Immer mehr Jugendliche sind depressiv
von Dr. phil. Sonja Deml | 28. April 2025
Die Zahl der Depressionen bei Jugendlichen steigt seit Jahren kontinuierlich an. Welche Gründe, Symptome und Hilfen gibt es?
Spätestens seit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Schulschließungen ist klar: Immer mehr Jugendliche sind von Depressionen betroffen. Jugendliche befinden sich in einer sensiblen Umbruchphase ihres Lebens und benötigen ein Umfeld, das durch Ehrlichkeit, Stabilität und Sicherheit geprägt ist.
Depression im Jugendalter: die Gründe
Die Ursachen einer Depression im Jugendalter sind individuell und komplex. Sowohl biologische als auch psychosoziale Faktoren spielen eine Rolle. Genetische Veranlagung und traumatische Erfahrungen gehören zu den häufigsten Auslösern. In den letzten Jahren rücken Cybermobbing, ständige Vergleiche auf sozialen Medien, Internet- und Computersucht sowie Realitätsverlust zunehmend in den Fokus.
Darüber hinaus können hormonelle Schwankungen in der Pubertät, starker schulischer Leistungsdruck, die Trennung der Eltern, der Verlust einer geliebten Person oder der erste Liebeskummer Depressionen auslösen. Auch introvertierte Jugendliche ohne Vertrauenspersonen oder solche, die sich nicht trauen, um Hilfe zu bitten, sind besonders gefährdet. Aktiv oder passiv erlebte Gewalt sowie Zukunftsängste tragen ebenfalls zur Entstehung einer Depression bei.
Symptome einer Depression bei Teenagern
Die Anzeichen einer Depression im Jugendalter sind oft schwer zu erkennen, da viele Symptome wie schlechte Laune, Stimmungsschwankungen oder Konzentrationsschwierigkeiten auch Teil der normalen Pubertät sind. Dennoch gibt es Warnsignale, die beachtet werden sollten:
- Psychische Symptome: Anhaltende Traurigkeit, Selbstzweifel, Ängste und ein Gefühl der Überforderung.
- Soziale Veränderungen: Rückzug aus dem sozialen Umfeld, vermehrte Flucht in virtuelle Welten.
- Körperliche Symptome: Schlafstörungen, übermäßiges Schlafbedürfnis, Kopfschmerzen sowie deutliche Gewichtsschwankungen.
- Gefährdung: Bei fortgeschrittener Depression können Suizidgedanken oder -versuche auftreten.
Behandlung einer Depression bei Jugendlichen
Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen. Erste Schritte können Gespräche mit Vertrauenspersonen, das Lesen von Ratgeberliteratur oder der Besuch von Beratungsstellen sein.
In schwereren Fällen erfolgt die Behandlung durch Kinder- und Jugendpsychologen oder -psychiater. Eine gute Beziehung zwischen Therapeut und Patient ist hierbei essenziell. Therapien können als Einzel- oder Familientherapie erfolgen, oft in Form von Gesprächs- oder Verhaltenstherapie. Während einige Jugendliche bevorzugen, ihre Gedanken zu teilen, suchen andere praktische Ansätze zur Problemlösung. Bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung ist eine stationäre Therapie notwendig.
Prävention
Um Depressionen vorzubeugen, sollten Eltern ein offenes, vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Kindern pflegen. Bei ersten Anzeichen von Problemen hilft ein Gespräch, das ohne Schuldzuweisungen oder Pathologisierung geführt wird. In vielen Fällen lassen sich depressive Stimmungen durch rechtzeitige Unterstützung und Gespräche mildern oder vermeiden.
Foto: depositphotos.com
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