Valentinstag weltweit: Lieber Blumen als schwarze Soße
von Ligia D. Tudorica | 9. Februar 2011
Der Valentinstag ist nicht überall auf der Welt gestattet, doch verbieten lassen sich Liebende diesen Tag trotzdem nicht.
From Russia with Love? Nicht am 14. Februar. Im Süden Russlands verbietet eine Stadt den Valentinstag. Weltweit sorgt dieser Feiertag für Aufregung und wird mit teils skurrilen Bräuchen begangen.Kurz vor dem Ehrentag aller Liebenden heißt es im südrussischen Belgorod, „Valentin, njet“! Die Behörden sagten, angeblich besorgt um die spirituelle Sicherheit der mehrheitlich russisch-orthodoxen Bürger, alle Veranstaltungen rund um den 14. Februar ab. Diese Meldung, mag sie sich auch wie ein schlechter Scherz lesen, verfügt über eine gewisse Brisanz.
So hat beispielsweise auch der Vorsitzende des indonesischen “Ulema Rates”, Amidhan, das Feiern des Valentinstags verboten. Seine Begründung, diese Tradition sei un-islamisch und außerdem gleichbedeutend mit der Verbreitung des Christentums.
Valentinstagbräuche in Saudi-Arabien
In Saudi-Arabien warnt eine „Religionspolizei“, die sogenannte Muttawa, davor, traditionelle Valentinstagsbräuche zu praktizieren. Muslime dürfen einander nicht gratulieren, sich nichts schenken und auch nicht beschenken lassen. Und allein der Kauf von verdächtigen Präsenten kann rechtliche Maßnahmen nach sich ziehen. Denn die Muttawa wird wie jedes Jahr vor dem 14. Februar die Blumen- und Geschenkeläden misstrauisch observieren. Die Einwohner des Königreichs, die den Tag der Liebe trotzdem feiern wollen, erledigen ihre Einkäufe daher heimlich einige Wochen früher.
Valentinstag weltwelt: Muslime lieben ihn
In Kuwait klingt die Begründung konservativer Abgeordneter gegen dieses unliebsame Datum ähnlich. Der aus dem Ausland importierte Feiertag sei anstößig, würde junge Muslime verderben und sie ihrer arabischen und islamischen Identität berauben. Doch auch hier setzt sich die Bevölkerung über die Einschränkungen hinweg. Im Februar bieten Geschäfte kleine, rot eingepackte Präsente für Liebende an.
Entgegen der eindeutigen Haltung der jeweiligen Offiziellen gegenüber dem Valentinstag scheinen die meisten Muslime diesen Termin aber zu lieben. Sonst gäbe es einerseits nicht die Notwendigkeit, ihn zu untersagen und andererseits nicht den Wunsch, ihn zumindest im Verborgenen zu begehen. In Dubai finden sich in den riesigen Einkaufspalästen sogar valentinstags-typische Geschenke wie Schmuck, Kissen, Unterwäsche oder Schokolade – alles in Herzform natürlich.
Schnitzel- und Blowjob-Tag
Doch wäre den Verantwortlichen in den genannten Ländern bekannt, wie es um den Valentinstag in unseren Breiten steht, sie müssten sich keine Sorgen machen. So manch einer verwechselt ihn hierzulande mit dem Frauentag. Auf Facebook erreichte mich neulich eine Einladung zum sogenannten „Schnitzel- und Blowjob-Tag“. Der gewitzte Veranstalter ruft zu einer männlichen Gegenveranstaltung am 14. März auf. Seiner Meinung nach ist der Valentinstag ein Feiertag für Frauen, deshalb stünde auch den Männern ein Ehrentag zu. Für seinen Appell für mehr Fleischeslust hat er bereits über 5500 Zusagen. Dass es in manch deutschem Haushalt an Blowjobs mangelt, mag nicht verwundern, aber Schnitzel?
Ursprung des Valentinstages
Übrigens weiß der lustige Erfinder sicher nicht, dass das Leben des Hl. Valentin vom Widerstand gegen die Obrigkeit im Kampf für die Liebe geprägt war. Bischof Valentin von Terni ist am 14. Februar 269 wegen seines christlichen Glaubens hingerichtet worden. Entgegen eines Verbots von Kaiser Claudius II. hat er Liebende heimlich getraut – und den frisch Verheirateten Blumen aus seinem Garten geschenkt. Die Ehen sollen demnach unter einem guten Stern gestanden haben. Bis heute gilt er als Schutzpatron einer glücklichen Verlobung und Heirat. Eines haben die frühen Christen im 3. Jahrhundert und die romantischen Muslime von heute also gemein: Sie waren bzw. sind gezwungen, das Fest für Verliebte versteckt zu begehen.
Valentinstag in Asien
Heute ist von der Ursprünglichkeit dieses Gedankens nicht viel übrig geblieben. Stattdessen wird der Ehrentag des Hl. Valentin zu einer alljährlich wieder kehrenden Kampfansage der Floristen, Juweliere und Chocolatiers. Übrigens, auch wenn der Valentinstag der Feiertag aller Liebenden ist, haben die Japaner, wo das Christentum überhaupt keine Rolle spielt, eine Sonderregel: Am 14. Februar beschenken die Frauen lieb gewonnene Männer mit Schokolade, darunter auch Arbeitskollegen oder den Chef. Dafür dürfen sie sich einen Monat später am „White Day“ über weiße Schokolade als Gegengeschenk freuen. In Südkorea gibt es zusätzlich zu Valentinstag und White Day noch den „Black Day“. Wer sowohl am 14. Februar als auch am 14. März ohne Geschenk bleibt, betrauert dies ein bis zwei Monate später am 14. April und isst „Jajangmyeon“, Nudeln mit schwarzer Soße.
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