Die Wochenbettdepression
von Dr. phil. Sonja Deml | 9. Januar 2017
Traurig statt überglücklich: Ein Stimmungstief nach der Geburt kann eine Wochenbettdepression sein. Symptome, Ursachen und Tipps für Betroffene…
Die Wochenbettdepression wird auch postpartale Depression genannt und sie trifft viele Frauen nach der Geburt. Schätzungen zufolge könnten 20-80% der jungen Mütter darunter leiden. Die Dunkelziffer ist hoch, da sich viele Frauen genieren, darüber mit jemandem zu sprechen. Sie fühlen sich schuldig und glauben, eine schlechte Mutter zu sein, weil sie ständig heulen statt überglücklich mit ihrem Baby zu sein.
Die Symptome der Wochenbettdepression
Zu Beginn der Wochenbettdepression wird diese oftmals als solche gar nicht erkannt und sie wird mit den sog. Heultagen verwechselt. Die Heultage, auch Babyblues genannt, können einige Tage nach der Geburt auftreten, wenn die Hormone aus dem Gleichgewicht sind. So plötzlich wie die Heultage gekommen sind, verschwinden sie meistens auch wieder und alles ist gut. Hält das ständige Weinen allerdings an und kommen noch weitere Symptome wie Antriebslosigkeit, permanente Müdigkeit und Erschöpfung, Unruhe, Niedergeschlagenheit, Schuldgefühle, Versagensängste, Gefühle der Überforderung und Minderwertigkeitskomplexe dazu, dann deutet das auf eine Wochenbettdepression hin. Ein weiteres Anzeichen ist das Gefühl, keine Liebe empfinden zu können. Im schlimmsten Fall geht die postpartale Depression mit Suizidgedanken einher.
Ursachen der postpartalen Depression
Neben hormonellen Ursachen können körperliche, soziale oder seelische Faktoren zur Entstehung einer Wochenbettdepression beitragen. Auch eine vorangegangene (unbehandelte) Schwangerschaftsdepression kann eine Wochenbettdepression begünstigen sowie bereits aufgetretene Wochenbettdepressionen nach früheren Schwangerschaften. Schwangerschaftskomplikationen, eine Schilddrüsenunterfunktion, traumatische Geburtserlebnisse, mangelnde Unterstützung, aber auch eine Häufung von Depressionen in der Familie können ursächlich sein. Frauen mit einem starken Perfektionismusstreben sind stärker gefährdet. Überhöhte Erwartungen der Frau an sich selbst oder ihres Umfeldes an sie als Mutter können ebenfalls zu einer postpartalen Depression führen. Die Ursachen sind individuell und manchmal kommen auch mehrere Faktoren zusammen, die letztendlich eine Wochenbettdepression auslösen.
Wochenbettdepression: Tipps für Betroffene
Depressive Mütter schämen sich und sie möchten ihren Zustand am liebsten verbergen. Dabei ist es aber enorm wichtig, sich dieser Erkrankung zu stellen, denn der Versuch, die Wochenbettdepression zu unterdrücken oder zu verheimlichen, macht sie nur noch schlimmer. Frauen mit einer postpartalen Depression brauchen Unterstützung von ihrem Partner, von ihrer Familie und von guten Freunden sowie professionelle Hilfe, die sie bei Ärzten, Hebammen oder in Selbsthilfegruppen finden können. Es ist absolut keine Schande, sich Hilfe zu holen, sondern eine Stärke, zu seiner Depression zu stehen und ihr ein Ende setzen zu wollen. Eine Wochenbettdepression lässt sich je nach Schweregrad durch eine Gesprächstherapie lösen oder sie wird zusätzlich medikamentös behandelt. Alleine von Psychopharmaka geht keine Wochenbettdepression weg, da die betroffenen Frauen auch Gesprächsbedarf haben und sich ihre Probleme im wahrsten Sinne des Wortes von der Seele reden sollten.
Depressive Mütter sollten nie vergessen, dass sie mit ihrem Problem nicht alleine sind. Sogar Jennifer Lopez, Gwyneth Paltrow oder Kendra Wilkinson litten nach der Geburt ihrer Kinder unter eine postpartalen Depression, die sie mit professioneller Hilfe überwunden haben. Alanis Morisette gibt zu, viel zu lange gewartet zu haben, bis sie sich jemandem anvertraute. Doch jetzt sind alle Promi-Mütter glücklich mit ihren Kindern. Und das kannst du auch sein!
Foto: thingamajiggs – Fotolia.com
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