Erstes Treffen: Wann macht es klick?
von Dr. phil. Sonja Deml | 24. Oktober 2011
Ein erstes Treffen entscheidet, ob es klick macht. Die Entdeckung von Ähnlichkeiten, die Entstehung von Nähe und der Ort des ersten Treffens spielen eine Rolle.
Ein Paar sitzt sich im Restaurant gegenüber. Das Gespräch fließt völlig zwanglos dahin. Die beiden sprechen über alles Mögliche: in einem Moment lachen sie über ihre Kinderstreiche, im nächsten Moment beendet einer den Satz des anderen. Die zwei wirken wie ein eingespieltes Team, doch sie kennen sich erst kurz. Schon beim ersten Treffen hat es „klick“ gemacht. Dieser Augenblick ist ein magischer Augenblick. Online zu flirten kann eine wichtige Vorarbeit sein, doch der Klick-Effekt stellt sich nur in persönlichen Begegnungen ein.
Die Macht der Magie
Dass der Funke beim ersten Treffen überspringt, halten die meisten Menschen für Zufall, für etwas Seltenes. Sie schreiben einer ersten Begegnung, die emotional sehr intensiv ist, Magie zu. Schnell stellt sich ein Gefühl der Vertrautheit ein, das Gespräch läuft wie von selbst und es gibt keine peinlichen Pausen oder Befangenheit. Man hat das Gefühl, einfach man selbst sein zu können.
Verletzlichkeit erzeugt Tiefe
Die meisten Gespräche bewegen sich auf einer Ebene, auf der nur einfache Informationen ausgetauscht werden. Doch die Bereitschaft, sich zu öffnen und seine verletzliche Seite zu zeigen, kann einem Gespräch plötzlich mehr Tiefe verleihen.
Nähe durch Nähe
Am Computer zu sitzen ist bequem, es ist effizient und Multitasking ist kein Problem. Es ist sogar verlockend, persönliche Treffen zu vermeiden, doch dabei wird die Möglichkeit übersehen, den Menschen am anderen Ende der Leitung näher zu kommen. Je näher wir einer Person räumlich sind (ohne jedoch die Individualdistanz zu übergehen), desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Entstehung einer bedeutsamen Beziehung. Dieses Phänomen wird „exponentielle Attraktion“ genannt. Zudem ermöglicht ein Rendezvous die Möglichkeit zu endlosen Gesprächen und zu spontanen Entscheidungen, noch irgendwo hin zu gehen. Nähe führt zu einer Bindung, die den Erfolg einer Begegnung maßgeblich beeinflusst und Vertrautheit erzeugt Achtung und Respekt.
Resonanz ist wichtig
Wenn man bei der Unterhaltung Zeit und Raum vergisst, völlig in sich und den anderen versunken ist, nennt man das „Flow“ (nach Mihalyi Csikszentmihalyi). Es kann Resonanz entstehen und das ist eine Qualität, die uns zu anderen hinzieht. Man merkt, wie sich der andere fühlt, kann darauf eingehen und ihn dort abholen, wo er emotional gerade ist. So fühlt sich der Gesprächspartner geschätzt.
Ähnlichkeiten herausfinden
So banal es manchmal ist, erzeugen Ähnlichkeiten Vertrautheit. Hat man sich zwar noch nie gesehen, findet jedoch heraus, dass man schon mal im gleichen Restaurant in einer anderen Stadt war, erzeugt diese Ähnlichkeit ungeheuere Nähe. Es ist eigentlich unwichtig, aber wir hören es gerne. Ähnlichkeiten können eine „Ingroup-Dynamik“ in Gang setzen. Angehörige einer Ingroup halten wir für attraktivere Menschen.
Der Ort des Treffens entscheidet mit
Eine Umgebung kann Vertrautheit erzeugen und bestimmte Umgebungen und Situationen sind einer unmittelbaren Intimität besonders förderlich. Am Ort des persönlichen Treffens sollten Sie sich wohl fühlen. Es sollte die Möglichkeit bestehen, sich ohne Ablenkung aufeinander einlassen zu können. Klassischerweise findet das erste Treffen in einem Restaurant statt, das eine romantische Atmosphäre vermittelt. Wenn man übrigens gemeinsame Herausforderungen meistert, schweißt das zusammen.
Wenn wir den Klick-Effekt erleben, spornt uns das oft zu Höchstleistungen an. Wir fühlen uns wohler, sind kommunikativer und mehr wir selbst. Also unbedingt ein Date vereinbaren!
Quelle: Brafman, Ori/Brafman, Rom (2011): Click. Der magische Moment in persönlichen Begegnungen. Beltz Verlag, Weinheim und Basel
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