haustier zu halten ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die von der gesamten Familie getragen werden muss.  Haustierhaltung ist zeit- und kostenintensiv, kann nervenaufreibend sein und erfordert auch Verzicht, ein funktionierendes Netzwerk sowie langfristige Planung. Das Tier lebt in der Familie schließlich mehrere Jahre oder Jahrzehnte und es will vorab wohl überlegt sein, wie es mit dem Tier nach Weihnachten im Alltag und in besonderen Zeiten wie Urlaub, Krankheit usw. weitergeht.

Haustiere nicht an Weihnachten verschenken

Wenn sich eine Familie für ein Tier entscheidet, sollte es dieses nicht ausgerechnet an Weihnachten in die Familie einführen. Alle sind aufgeregt, gestresst und nervös. Auf die Familie kommt an Weihnachten mehr zu als sich nur um ein neues „Familienmitglied“ zu kümmern, auf seine Bedürfnisse und Anforderungen einzugehen und das Mehr an Arbeit, die ein Tier mit sich bringt, zusätzlich zu stemmen. An den Feiertagen kommt vielleicht Besuch oder man ist eingeladen, es herrscht ständige Anspannung, nichts ist alltäglich und routiniert. Für ein Tier bedeutet das argen Stress, welcher seine Angst vor der neuen Situation verstärkt. Ein ruhiges, entspanntes Kennenlernen ist kaum möglich. Das Tier kann sogar Verhaltensstörungen entwickeln, schlecht oder gar nicht fressen, sich ständig verkriechen oder unsauber werden.
Die Eingewöhnungszeit eines Tieres dauert je nach Alter, Tierart und Vorerlebnissen mehrere Wochen. Doch bereits sieben Tage nach Heiligabend ist Silvester! Die Böllerei bedeutet für Tiere puren Stress, kann sie (erneut) verstören oder ihnen sogar Todesangst einjagen. Umso schlimmer ist dies, wenn sie noch keine feste Bindung zum Menschen aufgebaut haben, von dem sie sich Schutz versprechen.

Haustiere sind keine Spielsachen

Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass an Weihnachten oftmals Kleintiere verschenkt werden wie zum Beispiel Kaninchen. Kinder streicheln sie gerne oder möchten mit ihnen kuscheln wie mit einem Stofftier, ihnen Kunststücke beibringen, Kleidchen anziehen oder anderweitig mit ihnen spielen. Doch Kaninchen sind wie viele andere Kleintiere Fluchttiere, die große Angst vor Kontakt haben können. Auch Hunde und Katzen reagieren dann womöglich mit natürlicher Abwehr, indem sie beißen oder kratzen, fauchen, bellen oder schnappen. Dann hat das Tier seine Funktion als süßes Kuscheltier nicht erfüllt und man will sich genauso wie von einem Spielzeug als unpassendes Weihnachtsgeschenk wieder trennen. Materielle Geschenke können bei Nichtgefallen oder Problemen umgetauscht werden, ein Tier nicht!

Alternativen zu Haustieren als Weihnachtsgeschenk

Es ist grundsätzlich positiv zu bewerten, wenn sich ein Kind für Tiere interessiert. Doch wenn ein Haustier nicht zum Lebensalltag passt, der Vermieter die Tierhaltung untersagt, das Kind noch zu klein ist, um Verantwortung zu übernehmen, jemand eine Allergie hat oder nicht genügend Geld für artgerechtes Futter, Tierarztbesuche, Steuern, Katzenstreu, Käfig, Urlaubsbetreuung usw. da ist, gibt es genug Möglichkeiten für Kinder, um sich mit Tieren zu beschäftigen. Sachbücher sind gut geeignet, um mehr über Tiere zu erfahren. Tierheime, Tierschutzvereine oder private Tiervermittler bieten Patenschaften an. Gassigehen mit Hunden aus dem Tierheim oder der Nachbarschaft, auf die Katze einer Freundin im Urlaub aufpassen, sich bei den Tierfreunden oder anderen Organisationen zu engagieren, bringt Kindern Tiere näher. Das Kind lernt dabei viel über sich selbst und erfährt mit der Zeit, welches Tier überhaupt zu ihm passt.

Haustier kaufen: Was man vorher wissen sollte

Entscheidet sich die Familie dennoch für ein Haustier, dann bitte nicht direkt an Weihnachten. Der erste Weg zum Haustier sollte ins Tierheim oder zu einer Tierschutzorganisation führen (auch über deren Webseiten). Dort gibt es viel zu viele Tiere, die auf ein liebevolles Zuhause warten. Die Tierpfleger kennen den Charakter, das Verhalten und die Krankheitsgeschichte ihrer Tiere oftmals sehr gut und können die Familie beraten, welches Tier gut zu ihnen passen würde. Sie kommen häufig vor der Vermittlung nach Hause, schauen sich die Umgebung an und haben Tipps, was tiersichere Einrichtung, Freigang usw. betrifft. In der Regel sind sie auch als Ansprechpartner bei Problemen oder Unsicherheiten nach der Vermittlung da.
Absehen sollte man zunächst von einem Tierkauf bei (Hobby)Züchtern, da bei einigen Rassen Erbkrankheiten weitergezüchtet werden, die viel Leid und den vorzeitigen Tod der unschuldigen Tiere bedeuten können. Katzen mit Schlappohren, Hunde mit knautschiger Schnauze oder Tiere mit weißem Fell sind häufig krank und durch Qualzucht entstanden. Qualzucht ist eigentlich verboten! Wer mehr zum Thema Rassetiere wissen möchte, dem sei „Das Kuscheltierdrama“ von Achim Gruber (Droemer) empfohlen. Hier spricht der Tierpathologe über das stille Leiden der Haustiere.

Außerdem ist es wichtig, sich umfassend mit biologisch artgerechter Ernährung der Tiere zu beschäftigen. Fertigfutter steht in der Kritik, da die Inhaltsstoffe oft nicht klar deklariert werden, Zutatenlisten fehlen und Unverträgliches beinhaltet sein kann. Fertigfutter kann Krankheiten bei den Tieren verursachen. Ein Buch, das aufzeigt, wie die Futterindustrie Tiere krank macht, ist „Katzen würden Mäuse kaufen“ von Hans-Ulrich Grimm (Knaur).

Foto: Canva.com
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