Singles vermissen Küsse und Zärtlichkeit
von Dr. phil. Sonja Deml | 16. April 2011
Zärtliche Berührungen, Streicheln und Küssen werden von Singles oft vermisst, dabei ist der Austausch von Zärtlichkeiten wichtiger als Sex an sich.
Sich an jemandem anlehnen, vor dem Fernseher kuscheln, in der Löffelchenstellung gemeinsam einschlafen, ein Küsschen zwischendurch oder einfach mal in den Arm genommen zu werden sind Momente, die Singles vermissen. Verschiedenen Studien zufolge ist der Austausch von Zärtlichkeiten wichtiger als Sex an sich. Dabei gilt Küssen als besonders liebevolle Geste.
Berührungen sind ein Grundbedürfnis
Aus der Deprivationsforschung geht hervor, dass Säuglinge im 13. Jahrhundert, die ohne liebevolle menschliche Berührungen und Ansprache aufgewachsen sind, nach kurzer Zeit starben, auch wenn die Nahrungsversorgung und die Körperpflege sowie die medizinische Versorgung gewährleistet waren. Zum Glück wurden solche Versuche eingestellt, die gezeigt haben, dass Berührungen zu den menschlichen Grundbedürfnissen gehören. Auch einige soziale und geistige Entwicklungsstörungen bei Kindern können auf emotionale Vernachlässigung zurückgeführt werden.
76% Singles vermissen Zärtlichkeiten
Dadurch verwundert ein zentrales Ergebnis meiner Studie über Singles nicht, dass mehr als drei Viertel von ihnen Zärtlichkeiten vermissen. Diese Zärtlichkeiten bekommen sie nicht durch spontanen Sex. Vielmehr betonen sie, diese können nur eine harmonische Partnerschaft, die auf Liebe gründet, bieten. Der Anteil von Frauen und Männern ist dabei gleich verteilt. Das Fehlen von Zärtlichkeiten gilt als klarer Nachteil am Single-Sein. Mit dem Austausch von Zärtlichkeiten meinten die Befragten allerdings nicht Sex, sondern herzliche Berührungen, Streicheln, Liebkosungen, das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit, Umarmungen und auch das Küssen.
Küssen ist wichtiger als Sex
Ein inniger Kuss – nicht seichtes Rumknutschen, um sich an jemanden „ranzuschmeißen“ – ist vielen wichtiger als der Sex an sich, denn damit lässt sich Zuneigung besonders gut ausdrücken. Nicht nur Teenies, sondern auch erwachsene Frauen und Männer können stundenlanges leidenschaftliches Küssen genießen, ohne „bis zum Äußersten“ zu gehen.
Flirten als Form von Zärtlichkeit
Zärtlichkeit kann auch verbal vermittelt werden, in Form von Schmeicheleien, also Flirten. Das bringt neben neuen Kontakten, Spaß und Selbstbestätigung auch Freude am herzlichen Umgang miteinander. Und Komplimente hinterlassen oft sogar ein ganz wohliges, angenehmes körperliches Gefühl, sind durchaus spürbar.
Das Berührungsdefizit ausgleichen
Bis zu einem bestimmten Grad lässt sich der Mangel an Zärtlichkeiten ignorieren oder gar kompensieren, aber in ruhigeren Momenten stellt sich der Wunsch danach wieder ein. In einigen Städten gibt es neuerdings Projekte wie „Free hugs“, also das Angebot, sich kostenlos umarmen zu lassen. Das wirkt auf den ersten Blick kurios und ist auch nicht jedermanns Sache, sich von Fremden in den Arm nehmen zu lassen. Zudem muss man das Angebot erst einmal finden sowie Zeit und den spontanen Wunsch danach haben.
Singles klagen mir oft ihr Leid, denn da gäbe es ja niemanden, der zärtlich zu ihnen sein könnte. Dann rate ich diesen Singles, ihr Berührungsdefizit auszugleichen, indem sie doch öfter mal zum Friseur gehen oder sich eine Massage gönnen. Damit wurden gute Erfahrungen gemacht. Alternativ können Sie sich von der besten Freundin oder dem besten Freund mal wieder so richtig fest drücken lassen. Das tut beiden gut.
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