Kinder zu Hause zum Lernen motivieren
von Dr. phil. Sonja Deml | 27. März 2020
Sind die Schulen geschlossen, bedeutet das für Kinder nicht automatisch, dass sie Ferien haben. Sie sollten dennoch zu Hause lernen. Tipps zur Motivation…
Die Schulen hierzulande sind aufgrund der Corona-Krise geschlossen. Das ist für Eltern und Kinder eine große Herausforderung. Einerseits freuen sich die Schüler ausschlafen zu können, andererseits vermissen sie ihre sozialen Kontakte und das gemeinsame Lernen in ihren Klassen. Vor allem ältere Jahrgänge haben Bedenken, ob der Stoff zu schaffen ist oder die Prüfungsvorbereitungen ausreichen. Während Oberstufenklassen sich bereits selbst gut strukturieren können, benötigen Jüngere meist noch die Unterstützung ihrer Familie. So kann es funktionieren…
Lernstoff mit der Schule abklären
Eltern können bei der Klassenleitung oder bei den einzelnen Fachlehrern nachfragen, welchen Stoff die Kinder zu Hause bearbeiten sollten und welcher Wissensstand nach der unterrichtsfreien Zeit verlangt wird. In der Regel erteilen die Schulen genügend Aufgaben bzw. stellen Lernstoff für die unterrichtsfreie Zeit bereit. Sollten Eltern das Gefühl haben, dass das Material nicht ausreichend ist oder ein Kind zu einem speziellen Thema mehr Lernbedarf hat, könnten sie die Schulen bitten, ihnen weiteres Lernmaterial zur Verfügung zu stellen. Damit nicht alle Eltern einzeln diese Anfragen stellen, sollten die Klassenelternsprecher dies in die Hand nehmen, um sicherzustellen, dass alle Kinder auf demselben Lernstand sind. Das nimmt den Kindern auch die Angst, hinter den anderen beim Schulstart zurück zu bleiben. Klare Vorgaben sind hierbei unerlässlich.
Werden Eltern mit dem freien Lernen allein gelassen, könnten Kinder aus bildungsferneren Schichten, die weniger Zugang zu technischen Möglichkeiten oder Wissenskanälen haben, benachteiligt sein. Außerdem sind Eltern, die beruflich sehr eingespannt sind, oftmals nicht mehr in der Lage, sich zeitintensiv um die Beschaffung von passendem Lernstoff zu kümmern. Das Lernniveau in der Klasse und der Wissensstand driften nach der unterrichtsfreien Zeit möglicherweise weit auseinander.
Das Lernen zu Hause strukturieren
Gerade Grundschulkinder haben oftmals noch Probleme mit dem selbständigen Arbeiten. Sie brauchen Unterstützung von den Eltern und feste Strukturen. Deshalb sollten Kinder zeitig schlafen gehen, damit sie nicht bis mittags im Bett liegen. Selbstverständlich sollten die Kinder ihrem natürlichen Schlafbedürfnis nachkommen dürfen und möglichst stressfrei in den Tag starten. So gegen 9h oder 10h sollten sie allerdings bereit sein, sich dem ersten Lernstoff zu widmen. Wie in der Schule auch wechseln sich Lern- und Erholungsphasen ab. In den Pausen ist es gut, dem Kind Obst, Gemüsesticks, zuckerfreie Müsliriegel, Nüsse und Getränke anzubieten. Mittags sollte es eine längere Pause mit einem gesunden und leicht verdaulichen Mittagessen geben, damit das Kind danach noch ein bisschen weiterlernen kann.
Stundenplan für zu Hause erstellen
Die Kinder müssen sich beim Lernen zu Hause nicht strikt an den Stundenplan der Schule halten. Vielmehr motiviert es Schüler, selbst mitentscheiden zu können, was sie in welcher Intensität und wann lernen. Die einen Kinder lieben Deutsch und genießen es, nun viel Zeit zum Lesen zu haben. Andere möchten ihre Fremdsprachenkenntnisse erweitern und wiederum andere rechnen den ganzen Tag wie wild. Bei der Erstellung eines Stundenplans für zu Hause dürfen Eltern auf keinen Fall die sogenannten Spaßfächer wie Sport, Musik, Werken und textiles Gestalten, Kunst, Ethik usw. vergessen. Kinder lassen sich gut zum Lernen motivieren, wenn ein neues Fach aus ihrem Interessensgebiet eingeführt wird, wie zum Beispiel Astronautenkunde, Fußball, Katzenkunde, Kochen. Möglichst praxisnah zu lernen und Spaß am Lernstoff zu vermitteln, ist die beste Motivation für Kinder – Experimente durchführen, Videos zum Thema anschauen, Wettrechnen, Vorlesewettbewerbe starten, selbst eine Geschichte schreiben, den HSU-Unterricht ins Freie verlegen oder sich in einer Fremdsprache unterhalten sind einige Möglichkeiten. Lasst eurer Fantasie freien Lauf…
Lernerfolge festhalten
Es wirkt unglaublich motivierend, wenn die Lernerfolge festgehalten werden. Das kann in Form eines Lerntagebuchs sein, mit einem Stempel, einer aufmunternden Bemerkung auf dem Arbeitsblatt oder mit einem Belohnungssystem. Grundschüler könnten zum Beispiel jedes Fach mit einer Farbe versehen und wenn sie 30 Minuten an einem Thema gearbeitet haben, kommt der entsprechende farbige Strich in den Kalender. Wenn sie eine bestimmte Anzahl bunter Striche beisammen haben, wird ein ideeller oder materieller Wunsch erfüllt.
Die schönste Motivation fürs Lernen zu Hause ist übrigens Lob. Kinder genießen es, wenn sie für ihre Leistungen Anerkennung in Form eines ehrlich gemeinten Lobes erhalten. Das pusht sie beim Lernen sehr!
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