Kinder richtig loben

von | 20. Oktober 2022

Kinder möchten gelobt werden. Ein Lob kann das Selbstvertrauen stärken, doch dabei gibt es für Eltern einiges zu beachten.

Kind lobenWir möchten kluge, glückliche und selbstsichere Kinder, deshalb loben wir sie möglichst oft, um sie zu stärken und zu motivieren. Doch Vorsicht: Zu viel oder falsches Lob kann Kinder unglücklich machen, sie verunsichern und ihnen die Motivation nehmen. Warum das so ist, verraten uns Jessica Joelle Alexander und die dänische Familienberaterin Iben Dissing Sandahl. Beide kennen sich mit den Erziehungsgeheimnissen des glücklichsten Volks der Welt aus und wissen, welche Rolle richtiges Lob spielt.

Kinder zu oft loben

Vermutlich loben wir unsere Kinder heutzutage mehr als wir von unseren Eltern gelobt wurden. Eltern glauben, durch viel Lob und Anerkennung das Selbstvertrauen ihrer Kinder zu stärken. Auch Alltagsstress, Hektik und Abwesenheit führen dazu, Kinder zu oft über den “grünen Klee” zu loben. Das Lob dient dann als Kompensation des schlechten Gewissens.
Häufiges Lob kann auf Kinder wie ein Urteil wirken, genauso kontrollierend oder schädlich wie Kritik. Eltern üben mit Lob eine Macht aus und Kinder, die ständig gelobt werden, fühlen sich dadurch beurteilt und auf das Lob angewiesen. Sie schaffen es nicht, sich selbst wertzuschätzen und brauchen ständig Anerkennung von außen. Bescheidenheit oder eine innere Zufriedenheit mit sich und seinen Fähigkeiten kann so kaum entstehen.

Kinder ehrlich loben

Eltern bekommen zum Beispiel ein schnell hingekritzeltes Bild geschenkt und loben ihr Kind: “Du bist ein wahrer Künstler, echt superspitze, vielen Dank.” Noch ein Küsschen und die Eltern wenden sich wieder ab. Das ist unehrlich, denn die Eltern interessieren sich gar nicht für das Bild. Sie wissen weder was gemalt wurde und noch was das Kind ausdrücken wollte. Es wird mit einem Lob abgespeist. Besser wäre es, das Bild und somit das Kind ernst zu nehmen und zu fragen, was es dargestellt hat, ob das Mädchen auf dem Bild traurig schaut usw. Kinder sind wahre Lügendetektoren und merken, wenn Eltern unaufrichtig sind. Sie fühlen sich dadurch orientierungslos.
Zudem sollte das Lob nicht übertrieben sein. Natürlich ist es richtig, ein Kleinkind zu loben, das an der Kasse die Äpfel aufs Band legt. Doch wenn es dafür mit minutenlangen Kaskaden überschüttet wird, ist das wenig authentisch und es bleibt kaum Luft nach oben für aufrichtiges Lob herausragender Leistungen, die das Kind einmal erbringen wird.

Prozessbezogenes Lob

Kinder sollten nicht für ihre Anlagen, sondern für ihre Anstrengung gelobt werden. Wenn ein Kind z.B. für seine Intelligenz gelobt wird, sieht es seine Intelligenz als feste Größe, auf das es sich verlässt (fixierte Haltung). Die Forschungsarbeit der Psychologin Carol Dweck belegt, dass sich diese Kinder weniger beim Lernen anstrengen. Sie bekommen sogar Angst, da ihnen Anstrengung das Gefühl gibt, dumm zu sein. Kinder hingegen, die nicht für ihre Intelligenz, sondern für das Ergebnis ihrer Anstrengung gelobt werden, bemühen sich, ihre Fähigkeiten
zu erweitern (lernorientierte Haltung). Für sie ist Lernen wichtiger, denn sie sehen Anstrengung als etwas Positives, mit dem man viel erreichen kann. Anstrengung lässt die Intelligenz wachsen und Erfolgserlebnisse machen glücklich!
Deshalb sollten Eltern prozessbezogen loben. Statt „Toll, du bist so schlau!“ lieber sagen „Ich finde es gut, wie du dich angestrengt hast. Du hast hart gearbeitet und ein super Ergebnis erreicht!“. Prozessbezogenes Lob für Engagement, Ausdauer, Anstrengung, Strategie oder Steigerung des Einsatzes fördert die Motivation und die Resilienz. Diese Kinder werden durch richtiges Lob glücklich, selbstsicher und ausgeglichen!

Zum Nach- und Weiterlesen empfehlen wir das aufschlussreiche Buch „Warum dänische Kinder glücklicher und ausgeglichener sind“ von Jessica Joelle Alexander und Iben Dissing Sandahl (Goldmann Verlag).

Foto: depositphotos.com
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