Betreuungsgeld – Anerkennung für Erziehungsarbeit
von Dr. phil. Sonja Deml | 2. Mai 2012
Elterngeld - Hat die Erziehungsarbeit von Eltern, die ihre Kinder zuhause selbst betreuen und erziehen, die Anerkennung in Form von Elterngeld nicht verdient?
Das Betreuungsgeld ist umstritten. Wenn es als Beitrag verstanden wird, Eltern zu helfen, die ihre kleinen Kinder selbst zuhause versorgen, ist es längst überfällig. Andere hingegen betrachten das Betreuungsgeld als Fernhaltemethode von Frauen aus der Arbeitswelt. Doch geht es um die Arbeitswelt? Nein, es geht um die Kinder und ihre Erziehung und Eltern brauchen dafür Zeit. Das geht nun mal nicht abends von 17.00h bis 19.00h, zwischen Abendbrei füttern, Schlafanzug anziehen und eine kurze Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. Qualität geht vor Quantität, doch wie soll in der kurzen Zeit die ganze Qualität aufgeholt werden?
Das relativ geringe Betreuungsgeld wird meiner Meinung nach kaum Frauen, die gerne arbeiten möchten, davon abhalten. Und viele Frauen entscheiden sich ganz bewusst dafür, drei Jahre bei ihrem Kind zu bleiben, sie verdummen in der Zeit nicht und sie sind dabei auch noch glücklich. Wenn Männer drei Jahre der Kinder wegen zuhause bleiben ist das doch toll, so etwas macht die Runde! Wieso soll das bei Frauen nicht gut sein? Arbeitsmarktpolitiker halten das für verlorene Zeit, denn Frauen sollen doch bitteschön den demografischen Missstand und den Fachkräftemangel beseitigen und sich mittels ihrer Karriere selbstverwirklichen. Kinder werden da als Störfaktoren betrachtet.
Warum ist es super, eine berufliche Auszeit zu nehmen und ewig durch die Welt zu tingeln (macht sich sogar im Lebenslauf gut) und warum ist es nicht so super, eine berufliche Auszeit zu nehmen und die Zeit mit seinem kleinen Kind zu genießen? Das ist mindestens genauso aufregend und Eltern können sehr gut an dieser Aufgabe wachsen. Wenngleich Kindererziehung ungemein anstrengend sein kann. Vielleicht „flüchten“ ja einige deswegen an ihren ruhigeren Arbeitsplatz. Doch die Arbeitswelt ist manchmal nicht sehr schön, nicht jede Frau hat einen Traumjob und manche haben einen, finden ihre Erfüllung jedoch in der Kindererziehung. Mich stört in der Diskussion, dass Kinderziehung als gesellschaftlich weniger wertvoll betrachtet wird. Ist ein Job beim Discounter an der Kasse wichtiger als seinem Kind einen geschützten Raum zuhause zu bieten, in der Nähe seiner wichtigsten und liebsten Bezugsperson? Wer sich als Frau mit Kind minderwertig fühlt, sollte das nicht unbedingt auf die Mutterrolle schieben, sondern dafür sind andere Ursachen auszumachen. Und wer als Mutter nur genervt von seinem Kind ist und es das auch spüren lässt, sollte sich besser stundenweise von ihm trennen.
Im Endeffekt geht es um die Kinder und WIR wollten, dass sie auf die Welt kommen. Die kleinen, hilflosen Wesen hatten keine Wahl. Deswegen müssen wir alles tun, damit es ihnen hier bestens geht. Fragt sich, ob es sehr kleinen Kindern, die den ganzen Tag außer Haus verbringen müssen, wirklich gut geht. Warum machen sie früh morgens eigentlich so viel Terror, klammern sich an die Hosenbeine der Mama oder weinen Rotz und Wasser, wenn der Elternteil sie in die Betreuungseinrichtung bringt? Fragt sich auch, ob es den braven Kindern, denen es offenbar gut gefällt, weil sie nicht negativ auffallen, bestens geht oder sind sie vielleicht apathisch, fühlen sich links liegengelassen und erstarren in ihrer Hilflosigkeit? Studien ergeben, dass der Stresspegel von Kindern in einer Betreuungseinrichtung deutlich erhöht ist und zwar die gesamte Zeit über! Stress wirkt sich negativ auf die Entwicklung von Kindern aus. Und Kinder werden in einer Betreuungseinrichtung nicht besser gefördert als zuhause, auch das hat die Wissenschaft belegt. Auf einen Betreuer kommen sicherlich vier oder sogar mehr Kinder. Und wer kann neben Windeln wechseln, Essen geben etc. hier noch so viele Kinder gleichzeitig optimal fördern?
Sind es die paar Euro wirklich wert? Das muss jede/r für sich selbst entscheiden. Kein Politiker, kein Chef und keine Wortführerin der feministischen Debatte wird Ihrem Kind später dafür Rede und Antwort stehen, sondern Sie! Das Betreuungsgeld sollte als Angebot verstanden werden und wer sich dadurch degradiert fühlt, muss es nicht beantragen. Andere freuen sich über die Anerkennung, die sie verdient haben.
Ich wünschte Anerkennung wäre anders formulierbar gewesen. Das Geld nützt jedenfalls wenig in der gesamtgesellschaftlichen aufgeklärten Entwicklung denn die Meisten werden es nehmen – gänzlich unreflektiert.